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Ganz oder gar nicht (German Edition)

Ganz oder gar nicht (German Edition)

Titel: Ganz oder gar nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Häusler , Lothar Matthäus
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Anwälte in Deutschland, Österreich und Ungarn an. In Deutschland und Ungarn wäre es eine Sache von Monaten gewesen, aus Österreich kam die Antwort: »Können Sie übermorgen um elf?« Sehr kurzfristig, aber das musste jetzt sein. Es klappte. Wir waren geschiedene Leute, unser Irrflug hatte ein Ende.
    Ich muss sagen, dass ich mir – abgesehen von dem vermeidbaren Licht der Öffentlichkeit, das auf unsere Ehe fiel – nichts vorzuwerfen habe. Im Gegenteil. Ich habe Liliana und ihre gesamte Familie immer unterstützt. Außerdem habe ich nie einen Ehevertrag geschlossen, da ich der Meinung bin, dass ein Ehevertrag einen bitteren Beigeschmack hat. Er ist ein Zeichen dafür, dass man ein potenzielles Ende schon mit einkalkuliert und außerdem Angst hat vor finanziellen Verlusten. Nein, für mich war immer klar: Wenn man in der Ehe einen Zugewinn erzielen sollte, dann muss man diesen Zugewinn auch teilen.
    Auch wenn ich ab und zu darauf angesprochen werde und auch für dieses Buch nicht an meinen vier gescheiterten Ehen vorbeigekommen bin, blicke ich nicht ständig auf sie zurück. Was in der Vergangenheit geschehen ist, stört eigentlich die Zukunft. Wenn man die Vergangenheit immer mitschleppt, wird man nicht glücklich. Altlasten sollte man klären, um einen klaren Weg gehen zu können. Meine letzte Scheidung ist dafür das Paradebeispiel. Ich wollte den schnellen Schlussstrich, damit wir beide neu anfangen konnten; zieht sich eine Scheidung hin, hat sie wieder Einfluss auf die neue Beziehung.

MEINE KINDER HABEN GELITTEN
    Ich bedauere es außerordentlich, dass meine Kinder über die Medien und damit über ihre Schulfreunde und Schulfreundinnen mit meinem Privatleben konfrontiert wurden. »Dein Papa hat schon wieder eine neue Freundin«, war da noch das Harmloseste, das sie sich anhören mussten. Ich bin seit ein paar Jahren so abgehärtet, dass ich mit tendenziöser Berichterstattung, mit Beleidigungen, Lügen, falschen Darstellungen oder einfach nur Klatsch umgehen kann. Aber wie konnten es meine Kinder, als sie vielleicht 13, 14, 15 Jahre alt waren? Sie wussten nicht, wie sie darauf reagieren sollten. Kinder sind gehässig untereinander. Das, was meine Kinder in der Schule erfahren mussten, uferte phasenweise aus in eine Form von Mobbing. Mitschüler von Viola bastelten ein Plakat, auf dem groß ihr durchgestrichener Name zu lesen war. Dieses Plakat hingen sie an einer Stelle aus dem Fenster, an der jeder Schüler vorbeiging. Alisa besuchte dieselbe Schule. Sie hatte den Eindruck, die Vorurteile mancher Lehrer gegenüber ihres Nachnamens in schlechteren Noten zu spüren zu bekommen.
    Meine Kinder kamen oft traurig, manchmal sogar weinend vom Unterricht nach Hause Sie waren vielleicht auch sauer auf mich. Aber sie haben mich nie angerufen. Warum? Weil sie Angst hatten. Die brauchten sie aber nicht zu haben. Viola beispielsweise wird viele Fragen an mich gehabt haben, weil sie manches nicht nachvollziehen konnte. Aber sie hat mir nie Vorwürfe gemacht und mir auch nie den Kopf gewaschen. Sie ist ein Mensch, der viel in sich hineinfrisst und weniger über die Probleme spricht. Ich sage meinen Kindern bis heute, dass sie sich immer melden sollen. Nicht nur, wenn sie etwas brauchen, sondern vor allem, wenn sie Probleme haben. »Papa, ich brauche hundert Euro« – das ist einfach. »Papa, ich brauche vier Eintrittskarten für das nächste Mailandspiel« – das ist einfach. Es geht mir darum, dass sie sich nicht einschließen oder abkapseln, falls sie etwas bedrückt. Vielleicht muss ich das Vertrauen erst wieder herstellen.
    Weil wir uns in den Zeiten, in denen sie diese Probleme in der Schule hatten, wenig austauschten, mussten meine Kinder oft selber damit fertig werden. Ich gehe davon aus, dass sie versucht haben, es zu verdrängen. Und verdrängen ist nie gut. Denn irgendwann bricht sich das Verdrängte Bahn.
    Was muss ich mir vorwerfen? Die schlechte Kommunikationskultur. Ich habe damals keine Notwendigkeit darin gesehen, meine Kinder anzurufen, um ihnen zu erzählen, dass ich mich neu verliebt habe. Vielleicht hätte ich sie auch häufiger vorwarnen sollen, wenn ich wusste, dass für den nächsten Tag ein Artikel in einer Zeitung zu erwarten war.
    Und es litten ja nicht nur meine Kinder, es litten auch meine Eltern. Wenn sie vor zehn Jahren über die Straße gegangen sind und mal wieder Blödsinn über mich in der Zeitung gestanden hat, wenn sie dann auch noch von Nachbarn darauf angesprochen wurden, dann

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