Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)
Mann gegenüber den Fernsehleuten von der britischen BBC. Denn »wenn es keine obere Grenze von Zucker gibt, kann man den ganzen Lebensmitteln ungestraft Zucker zufügen«.
Das war offenkundig das Ziel der merkwürdigen Vorgänge im Hintergrund, die schließlich in der Endfassung der Konferenzergebnisse gipfelten, die den Professoren einige Zeit später zugingen. Und es wunderte die Teilnehmer dann noch mehr, was der Weltpresse gegenüber als Fazit der Tagung ausgegeben wurde: »Kein Zusammenhang zwischen Zucker und Lifestyle-Krankheiten, sagen Experten«. Das war die Überschrift der offiziellen Pressemitteilung der Welternährungsorganisation: »Eine Expertenberatung über Kohlenhydrate in der menschlichen Ernährung hat zusammengefasst, dass es keinen Zusammenhang gebe zwischen dem Konsum von raffiniertem und anderem Zucker und Lifestyle-Krankheiten wie Diabetes, Herzkrankheiten und Übergewicht. Die Experten fanden auch, dass es keinen Beweis dafür gebe, dass Zucker bei Kindern Hyperaktivität verursacht.« Ein Freispruch für den Zucker auf ganzer Linie.
Teilnehmer der Konferenz wie die Professoren Mann und Cummings waren fassungslos. Es war so ziemlich das Gegenteil von dem, was sie beschlossen hatten. Keiner konnte sich erklären, wie ihre Diskussionsergebnisse so verdreht und als offizielle Haltung der zuständigen Weltorganisationen verkauft werden konnten. Es klang eigentlich eher wie die Meinung der Zuckerindustrie, was nun als offizielle Position der beiden Weltorganisationen festgeschrieben war – und fortan stets als solche verkündet wurde.
Die plakative Zusammenfassung in einem FAO-Papier: Zucker macht die Menschen nicht dick; Zucker verursacht nicht Diabetes; Zucker verursacht keine Herzkrankheiten; Zucker verursacht keinen Nährstoffmangel; Zucker verursacht keine Hyperaktivität bei Kindern. Mehr noch: Zucker sollte als ein wertvoller Nährstoff rehabilitiert werden. Als Quelle galt stets jene FAO / WHO-Expertenkonferenz, auf der eigentlich eher das Gegenteil beschlossen worden war.
Aus Kreisen der Teilnehmer kam natürlich Protest gegen die Verdrehung ihrer Beschlüsse, zuständigerweise beim FAO-Verantwortlichen Hartwig de Haen, der die Konferenz eröffnet hatte. »Lieber Herr de Haen«, schrieb zum Beispiel Professor Cummings aus Cambridge in einem Brief, in dem er noch einmal ausdrücklich betonte, was für ihn eigentlich selbstverständlich war: »Zucker wurde von uns nicht als etwas besonders Gesundes herausgestellt.« Er wandte sich auch gegen absurde Konsequenzen, die aus der Umkehrung ihrer Positionen gezogen wurden. »Besonders beunruhigend« sei der Vorschlag, dass chronische Unterernährung in Entwicklungsländern mit erhöhtem Zuckerkonsum gelindert werden könnte: »Das scheint eine völlig unangemessene Ernährungsstrategie.«
Kurz darauf erhielt auch er Post, von einem anderen Professor, der sich über die Aussagen des Abschlusspapiers empörte: »Lieber John«, schrieb Professor Andrew Rugg-Gunn von der Universität im britischen Newcastle und wies darauf hin, dass manche der Feststellungen, die die Expertenkonferenz laut Abschlussbericht angeblich getroffen hätte, »völlig falsch« seien. Zum Beispiel das »zentrale Statement« in Paragraph 18 auf Seite 35, das da laute: »Es gibt keinen Beweis für eine direkte Mitwirkung von Zucker und Stärke in die Entstehung von Lifestyle-Krankheiten.«
In Wahrheit sei der Zucker sehr wohl verantwortlich für Krankheiten wie etwa Karies: »Es ist klar, dass Karies die am weitesten verbreitete Krankheit unter den Menschen ist – sie kostet allein in Großbritannien fast eine Milliarde im Jahr. Der kausale Zusammenhang zwischen Zucker in der Nahrung und Karies ist sehr klar nachgewiesen.« Und mit britischem Humor fügte er noch hinzu: »Wenn Du eine sehr langweilige 500-Seiten-Lektüre wünschst, könnte ich mein Buch empfehlen: ›Ernährung und Zahngesundheit‹ (erschienen 1993, leider vergriffen).«
Eine Woche später antwortete Professor Cummings: »Lieber Andrew, oje! Warum ist es immer Zucker, der den ganzen Ärger macht?« Er äußerte den Verdacht, dass nach Abschluss der Verhandlungen an den verabschiedeten Stellungnahmen der Experten nachträgliche Veränderungen vorgenommen worden seien. »Es gab eine einhellige Übereinstimmung« bei der Konferenz, schrieb Cummings, dass Zucker ein »wesentlicher Faktor bei Karies« sei und auch beim Übergewicht, zumindest in Entwicklungsländern, und so sollte dies natürlich auch
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