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Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Titel: Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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im Abschlussbericht wiedergegeben werden: »Wir versuchten, das in den Report hineinzukriegen, und ich hatte gedacht, das wäre uns mehr oder weniger gelungen«, wobei es dann aber offenbar »einige nachträgliche Veränderungen gab an dem Text, über den wir uns verständigt hatten«.
    An den Wissenschaftlern, meinte der Professor, lag das nicht: »Wir taten unser Bestes bei den Konsultationen.« Aber schon »während der Tagung« seien »bestimmte Kräfte am Werk« gewesen, die »ständig und nachdrücklich operierten und den Zucker in subtilster Weise förderten«. Diese Form der Einflussnahme reichte »bis hinauf ins höhere Management« der Organisation: »Wann immer wir auch nur zaghaft etwas über Zucker sagen wollten, sind manche der Mitglieder ja förmlich aufgebraust und wollten ihn schützen mit allem, was sie haben. Besonders herausragend in diesem Sinne« sei ein WHO-Offizieller namens Dr. Ratko Buzina gewesen, »der nicht den leisesten Hauch von Kritik einfließen lassen wollte«.
    Was Professor Cummings nicht wusste: Buzina war gar kein WHO-Offizieller. So wurde er zwar vorgestellt, und so erschien es auch in der Teilnehmerliste. Dort stand: Ratko Buzina, Berater, Ernährung, WHO Genf.
    In Wahrheit war Buzina sozusagen ein Agent der Nahrungsindustrie. Er arbeitete innerhalb der Weltgesundheitsorganisation für eine Lobbytruppe, die weltweit operiert im Auftrag von Firmen wie Coca-Cola, Pepsi-Cola, Südzucker, Red Bull: das »International Life Sciences Institute« (ILSI; siehe dazu Hans-Ulrich Grimm: »Vom Verzehr wird abgeraten«). Buzina war nicht der einzige Agent der Industrie. Es gab noch einen namens Riaz Khan, Generaldirektor der World Sugar Research Organisation (WSRO). Dieser zog offenbar bei der Konferenz, auf der sich die Haltung der wichtigsten Weltorganisationen zum Thema Zucker manifestieren sollte, im Hintergrund die Fäden. Im Vorfeld schon bekamen die Lobbyisten die Papiere zur Durchsicht, sie durften bei der Auswahl der Experten mitwirken und den Vorsitzenden vorschlagen.
    Die Professoren hatten also zu Recht den Verdacht, dass hier nicht alles ganz korrekt läuft. Und auch ihr Verdacht, dass ihre Beschlüsse nachträglich frisiert wurden, war begründet. Tatsächlich war das, was die Wissenschaftler auf der Konferenz beschlossen, noch lange nicht das letzte Wort. Nach Abschluss der Konferenz wurden die Beschlüsse ein bisschen zurechtgestutzt. Und auch dabei war wieder ein Parteigänger der Food-Industrie beteiligt, Professor David Benton von der Universität im britischen Swansea. Benton ist ein langjähriger ILSI-Partner, bewährter Zuträger bei ILSI-Konferenzen, er hat, so seine ILSI-offizielle Biographie, zusammengearbeitet mit vielen multinationalen Nahrungs- und Zusatzstoffherstellern in Belgien, Frankreich, Deutschland, Japan, der Schweiz, in Großbritannien und den USA. »Zuckersucht ist ein Ernährungsmärchen«, das war eine Schlagzeile, unter der die Vereinigung der Süßwarenindustrie eine Benton-Studie weiterverbreitete.
    Beim Überarbeiten der Statements der Wissenschaftler war auch noch ein Manager der Food-Industrie behilflich, Mark Bieber vom US-Konzern Best Foods, der später im Unilever-Konzern aufging. Das ist natürlich schön für die Nahrungsindustrie, dass sie noch einmal den Korrekturstift ansetzen kann, wenn die wichtigsten Weltorganisationen ihre Position bestimmen. Verwunderlich ist nur, dass die Weltorganisationen das zulassen. Jedenfalls auf den ersten Blick. Weniger verwunderlich ist es, wenn man weiß, dass die Lobby dafür bezahlt hat. 40 000 Dollar kamen von ILSI, 20 000 Dollar von der WSRO. Die Professoren aus dem Expertengremium wussten das natürlich nicht, weil das ganz normal war und mithin sozusagen nicht der Rede wert, sagte hinterher John Lupien, der Direktor der Ernährungsabteilung bei der FAO: »Die Quellen dieser Mittel wurden den Experten nicht bekanntgegeben und auch nicht im Schlussbericht, weil das gängige Praxis bei WHO und FAO war.«
    Mittlerweile ist Sponsoring bei der WHO verpönt, auch die offiziellen Beziehungen zum Lobbyclub ILSI wurden modifiziert. Die Zusammenarbeit mit der Industrie ist jetzt ganz neu geregelt – aber Geld fließt neuerdings auch wieder, ganz direkt von Coca-Cola, Nestlé, Unilever, und mehr noch als damals.
    Immerhin distanzierte sich Hartwig de Haen, Abteilungsleiter für Wirtschaft und Soziales bei der Welternährungsorganisation FAO, damals von den Praktiken: »Wenn mit der Finanzierung auch ein

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