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Ganz oder gar nicht (German Edition)

Ganz oder gar nicht (German Edition)

Titel: Ganz oder gar nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Häusler , Lothar Matthäus
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mitzugehen. Sie begleitete mich. Wir ahnten nicht, dass wir unter Beobachtung stehen würden. Nach der Veranstaltung gab es dieses Essen im »Schumann’s« in der Leopoldstraße. Es war Herbst, es war kalt, und genau in dem Moment, in dem ich Liliana um Mitternacht schwungvoll aus dem »Schumann’s« Richtung Taxi zog, wurden wir von einem Fotografen abgeschossen. Netterweise wurde das Foto vor der Veröffentlichung von RTL meiner Noch-Ehefrau Marijana, von der ich längst getrennt lebte, präsentiert. Mit der Konsequenz, dass einige recht unschöne Worte fielen. Ich lege Wert darauf festzustellen, dass Liliana und ich zwar Spaß hatten in diesen Tagen, mehr war nicht. Es gab noch kein Verhältnis.
    Im Falle von Liliana glaubte ich aber zu bemerken, dass hier wieder jemand an mir interessiert war. Es schien ein völliger Neubeginn zu werden, in den ich mich aber nicht so hineinstürzte, wie es nach außen hin vielleicht aussah. Ich hatte Respekt vor dem großen Altersunterschied. Auch weil ich wusste, dass so etwas in Deutschland immer kritisch bis hämisch beäugt wird.
    Meine Meinung dazu ist folgende: Ich mische mich nicht in andere Beziehungen ein; Leute, die das tun, haben meistens irgendwelche Komplexe. Viele, die auf Paare mit großem Altersunterschied deuten, hätten eine ähnliche Beziehung vielleicht selber gerne, oder sie sind frustriert. Wenn Joschka Fischer übermorgen in sechster Ehe eine Achtzehnjährige heiraten würde, dann freue ich mich doch mit ihm. Ich hasse es, wenn Leute ihre Nase in die Angelegenheiten anderer stecken. Das ist mein Leben. Und im Endeffekt werde ich es sein, der dafür bezahlen wird, seelisch, finanziell oder beides.
    Unsere Bekanntschaft ging in eine Beziehung über, und im Sommer 2008 gingen wir gemeinsam nach Israel. In dieser Zeit wuchsen wir zusammen. Vorher war sie noch mit ihrem Abitur und ihrem Führerschein beschäftigt.
    Ich hatte gerade meinen Trainerschein bei Erich Rutemöller an der Sporthochschule in Köln gemacht, in einem extra für mich angebotenen Ein-Mann-Kompaktkurs. Das war notwendig geworden, da die UEFA ihre Bestimmungen verschärft hatte. Bis dahin hatte es gereicht, wenn einer im Trainerstab – meistens der Co-Trainer – den Trainerschein besaß. Dieses Schlupfloch hatten viele Trainer in der Vergangenheit dankbar genutzt.
    In Israel aber waren Liliana und ich nun aufeinander angewiesen, es war schön. Irgendwann dachten wir über eine Heirat nach, Liliana meinte gelegentlich, dass es ja nicht so angenehm sei, mit einem verheirateten Mann zusammenzuwohnen. Am 16. Dezember ließen Marijana und ich uns scheiden, am 1. Januar haben Liliana und ich geheiratet. In Las Vegas. Die Stadt war ihre Idee. Las Vegas hat ja den Ruf, schnell und unkompliziert zu sein. Liliana organisierte alles, weil sie besser Englisch sprach und außerdem die Zeit dafür hatte. Das Studium, das sie in einer englischsprachigen Universität in Tel Aviv angefangen hatte, hatte sie nach sechs Wochen wieder abgebrochen.
    Außer Lilianas Mutter wusste niemand von der Hochzeit, noch nicht einmal meine eigenen Eltern. Wir wollten das Ganze geheim halten, und es wäre fast auch geheim geblieben. Wir flogen für fünf Tage ins winterliche Nevada. Die Hochzeit war nicht so kitschig, wie man es sich in Las Vegas vorstellt. Kein Elvis-Imitator, keine Micky Maus. Wir heirateten auch nicht in einer der vielen kleinen Wedding Chapels, sondern im Freien auf einer Hotelterrasse. Auf dem Weg dorthin hätte man Lilianas Brautstrauß als das einzige Indiz für eine Hochzeit identifizieren können, allein durch die Kleidung wären wir und unser Plan kaum zu erkennen gewesen.
    Auf dem Rückweg zum Hotel sprach mich ein Tourist aus Frankfurt an: »Herr Matthäus, können wir ein Foto machen?« Mit derartigen Bitten von Fans hatte ich nie Probleme, also sollte er sein Foto haben. Nur hatte dieser Typ wohl vorher schon heimlich Szenen unserer Vermählung fotografiert und, wie ich wenige Stunden später erfahren sollte, die Informationen noch am Abend an die Bild -Zeitung verkauft.
    Wir planten, am nächsten Morgen zurück nach Deutschland zu fliegen. In der Nacht, unserer Hochzeitsnacht also, riss mich gegen drei Uhr das Hoteltelefon aus dem Schlaf. Ja, gibt’s das! Die Bild -Zeitung! Irgendein Redakteur bezog sich auf die Fotos dieses Touristen und meinte nun, dringend eine Story ins Blatt heben zu wollen. Am liebsten hätte ich überhaupt nichts in dieser Zeitung über unsere Hochzeit gelesen.

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