Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ganz, nah!

Titel: Ganz, nah! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
gewöhnlich, Sheila. «
    »Danke. Das ist ein reizendes Kompliment von einer so außergewöhnlichen Frau wie Ihnen. « Sheila drehte sich um und blickte auf ihren Terminkalender, der auf dem Schreibtisch lag. »Sie brauchen keine Sitzung mehr, aber wenn Sie Logan überreden könnten, noch ein paar Mal zu mir zu kommen, dann könnte ich ihm ein wenig von der Scham nehmen, die er seit seiner Kindheit mit sich herumträgt. «
    »Ich werde es versuchen«, versprach Leigh.
    Zwei Jahre hatte Logan gebraucht, um das Wochenendhaus ihrer Träume zu entwerfen und das perfekte Grundstück dafür zu finden, aber das hatte Leigh nichts ausgemacht. Die endlosen Stunden, in denen sie zusammengesessen und über den Plänen gebrütet hatten, hatten sie einander wieder näher gebracht, und die Wochenenden, die sie in den  Bergen gewesen waren, um nach einem passenden Fleckchen zu suchen, waren eine angenehme Abwechslung.
    In dieser Zeit geschah noch etwas anderes - Logan wurde sogar noch erfolgreicher. Er hatte bereits vor einigen Jahren begonnen, Industrieprojekte zu bauen, aber jetzt schienen die Kunden geradezu Schlange vor seiner Tür zu stehen. Er musste sechs weitere Architekten einstellen, verdoppelte und verdreifachte seine Preise, und trotzdem riss der Strom der Kunden nicht ab. Logan behauptete, das läge nur daran, dass er zum ersten Mal in seinem Leben nichts mit Gewalt erreichen wolle, sondern alles auf sich zukommen ließe. Leigh leuchtete das ein.
    Als Therapeutin suchte sie Sheila zwar nicht mehr auf, traf sie jedoch häufig bei gesellschaftlichen Anlässen und Wohltätigkeitsveranstaltungen. Nach einem besonders frustrierenden Event beschlossen die beiden Frauen, zusammen essen zu gehen. Aus dem fröhlichen, unterhaltsamen Abend entwickelte sich eine feste Freundschaft, in der beide sich ihre Geheimnisse anvertrauten.

Kapitel 18
    Joe O’Hara hatte Recht gehabt - schon bald, nachdem Sheila aufgetaucht war, fühlte Leigh sich besser. Wie ein frischer Wind wehte sie in einem schicken schwarzen Wollkostüm, die blonden Haare zu einem Chignon geschlungen, herein.
    Sachlich, voller Mitgefühl und klug hörte sie aufmerksam zu, als Leigh ihr bemerkenswert gefasst erzählte, was seit Sonntagmorgen passiert war. Erst gegen Ende spürte sie, wie ihr die Tränen in die Augen traten, weil sie jetzt die Realität nicht länger leugnen konnte, und sie wandte sich verlegen von der Freundin ab.
    Ihr Leben war dunkel und leer. Alles Licht war daraus verschwunden. Logan war weg.
    Sie schluckte und flüsterte: »Er ist weg, Sheila. Er kommt nie mehr zurück. «
    »Warum sagst du das? «
    Langsam wandte Leigh den Kopf. »Er ist jetzt seit einer Woche verschwunden. Wenn er noch am Leben wäre, hätte er sich in der Zwischenzeit sicher irgendwie gemeldet. Du kennst ihn doch. «
    »Ja«, erwiderte Sheila mit fester Stimme. »Und ich weiß auch, dass er sehr besonnen und geschickt ist. Am Sonntagmorgen lebte er noch und war gesund. Heute haben wir Samstag. Er ist also erst seit fünf Tagen verschwunden, nicht schon eine ganze Woche. Selbst unter schlimmeren Bedingungen als einem Schneesturm kann ein Mensch länger überleben. «
    Hoffnung stieg in Leigh auf, als Sheila beruhigend fortfuhr: »Du würdest genauso denken wie ich, wenn du nicht den Unfall gehabt hättest. Aber du bist nicht nur psychisch, sondern auch körperlich traumatisiert. Wir müssen Zusehen, dass du wieder zu Kräften kommst. Wollen wir nicht am Montag einen kleinen Spaziergang machen? Meine Praxis ist montags geschlossen, und bis dahin bist du sicher in der Lage, ein wenig zu laufen, oder nicht? «
    Leigh hatte nicht viel Lust zu irgendwelchen Aktivitäten, die nichts mit der Suche nach Logan zu tun hatten, aber sie wusste, dass Sheila Recht hatte. Sie musste dringend etwas tun, um wieder zu Kräften zu kommen. »Aber nur ein ganz kleiner, ganz langsamer Spaziergang«, erwiderte sie.
    »Gott sei Dank! «, erwiderte Sheila lachend. »Als wir das letzte Mal zusammen trainiert haben, konnte ich noch Tage hinterher meine Beine nicht übereinander schlagen, und meine Patienten begannen, mir Ratschläge zu geben,
    was ich gegen meinen Muskelkater tun sollte. Ich hatte schon Angst, dass sie Honorar dafür haben wollten! «
    Leigh brachte ein schwaches Lächeln zustande. Sheila blickte auf die Uhr, dann ergriff sie hastig ihre Tasche und stand auf. »ln einer Viertelstunde kommt ein Patient, der darunter leidet, chronisch zu spät zu kommen. Hoffentlich habe ich ihn jetzt

Weitere Kostenlose Bücher