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Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Titel: Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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wie die Zypressenreihe rauscht.» Er würde bis zum 15. Mai dableiben, seinem Abfahrtstermin nach Japan, wohin er durch eine amerikanische Stiftung eingeladen worden war, in einem Kloster zu wohnen und unter einem Meister zu studieren. «Inzwischen», schrieb Japhy, «komm und teile mit einem wilden Mann seine dunkle Hütte mit Wein und Wochenendmädchen und guten Speisetöpfen und Holzfeuerwärme. Monahan wird uns Sägeböcke mitbringen, damit wir ein paar Bäume in seinem großen Hof fällen und zersägen und zu Feuerholz zerhacken können, und ich bringe dir alles bei, was zum Holzfällen gehört.»
    Im Laufe des Winters war Japhy in seine Heimat im Nordwesten hochgetrampt, durch Portland im Schnee, weiter durch das blaueisige Gletscherland, schließlich im nördlichen Washington auf die Farm eines Freundes im Nooksack Valley, eine Woche in einer klitzekleinen Beerensammlerhütte und ein paar Kletterpartien. Die Namen wie ‹Nooksack› und ‹Mount Baker National Forest› regten meine Fantasie zu einer herrlichen, kristallenen Vision von Schnee und Eis und Kiefern in dem Fernen Norden meiner Kindheitsträume an … Aber ich stand im sehr heißen April auf der Straße in North Carolina und wartete, dass mich einer mitnahm, was sehr bald ein junger Schüler tat, der mich in eine Kleinstadt namens Nashville brachte, wo ich eine halbe Stunde in der Sonne schmorte, bis mich ein schweigsamer, aber freundlicher Marineoffizier mitnahm, der mich direkt nach Greenville, South Carolina, fuhr. Nach dem ganzen Winter und Vorfrühling von unglaublichem Frieden, in dem ich auf meiner Veranda geschlafen und in meinem Wald geruht hatte, waren die Anforderungen des Trampens härter denn je und verteufelter denn je. In Greenville wanderte ich fünf Kilometer umsonst in der brennenden Sonne, verloren im Labyrinth von Seitenstraßen in der Innenstadt, auf der Suche nach einer bestimmten Ausfallstraße, und kam einmal an einer Art Schmiede vorbei, wo Farbige waren, ganz schwarz und verschwitzt und rußbedeckt, und als ich den heißen Luftstoß fühlte, rief ich aus: «Ich bin auf einmal wieder in der Hölle!»
    Aber auf der Landstraße fing es an zu regnen, und nach ein paar Etappen war ich in der Regennacht von Georgia, wo ich unter dem überstehenden Vordergiebel eines alten Eisenwarenladens auf meinem Rucksack sitzend Rast machte und einen Viertelliter Wein trank. Eine Regennacht, kein Mitfahren. Als der Greyhound-Bus kam, hielt ich ihn an und fuhr nach Gainesville. In Gainesville dachte ich, eine Zeitlang bei den Eisenbahngeleisen zu schlafen, aber sie waren gut eineinhalb Kilometer entfernt, und gerade, als ich mich entschloss, im Rangiergelände des Bahnhofs zu schlafen, kam ein Arbeitstrupp zum Rangieren raus und sah mich, also zog ich mich auf ein unbebautes Grundstück bei den Schienen zurück, aber der Copwagen fuhr dauernd mit eingeschaltetem Suchscheinwerfer umher (hatte wahrscheinlich durch die Eisenbahner von mir gehört, vielleicht auch nicht), also ließ ich es sein, sowieso Mücken, und ging in die Stadt zurück und wartete bei den Lunchbars der Innenstadt, wo helles Licht war, auf einen Wagen; dabei zeigte ich mich offen den Cops, und daher suchten sie nicht nach mir und machten sich über mich keine Gedanken.
    Aber kein Weiterkommen, und es dämmerte schon, darum schlief ich in einem Hotelzimmer zu vier Dollar und duschte und ruhte mich gut aus. Aber welche Gefühle der Heimatlosigkeit und Öde, wieder wie bei der Weihnachtsfahrt nach Osten. Das Einzige, worauf ich wirklich stolz sein konnte, waren meine schönen, neuen dickbesohlten Arbeitsschuhe und mein voller Rucksack. Am Morgen, nach dem Frühstück in einem trüben Georgia-Restaurant mit kreisenden Ventilatoren an der Decke und mucho Fliegen, ging ich auf die schmorende Landstraße raus und wurde von einem Lastwagenfahrer bis Flowery Branch, Georgia, mitgenommen, dann ein paar kleinere Etappen durch Atlanta auf die andere Seite in eine andere Kleinstadt mit Namen Stonewall, wo mich ein dicker, fetter Südstaatler mit einem breitkrempigen Hut einsteigen ließ, der nach Whisky stank und andauernd Witze erzählte und sich zu mir umdrehte, um zu sehen, ob ich lachte, und unterdessen den Wagen über die weichen Bergkuppen jagte und große Staubwolken hinter uns zurückließ, sodass ich ihn, lange bevor er sein Ziel erreichte, bat, mich rauszulassen, und sagte, ich wollte absteigen, um zu essen.
    «Mensch, Junge, ich ess mit dir und fahr dich weiter.» Er war

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