Ganz die Deine
unter dem Ersatzreifen. Die Anmerkungen am Rand wie auch in der Fußzeile sind in den hier wiedergegebenen Text eingearbeitet und durch Fettdruck hervorgehoben worden. Anstreichungen mit dem offenkundigen Zweck, die Aufmerksamkeit auf einen oder mehrere Sätze zu lenken, sind durch x wiedergegeben.
Es gibt verschiedene Todesarten. Bzw. Tötungsarten!
Wirksame Giftstoffe kommen heutzutage, anders als zu früheren Zeiten, nicht mehr ohne Weiteres in Betracht, da sie durch moderne rechtsmedizinische Methoden zu einem großen Teil mühelos nachzuweisen sind.
Schusswaffen sind inzwischen zwar immer einfacher zu beschaffen, sie weisen jedoch einen entscheidenden Nachteil auf. Waffe und Tötungsdelikt lassen sich auf relativ unkomplizierte Weise einander zuordnen, vielfach auch Waffe und Täter. Entsprechend finden Schusswaffen eher bei sorgfältig geplanten Gewaltverbrechen Verwendung, xxxxx
In Fällen spontaner Gewalttaten kommen dagegen für gewöhnlich weniger spezifische Waffen zur Anwen dung bspw. Küchenmesser, Scheren, Taschenmesser.
Ebenso verschiedene Arten von Gegenständen, deren Gewicht ausreichend ist, um schwere Verletzungen zu verursachen, bspw. Hammer, Tischlampen, Schmuckgegenstände. xxxxx Oder Baumstämme.
Gewaltsame Einwirkungen auf den menschlichen Organismus haben Traumata zur Folge. Wenn ein Gegenstand mit glatter oder rauer Oberfläche und ein menschlicher bzw. tierischer Körper zusammenprallen, wird ein Trauma verursacht, das man als Kontusion (Prellung) bezeichnet.
Ursache von Kontusionen können auch Stürze sein. Voraussetzung, um von einem Sturz zu sprechen, ist aus rechtsmedizinischer Sicht, dass sich die betreffende Person zuvor in aufrechter, stehender Position befunden hat. Beide standen, einer hat geschubst.
Bei Stürzen aus größerer bzw. sehr großer Höhe scheint eine Tötungs- bzw. Selbsttötungsabsicht wahrscheinlicher als bei einem bloßen Fall aus aufrechter stehender Position. Alles klar, war ein Unfall.
War der Kopf des Opfers an einem heftigen Zusammenprallbeteiligt, weist er für gewöhnlich Bruchstellen auf sowie Quetschungen an den Stellen, an denen Teile des Schädelknochens in die Gehirnmasse eingedrungen sind. Todesursache sind in diesem Fall Hirnverletzungen. Durch die Untersuchung der betroffenen Schädelregion lassen sich vielfach Rückschlüsse auf Art und Gestalt der verwendeten Tatwaffe sowie auf Körpergröße und Körperkraft des Angreifers ziehen.
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Die nächsten Tage waren die Hölle. Nichts geschah!
Wie soll man hingebungsvoll Geschirr spülen, fegen oder bügeln, wenn man sich eigentlich darum kümmern müsste, ein Verbrechen zu vertuschen? Sosehr ich mich darum bemühte, den Zucker beim Karamellisieren nicht anbrennen zu lassen, das Essen rechtzeitig aus dem Tiefkühlfach zu nehmen oder gründlich das Klo zu putzen – in Gedanken war ich völlig woanders. Und dazu das ewig griesgrämige Gesicht unserer heranwachsenden Tochter!
Erst am Freitag tat sich etwas. Beim Mittagessen sah ich mir im Fernsehen die Nachrichten an. Das mache ich immer, aber mit leise gestelltem Ton, schließlich erzählen die manchmal Sachen, dass einem das Essen im Hals stecken bleibt. Erst wenn die Dame mit den neuesten Neuigkeiten aus Unterhaltung und Showbusiness oder der Wetterbericht an die Reihe kommt, drehe ich den Ton wieder lauter. An diesem Tag sah ich aber plötzlich ein bekanntes Gesicht vor mir, weswegen ich auch früher als gewohnt auf Laut stellte. Das Gesicht gehörte Charo, der Nichte der Deinen. Sie kam gerade aus einem Polizeikommissariat, begleitet von einem älteren Ehepaar, den Eltern der Verstorbenen, wie sich herausstellte. »Verstorben« war sie natürlich bloß für mich, der Fernsehsprecher redete von der »verschwundenen Tochter von Doktor Soria«. Die Meldung erregte ungewöhnlich großes Aufsehen, denn der Vater der Deinen war vor seiner Pensionierung ein bekannter Arzt gewesen, was die Sache für die Journalisten nur umso attraktiver machte. Die Eltern wirkten niedergeschlagen, und die Schwarzhaarige begleitete sie durch ein Spalier von Mikrofonen und Blitzlichtern zum Auto. Als Einzige beantwortete sie die Fragen der Journalisten. Ich sah sie mir genauer an. Ausgesprochen hübsch war sie nicht. Sie fiel auf, schon möglich, denn sie war sehr groß und hielt sich sehr aufrecht. Aber hübsch, nein. Irgendetwas störte mich an ihr, und zwar erheblich. Ich sah sie mir immer noch an, kam aber nicht darauf – bis die Kameras sie direkt von vorne
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