Ganz die Deine
Iván auch was dazugeben?«
»Nein.«
»Der ist echt so ein Riesenarschloch.«
» … «
»Wie viel brauchst du noch?«
»Ungefähr fünfhundert.«
»Und, was willst du machen?«
»Klauen.«
»Spinnst du?«
»Nein, ich klau bei meiner Mutter.«
»Aber das merkt die doch.«
»Ja, aber sagen kann sie trotzdem nichts.«
»Wieso …?«
»Weil sie bei meinem Vater klaut.«
» … «
»Sie versteckt Geld in der Garage, hinter einem Ziegelstein.«
12
Ich fuhr nach Hause zurück. Zuallererst versteckte ich die Beweisstücke im Hohlraum in der Wand. Dazu zog ich mir die Handschuhe wieder an. Die Pistole passte nicht hinein, sodass ich sie schließlich im Kofferraum meines Wagens unter dem Ersatzreifen verbarg. Jetzt blieb mir nicht mehr viel zu tun. Ein bisschen aufräumen, die Tassen vom Frühstück abspülen.
Bevor ich loslegte, tauschte ich das Kleid gegen bequeme Hauskleidung. Um drei Uhr nachmittags war alles fertig. »Jetzt habe ich mir ein Päuschen verdient«, sagte ich mir, ließ mich mit einer Tasse Kaffee in einen der Wohnzimmersessel sinken und entspannte. Aber länger als eine Viertelstunde hielt ich es nicht aus – in aller Ruhe abwarten, bis Ernesto kam und alles erzählte, dazu war ich nicht imstande. Ich fing an zu putzen. Eigentlich war alles sauber, aber ich nahm mir die Dinge vor, für die sonst keine Zeit bleibt. Ich wischte mit dem Staubtuch die Möbel ab, polierte sämtliche Metallteile, bohnerte. Ich buk sogar einen Kuchen. Um fünf war ich fix und fertig. Und nervös. Ernesto kam nie vor neun, wenn ich so weitermachte, würde ich mich schon bald ins Bett legen müssen. Doch wenn jemand fit, hellwach und ausgeschlafen sein musste, dann ich.
Ich beschloss, den Stier bei den Hörnern zu packen, und fuhr zu Ernesto ins Büro. Als ich gerade das Gebäude betreten wollte, sah ich die Schwarzhaarige herauskommen, der ich am Morgen in der Wohnung der Deinen fast in die Arme gelaufen wäre. Am liebsten wäre ich ihr hinterher gegangen. Aber dann überlegte ich es mir anders. Ich meldete mich bei der Empfangsdame. Sie machte sich gerade Notizen und hatte mich nicht hereinkommen sehen. Bevor ich weiterging, fragte ich sie ein bisschen aus. »Diese große Schwarzhaarige, die mir eben entgegengekommen ist, die kenne ich doch irgendwoher. Arbeitet die hier?« – »Nein, das ist Charo, die Nichte von Alicia Soria.« – »Ach so, dann ist Alicia also inzwischen gekommen … « – »Nein, komischerweise nicht, und angerufen hat sie auch nicht.« – »Macht ihre Nichte sich Sorgen?« – »Ich glaube, ja, sie hat nicht einmal Guten Tag gesagt. Sie ist einfach zum Lift gegangen und nach oben gefahren.« – »Na ja, ihre Tante ist schließlich erwachsen, da sollte sie auf sich selbst aufpassen können«, sagte ich und ging meinerseits zum Lift.
Im Stockwerk von Ernestos Büro stieg ich aus. Die Tür stand offen, ich konnte ihn vom Flur aus sehen. Über seinen Schreibtisch hinweg, auf dem nicht ein Blatt Papier lag, starrte er sorgenschwer ins Leere. Dabei zerlegte er einen Aktenordner, er drehte langsam die Spirale heraus und zerbrach sie in kleine Stücke. Entschlossen ging ich hinein. »Hallo Ernesto, haben sie dir gesagt, dass ich heute Morgen hier war? Ich hatte vergessen auszurichten, dass du heute erst mittags kommen würdest, und da ich sowieso in die Stadt musste … «, sagte ich und setzte mich ihm gegenüber. Keine Reaktion. Aber dann sagte er plötzlich: »Gerade habe ich an dich gedacht, ist das nicht seltsam?« Ich sah auf die Reste des Ordners, die über den Schreibtisch verstreut lagen. »Und was hast du gedacht?« – »Dass wir uns unterhalten wollten.« – »Genau deshalb bin ich hier. Ich habe heute Nachmittag nichts vor, da wäre es doch schade gewesen, bis zum Abend zu warten. Außerdem hatte ich das Gefühl, du machst dir wegen irgendetwas Sorgen.« – »Mache ich auch, Inés«, sagte er und nahm meine Hände. Das hatte er schon seit fünfzehn oder sechzehn Jahren nicht mehr getan. Mama hätte gesagt: »Vorsicht, wenn ein Mann dir einen Strauß Blumen entgegenhält, ist er gefährlicher, als wenn er zur Ohrfeige ausholt.« Aber ich beschloss, es einfach zu genießen, dass er meine Hände in seine legte. Er sah mir in die Augen und sagte: »Ich muss dir etwas Schlimmes sagen. Ich weiß, es wird dir wehtun.« Ich machte ein erschrockenes Gesicht, was der Situation angemessen war, wie ich fand. »Aber du bist meine Frau, und ich muss es dir sagen. Wir sind jetzt seit
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