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Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Titel: Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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Gemeinde Wenningstedt.
    Die Welt ist zusammengewachsen, doch in der Welt des Zuckers gibt es weiter Gewinner und Verlierer. Die Verlierer sind weit verstreut über die Welt, und immer neue kommen hinzu. Die Gewinner sind die Glücklichen, sie rücken näher zusammen. Sie treffen sich regelmäßig, auch die Zuckerbarone aus Deutschland sind dabei, zusammen mit den anderen, denen durch den Zucker so viel Gutes widerfuhr.
    Sie treffen sich natürlich auf der Sonnenseite, wo der Himmel strahlend blau ist und türkisgrün die See: in Palm Beach, in dem Hotel dort, das aussieht wie ein Schloss. Ein sehr mondänes Hotel, mit zwei Türmen rechts und links nach dem Vorbild der Villa Medici in Rom, mit einer gut 300 Meter langen Zufahrt, vorbei an einem Wächterhäuschen, einer Fontäne nach einem Vorbild im Park der Villa Boboli in Florenz, dann ein Stück durch den Park, am Eingang, unter dem großen von Säulen gestützten Vordach, springen gleich mehrere Boys heran, öffnen die Autotüren, nehmen das Gepäck in Empfang, bringen die Koffer in die weitläufige Halle, gestaltet nach dem Vorbild eines Palazzo in Genua, Tapisserien an den Wänden, nach flämischen Vorbildern aus dem 16. Jahrhundert, und riesige Kronleuchter, Vorbild vermutlich Versailles. Mindestens. Willkommen im Hotel The Breakers, Palm Beach, Florida.
    Vom Zimmer aus ist das Meer zu sehen und die beiden Golfplätze, die Pools und die Palmen, das ganze Gelände hat mehr als eine halbe Million Quadratmeter, was mehr als 50 Fußballplätzen entspricht. Es gibt diverse Restaurants, im Seitenflügel einen mediterranen und einen venezianischen Ballsaal, natürlich mehrere Bars. 1800 Beschäftigte kümmern sich um die Gäste, die in 540 Zimmern, davon 68 Suiten, logieren.
    Das ist der Ort, an dem sich eine Vereinigung trifft, die der Öffentlichkeit völlig unbekannt ist, obwohl die Spuren ihres Wirkens weit reichen. Hier findet das Jahrestreffen der World Sugar Research Organisation (WSRO) statt, der Weltzuckerforschungseinrichtung.
    Es ist ein ungewöhnlicher Ort für ein Forschertreffen. In Wahrheit ist es auch keine normale Forschervereinigung. In ihrem Vorstand sitzen keine Forscher, sondern die Chefs der großen Zuckerkonzerne dieser Welt. Alexander Fanjul zum Beispiel, der jetzt im Familienkonzern aus Florida an der Spitze steht. Und ein Deutscher namens Bernhard Greubel, auch er ist eigentlich kein Wissenschaftler, er kommt aus Köln, ist »Managing Partner« der deutschen Zuckerfirma Pfeifer & Langen. Pfeifer & Langen ist das größte deutsche Zuckerunternehmen in Familienbesitz mit knapp einer Milliarde Euro Umsatz im Jahr, gehört nach Recherchen des Manager Magazin einer der zwölf reichsten Familien Deutschlands. Greubel selbst liegt mit einem Vermögen von 400 Millionen Euro auf Platz 268 und zählt damit nach Einschätzung des Magazins zu den »ärmeren reichsten Deutschen«. Greubel sitzt auch, unter anderem, im Vorstand der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, der wichtigsten Lobbygruppierung der Food-Branche in Deutschland.
    Auch die Repräsentanten der süddeutschen Zuckerbauern gehören dazu, der Südzucker-Chef Wolfgang Heer zum Beispiel. Sein Vorgänger, der verdiente Theo Spettmann, war jahrelang sogar der Vorsitzende der WSRO, auch er war kein Forscher im engeren Sinne. Die Organisation wird unterstützt von allen drei großen deutschen Zuckergesellschaften, Nordzucker, Südzucker, Pfeifer & Langen, außerdem von Coca-Cola und von British Sugar, dem Zuckerkonzern und Partner der britischen Rübenbauern. WSRO ist die Lobbyvereinigung, die die moderne Welt des Zuckers repräsentiert.
    Wann die Jahresversammlung stattfindet? Die freundliche Dame am Schalter in der Hotelhalle will den Termin gleich erfragen. Sie greift zum Telefonhörer, spricht ein paar Worte, dann sagt sie okay, okay, okay und legt auf. »Das war unsere Konferenzabteilung. Und sie sagen, sie dürfen das nicht herausgeben.«
    Die Weltzuckerforschungsorganisation ist ein bisschen geheimniskrämerisch. Die Veranstaltungen sind nicht öffentlich. Sogar die Termine sind geheim. Es gibt keine frei zugänglichen Forschungsberichte, und auf Anfragen, jedenfalls im Rahmen der Recherchen für dieses Buch, gibt es keine Antwort.
    Die WSRO vertritt die Seite der globalen Zuckerindustrie. Es gibt noch eine andere Seite, die die Sache des Zuckers vertritt. Ihre Spuren sind leichter zu verfolgen, zum Beispiel in Protokollen des Deutschen Bundestages. Es ist die

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