Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)
staatliche Seite, die sich ebenfalls sehr engagiert für die Sache des Zuckers einsetzt, mittlerweile gleichfalls auf globaler Ebene und auch sehr erfolgreich, und die so auch ihre Verdienste hat bei der Steigerung des Zuckerverzehrs auf dieser Welt – und damit womöglich auch an den Krankheiten, die damit einhergehen sollen.
Was die staatliche Seite natürlich energisch bestreitet.
6. Süße Macht
Von Krankheit keine Rede: die Zuckerförderung als Staatsaufgabe
Deutschland sucht die Zuckerfrucht: Der König persönlich kümmerte sich um die Rübe / Süße Gaben: Milliarden für die Zuckerbranche / Sir Francis Drake, der Pirat der Königin in den Schlachten um den Zucker / Der Zuckerbaron rief an, mitten im Meeting des Präsidenten mit der Praktikantin / Der Entdecker der Zuckerkrankheit schob alles auf die Biene
E r ist ein wohlbeleibter Mann, doch am Zucker liegt es nicht, den verteidigt er ganz offensiv und sozusagen in amtlicher Funktion. Er hat ein Zimmer mit Aussicht in jenem Teil der Stadt, nah am Fluss, wo früher die Schiffe anlandeten, die Kriegsschiffe mit ihren Kanonen, aber auch die Lastkähne mit den Reichtümern aus aller Welt.
Er ist Beamter, doch hier sieht es eher nach Business aus, mit all den Bankentürmen, JP Morgan, Northern Trust, HSBC, Citibank. Dazwischen ein weitläufiger Platz mit einem irritierenden Ensemble aus Bahnhofsuhren auf stählernen Stäben, wie ein Wald aus Zeit, vor der italienischen Bar. Tische und Stühle stehen draußen, obwohl es kalt ist und ein steifer Wind weht, mitten im Juni.
Er vertritt in der Sache des Zuckers sozusagen die staatliche Seite: Dr. Peter Baron, deutscher Staatsbürger, Geschäftsführer der International Sugar Organisation (ISO), Dienstsitz: London. Eine respektable Adresse: 1 Canada Square, Canary Wharf, London E14 5AA.
Gläserne Türen, im Erdgeschoss glänzt dunkler Granit, in der Mitte ein schwarzer Block, hinter dem die Damen von der Rezeption sitzen, ein paar Tage lang waren sie umgeben von den schönsten Automobilen, Ferrari, Lamborghini, Rolls-Royce, Aston Martin, dem Mercedes SLS AMG 6.3 Flügeltürer, eine Verkaufsausstellung kam zu ihren Kunden. Es ist ein eigener Kosmos, auch hier gibt es eine Filiale von Tiffany, dem Juwelier, einen Herrenausstatter, Alfred Dunhill, einen Church’s-Schuhladen, französische Patisserie, eine Sushibar, die Weinhandlung hat Champagner in der Auslage.
Im fünften Stock liegen die Büros der staatlichen Zuckerförderung.
Herr Baron ist heute zurückgekommen, er ist häufig unterwegs, wenn er in dienstlicher Funktion seine Kontakte pflegt, er vertritt viele Staaten, auch die deutsche Bundesregierung, zuständig ist das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, aber eigentlich dient er in erster Linie der Sache des Zuckers. In den letzten Wochen, erzählt er, war er in Rom, in Brüssel, in Havanna und zuletzt in Palm Beach, Florida.
»Ach, in Palm Beach?«
Baron: »Ja, da hatte die World Sugar Research Organisation ihre jährliche Versammlung, eine Woche lang. Da trifft man dann die Chief Executives, die obersten Chefs der wichtigsten Companies, weltweit. Das ist natürlich wichtig für mich, dass ich mit denen in Kontakt bleibe.«
»Und worum ging es da?«
Baron: »Da ging es um die Aufarbeitung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse bezüglich Zucker und Ernährung.«
»So?«
Baron: »Ja. Was ein heißes Thema ist. Sie wissen ja, Zucker ist seit Jahrzehnten im Zentrum der Kritik. Zucker wird verantwortlich gemacht für Übergewicht, für Herzerkrankungen …«
»… Alzheimer …«
Baron: »…Kreislauferkrankungen, Hyperaktivität bei Kindern, Karies, also …«
»… alles. Diabetes nicht zu vergessen, die Zuckerkrankheit.«
Baron: »Wenn einer krank wird, ist Zucker schuld. Quasi. Und das ist eben absoluter Nonsens, weil Zucker als solcher, und dafür gibt es medizinische Beweise, die ganzen medizinischen Institutionen in vielen Ländern kommen in Studien zu dem Schluss, dass Zucker im Grunde genommen ursächlich nichts von diesen Dingen verursacht als Teil der Ernährung, wenn die einigermaßen ausgewogen ist. Wenn einer jeden Tag zwei Kilo Zucker isst, dann ist das natürlich ungesund. Das ist ganz klar. Aber wenn Sie zwei Liter Schnaps trinken oder ein halbes Pfund Butter jeden Tag essen, dann ist das auch nicht gut. Oder wenn Sie 50 Gramm vom Süßstoff Aspartam am Tag konsumieren.« Herr Baron hat da eine ganz klare Position, und er ist sich völlig
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