Garantiert wechselhaft
im Voraus mit dir abklären, ob einer daraus werden könnte.»
«Ich liebe rätselhafte Frauen», seufzte Martin.
«Dann schlage ich vor, dass du gegen Abend auf ein Glas Wein vorbeikommst. Passt dir halb sechs?»
Zufrieden mit dieser Lösung, schnappte ich mein Filofax und ging in den Saal hinunter.
«Habt ihr kurz Zeit?» Ich suchte mir einen freien Tisch und schlug meinen Kalender auf. «Denn jetzt, meine lieben Schnepfen, geht es um die Wurst!»
Die nächsten Stunden brachten wir damit zu, einen genauen Plan aufzustellen. Mit Feuereifer fertigten wir Listen an, auf denen vermerkt war, was alles zu erledigen war und wer uns unter die Arme greifen konnte.
«Wenn ich das recht sehe, haben wir fast das ganze Dorf eingespannt», sagte ich. «Wir müssten aber wissen, ob die Leute auch wirklich bereit sind mitzumachen.»
«Des hammer gleich.» Leni legte die verschiedenen Zettel vor sich hin und verteilte die Aufgaben. «Die hier übernehm ich, die da sind für dich, Claudia, die sind für Bärbel, und die, Rosi, die kennst du am besten.»
Ich war entzückt. «Dann sehe ich zu, dass ich alles andere eintüte.» Plötzlich kamen mir Zweifel, ob die ganze Sache nicht eine Nummer zu groß für uns war. «Und der 28. August ist wirklich realistisch?»
Die Schnepfen nickten einträchtig, und Claudia sprach das aus, was die anderen wohl dachten: «Des bagg’n mir!»
Der Nachmittag verging wie im Flug. Ich brachte die Logo-Entwürfe zu Papier, die mir seit Tagen durch den Kopf geisterten, und klickte mich selig durch die Webshops von Stoffherstellern, die ich bereits vor Wochen abgespeichert hatte. Sobald Leni meine Schnitte nach Jeanettes Angaben optimiert hatte und ich wusste, welche Mengen ich bestellen musste, würde ich zuschlagen. Und ich würde ausschließlich Stoffe bestellen, die in der Liga Traumhaft und Zum Niederknien schön spielten.
«Martin ist da», vermeldete Marie gegen halb sechs. «Willst du ihn sehen?»
«Allerdings», sagte ich. «Und du? Alles okay bei dir? Wollen wir morgen was zusammen unternehmen?»
Meine Tochter verdrehte die Augen. «Mama … du musst jetzt nicht einen auf Glucke machen. Ich hau schon nicht sofort wieder ab.»
«Dann würdest du hier ja auch einiges verpassen.» Ich grinste sie schräg an. «Außerdem hat in Berlin das neue Schuljahr schon begonnen. So ganz ohne Sommerferien wärst du schön angeschmiert.»
Ich lotste Martin in mein Arbeitszimmer, erzählte ihm, was los war, und weihte ihn in meine Pläne ein.
«Hammer!», war sein Kommentar.
«Schon. Aber mache ich mich strafbar, wenn ich diese Kontakte eins zu eins verwende?»
«Du könntest sie dir theoretisch auch anderweitig beschafft haben, oder?»
«Im Prinzip schon.»
«Ich kenne deinen Ex zwar nicht, aber wenn er über ein bisschen gesunden Menschenverstand verfügt, wird er dich nicht anzeigen», sagte Martin nach einiger Überlegung. «Schließlich hat er gegen das Urheberrecht verstoßen. Und sollte er es doch darauf ankommen lassen, werden wir ihn in Grund und Boden prozessieren.»
«Das riskiere ich», sagte ich entschlossen. Wenn Volker wirklich verrückt spielte, hatte ich immerhin einen Fachmann zur Seite. Bei dem Gedanken fiel mir noch etwas anderes ein.
«Sag mal, du alter Harleyfahrer, kannst du mir auch so was besorgen?» Ich rief Google auf und suchte nach dem passenden Bild. «Das wäre doch cool, oder?»
Martin grinste breit. «Allerdings. Ich müsste mich mal umhören, aber eigentlich dürfte das kein Problem sein. Wann brauchst du den?»
«Am 28. August.»
«Ich versuch’s. Und wenn es klappt, sage ich dir sofort Bescheid.» Er hob sein Weinglas und stieß mit mir an. «Auf deinen Erfolg, Nina!»
Ich trank einen Schluck von dem samtigen Rotwein und schloss die Augen. Endlich konnte es losgehen. Ich setzte mental den Blinker und fuhr auf die Überholspur. Und hoffte, dass mir bis zum Ziel niemand in die Quere kommen würde.
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Neunundzwanzig
Die Vorhersage für Mittwoch, den 27. August:
Begeisterung und Atemnot wechseln sich in rascher Folge ab. Die Hoffnung weht stark, zeitweise kommt es jedoch zu böigen Abschwüngen.
Die letzten fünf Wochen waren trotz aller Begeisterung eine Achterbahnfahrt gewesen, und jetzt, kurz vor dem großen Finale, schwächelte mein Nervenkostüm erheblich.
«Und pfeifst du auf dem letzten Loch, für den Endspurt reicht es noch» , murmelte ich vor mich hin.
Schade, dass ich Hubert nicht mehr bitten konnte, das für
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