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Garantiert wechselhaft

Garantiert wechselhaft

Titel: Garantiert wechselhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fanny Wagner , Carolin Birk
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gell?»
    Schnell rief ich mir meine erste Fränggisch-Lektion ins Gedächtnis. Ja, es tat sich schon etwas im Garten.
    Ich musste wieder niesen.
    «Äh, Sie hamm da was», sagte Gustl und deutete auf meine Nase. Er zog ein riesiges Taschentuch aus den Tiefen seiner Hosentasche.
    «Oh, vielen Dank. Aber ich denke, ich gehe doch lieber hinein und mache mich, äh, frisch. Hatschi! Ich meine, wiedersehen!» Und bevor er etwas erwidern konnte, flüchtete ich ins Haus und drückte hastig die Tür hinter mir zu.
    «Was ist denn jetzt schon wieder los?» Marie, die gerade den Tisch deckte, sah mich verdutzt an. «Was hast du angestellt?»
    «Ich habe gerade unseren Nachbarn kennengelernt.»
    «Und der hat dich mit Asche überschüttet?»
    «Nein! Das war ich. Ich hab mich … ein wenig erschreckt», sagte ich.
    «Wieso? Sieht er aus wie ein Monster?»
    Ich schüttelte den Kopf. «Eher wie dieser Komiker, Olaf Schubert. Nur dreimal so dick.»

    Nach dem Frühstück waren Marie und ich uns einig: Da es wenig Sinn hatte, auf Hilfe von außerhalb zu warten, würden wir selber loslegen und Wände streichen, bis uns unsere Arme lahm würden. Hauptsache, es ging endlich was voran.
    Während Marie sich mit dem Kübel bordeauxroter Farbe in ihr Kabuff unter dem Dach verzog, öffnete ich die Türen der Gästezimmer im ersten Stock und ging langsam den Flur auf und ab. Schließlich musste ich mich vor dem ersten Pinselstrich erst mal entscheiden, welcher der Räume mein Arbeitszimmer werden sollte.
    Trotz Kälte und all der Schwierigkeiten war das ein tolles Gefühl. Die gehörten alle mir! Ich hatte die Wahl, und niemand quatschte mir dazwischen.
    Die Atmosphäre war in jedem Zimmer anders. Ich genoss es, mich so lange mit jedem einzelnen Raum vertraut zu machen, bis ich eine Verbindung spürte.
    Eine Stunde später waren nur noch zwei in der engeren Auswahl: ein großes Zimmer zur Hauptstraße, das Onkel Hubert mit dem Spruch Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Arbeitsfleiß verschönt den Lebenskreis bedacht hatte, und eines, das auf die Worte Wo Wein, Gesang und Liebe thronen, müssen gute Menschen wohnen hörte und einen schönen Gartenblick hatte.
    «Du hast ja noch nicht mal angefangen!», rief Marie, die bereits erste Farbspritzer im Gesicht hatte.
    «Ich weiß nicht, welches von beiden ich nehmen soll», gab ich zu.
    Marie sah sich meine Auswahl kurz an, dann deutete sie auf das Zimmer nach vorne. «Spruchtechnisch ganz einfach», sagte sie. «Wenn ein schöner Lebenskreis erst mal da ist, lassen Wein, Gesang und Liebe bestimmt auch nicht lange auf sich warten!» Sie knuffte mich in die Seite. «Aber jetzt leg endlich mal los, sonst wird das nix mehr. Ich geh zu Gundi rüber, meine Mails checken. Bis später!» Und weg war sie.

    Ich hatte die erste Wand fast fertig, als ich die Klingel hörte.
    «Ich komme!» Froh über die unverhoffte Pause, rannte ich die Treppe hinunter. Als ich die Haustür öffnete, stellte ich fest, dass die Pause nicht nur unverhofft, sondern auch verdammt gut aussehend war.
    «Frau Lindner?»
    Eine angenehm tiefe Stimme hatte sie auch.
    Erfreut sah ich den schönen Mann an, der vor mir stand: blaue Augen. Dunkle Locken.
    Groß und breitschultrig.
    Er sah wirklich … gut aus.
    «Frau Lindner?»
    «Äh, ja?»
    «Christian Lodes, von der Schreinerei Lodes in Hedelbach. Sie hatten mir gestern auf den Anrufbeantworter gesprochen.»
    Ich nickte.
    «Komme ich gerade ungelegen?»
    «Nein-nein, natürlich nicht», stammelte ich. «Ich, äh, ich hatte nur gar nicht damit gerechnet, dass Sie sich überhaupt bei mir melden.»
    «So? Aber Sie haben gesagt, Sie brauchen einen Schreiner, also bin ich hier …»
    «Und ich bin begeistert!» Ich versuchte, ein dämliches Grinsen zu unterdrücken. «Die anderen Handwerker haben nämlich …» Ich machte den Mund wieder zu, bevor ich mich um Kopf und Kragen redete. «Ach, vergessen Sie es. Bitte, kommen Sie doch herein.» Ich öffnete die Tür zum Gastraum. Er trat ein.
    «Hier hat sich ja fast nichts geändert», sagte dieses Bild von einem Mann.
    «Stimmt», sagte ich.
    Er sah mich erstaunt an. «Sie kennen den Gasthof von früher?»
    «Ja, als Kind war ich ein paarmal mit meinen Eltern hier.»
    «Ich auch», sagte er. «Dann wissen Sie bestimmt, dass der Hubert die besten sauren Zipfel in der Gegend gemacht hat.»
    «Hubert war mein On… Saure was?»
    «Zipfel.» Er ging auf das erste Fenster zu und fing an, das Holz zu untersuchen. «Bratwurst in Essigsud.

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