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Garantiert wechselhaft

Garantiert wechselhaft

Titel: Garantiert wechselhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fanny Wagner , Carolin Birk
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besetzt.»
    «Anrufbeantworter», flüsterte ich.
    «Dann quatsch halt was aufs Band!» Marie strich mir beruhigend über den Rücken. Ich nickte und hörte weiter zu. Besonders freundlich klang die Stimme nicht. «… rufen später wieder an, oder Sie hinterlassen eine Nachricht.» Piiiep.
    Ich räusperte mich kurz. «Ja, hallo, äh, Grüß Gott, hier ist Nina Lindner. Es wäre schön, wenn Sie einen Termin mit mir vereinbaren könnten. Ich habe den alten Gasthof in der Hauptstraße von Wiestal geerbt, und es gibt hier eine Menge zu tun.» Ich machte eine kurze Pause.
    «Handynummer!», zischte Marie.
    Himmel, ja! Schnell nannte ich meine Telefonnummer. «Ich würde mich sehr freuen, bald von Ihnen zu hören!» Dann beendete ich die Verbindung und stellte mir vor, wie eines von diesen Weibern sich meine Nachricht anhörte und just in diesem Augenblick fies lächelnd auf den Lösch-Knopf drückte.

[zur Inhaltsübersicht]
    Vier

    Die Vorhersage für Samstag, den 29. März:
    Nach Auflösung von Entsetzen wechseln sich Zuversicht und heiße Gedanken ab. Es ist mit Herzklopfen zu rechnen.
    Als ich am nächsten Morgen in die Küche hinunterging, fühlte ich mich mutlos wie schon lange nicht mehr. Das Haus war nach wie vor klamm und kalt – statt der Temperatur war nach unserem gestrigen Baumarktbesuch einzig der Chaosfaktor dramatisch gestiegen.
    «Wenn sich nicht bald was tut, werde ich verrückt», sagte ich zu Crowley, der um meine Füße herumwuselte. «Das solltest du nicht auf die leichte Schulter nehmen!»
    Ich schob eine große Kiste mit Farbkübeln, Rollern und Abdeckplanen zur Seite und dachte mit Entsetzen an den Betrag, den ich dafür hingeblättert hatte. Dazu noch die Stoffrechnung für Maries Vorhänge. Und der Umzug war ja schon teuer genug gewesen. Wenn das so weiterging, war ich pleite, bevor auch nur ein einziger Handwerker das Haus betreten hatte.
    «Es kann gut sein, dass du deinen Speiseplan bald mit selbstgefangenen Mäusen aufstocken musst», sagte ich zum Kater, der vor seinem Futternapf stand. «Oder du überdenkst die Sache mit den Wollmäusen und dem Hexen noch mal.» Ich gab Crowley etwas Trockenfutter und sah zu, wie er sich begeistert darüber hermachte. Typisch Mann. Den Zauberstab würde ich wohl wieder mal selber schwingen müssen.

    Aber bevor ich mich den schwarzen Künsten widmete, brauchte ich erst mal einen starken Kaffee.
    Ich setzte Wasser auf und machte Feuer in der Küchenhexe. Die Ascheschublade war voll, also zog ich sie heraus und trat vor die Terrassentür, die von der Küche in den Garten führte. Zum Glück wurde es von Tag zu Tag etwas wärmer, und meine Laune besserte sich beim Anblick des sonnenbeschienenen Gartens ganz ungemein. Langsam ging ich an den Staudenbeeten entlang. Zu meiner großen Freude entdeckte ich schon erste grüne Triebe.
    «Das ist doch mal ein gutes Zeichen», sagte ich und ging völlig in Gedanken versunken weiter zum Komposthaufen hinten am Zaun.
    Ich wollte gerade die Schublade ausleeren, als plötzlich eine heisere Stimme hinter mir erklang: «Ja, doo schau her!»
    Erschrocken wirbelte ich herum und war im nächsten Augenblick von oben bis unten grau und staubig.
    «No, des wollt ich fei ned!», stammelte jemand, der sich anscheinend im Gebüsch versteckte.
    Mit klopfendem Herzen spähte ich durch die Zweige und entdeckte hinter dem Zaun zum Nachbargrundstück einen unrasierten Mittfünfziger, der in sackartigen Jogginghosen steckte und es offensichtlich schick fand, seinen karierten Pullunder ohne was drunter zu tragen. Der Mann stierte mich mit großen Augen an. «Ich wollt fei bloß Grüß Godd sagen!»
    Ich starrte einen Moment zurück. Das war ja wohl so Sitte in Wiestal.
    «Grüß Gott!», antwortete ich, während ich beiläufig an Pulli und Hose herumwischte, was die Asche aber eher in den Stoff hineinrieb. «Ich sehe fei nicht immer so aus. Hatschi!»
    Mein Nachbar trat nun recht zutraulich an den Zaun. «Naa, des war fei werglich ka Absicht. Ich bin der Gustl. Der Gustl Beck von neb’nan.»
    «Nina Lindner.» Ich schüttelte die riesige, haarige Pranke, die er mir entgegenstreckte, und stellte fest, dass mit der Koordinierung von Gustls Körperbehaarung anscheinend etwas schiefgegangen war: Während sein Kopf nur von ein wenig rötlichem Flaum gekrönt wurde, sprossen auf Fingern und Armen jede Menge schwarze Haare.
    Gustl lehnte sich gemütlich an den Zaun und machte eine ausladende Bewegung. «Do duud sich scho a weng was im Garddn,

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