Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
beklagen.
„Was und?“
„Wieso war das so eine angespannte Stimmung zwischen dir und Parrish?“
„Da war doch gar nichts“, widersprach er mir deutlich zu hastig.
Jetzt musste ich entscheiden, ob ich die Details wirklich hören wollte.
Allerdings konnte ich mir auch so gut vorstellen, was da gelaufen war. Nachdem William herausgefunden hatte, dass Vampire tatsächlich existierten, hatte er sich in seine eigene Goth-Phase gestürzt, komplett mit schwarzer Kleidung, dick aufgetragenem Eyeliner und schwarzem Nagellack. Zu der Zeit hatte Parrish mit den Leuten von der Uni rumgehangen und gegen Geld ein paar Fetischisten-Aufträge erledigt. Es gab nämlich eine Menge Goth-Freaks, die danach lechzten, ein Mal von einem echten Vampir gebissen zu werden, und bereit waren, dafür tief in die Tasche zu greifen. Es war also nicht völlig ausgeschlossen, dass die beiden sich nähergekommen waren.
Aber die Vorstellung, dass ... die Vorstellung von William und Parrish ... zusammen ... nackt? Mein Hirn schrie vor Schmerzen auf.
„Hat Sebastian dir am Telefon gesagt, was der Zirkel heute Abend vorhat?“, fragte ich, da ich beschlossen hatte, das Thema doch lieber zu wechseln.
„Nicht so richtig. Es war nur ein kurzes Telefonat. Er sprach von irgendeinem Zauber gegen eine Hexe. Hat das mit Teréza zu tun? Glaubst du immer noch, sie hat dich verflucht?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Es gehen einfach zu viele Dinge schief. Okay, ich weiß, jede Hochzeit hat ihre großen und kleinen Katastrophen, aber in meinem Fall scheinen die Pannen einfach kein Ende zu nehmen.“ Ich zählte an den Fingern die Katastrophenmeldungen ab: „Die Kleider, die Band, die Torte, meine Mutter ... na gut, das war vermutlich nicht zu vermeiden, aber ... oh! Wo ist der Antrag?“
Hektisch durchsuchte ich jede Tasche.
William, der ein sehr vorsichtiger Autofahrer war und normalerweise fast schon krampfhaft die Straße im Auge behielt, warf mir einen beunruhigten Blick zu. „Hast du was verloren?“
„Den Antrag für unsere Eheerlaubnis. Es hat mich eine Ewigkeit gekostet, ihn zu bekommen“, sagte ich. Unwillkürlich versagte mir die Stimme. „Vielleicht habe ich ihn im Büro liegen lassen. Oder bei meinen Eltern im Hotelzimmer.“
„Soll ich zurückfahren?“
„Nein“, antwortete ich, auch wenn mir in Wahrheit nichts lieber gewesen als genau das. „Der findet sich schon wieder.“
Das musste ich mir nur lange genug einreden, damit ich es auch glaubte. Außerdem war es praktischer, wenn das Zirkeltreffen so bald wie möglich begann, denn umso schneller konnte ich diesem verdammten Fluch ein Ende setzen. Oder was auch immer dahinterstecken mochte.
Als wir in die Auffahrt einbogen, wurde die bereits von einer Reihe Fahrzeuge gesäumt. Ich erkannte Griffins klapprigen Kombi, auf dessen Ladefläche sich Gitarrenkoffer stapelten. Daneben stand Xylias stylisher gelber VW-Käfer mit etlichen linksgerichteten politischen Aufklebern am Heck. Auch ein paar andere Wagen waren mir vertraut.
Wir betraten das Haus, und prompt schlug uns der Duft von Chili und Maisbrot entgegen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Auf der Couch hatten sich Leute niedergelassen, und Xylia kam mir von der Treppe entgegen, um mich zu umarmen. „Herzlichen Glückwunsch.“
„Ehrlich?“ Irgendwie war ich überrascht, so etwas aus ihrem Mund zu hören. Eigentlich war sie eher der Typ, der traditionelle Hochzeiten als „Unterwerfung unter das Patriarchat“ bezeichnete. Xylia hatte einen Bürstenhaarschnitt, und trotz der Kälte draußen trug sie ein Muskelshirt, das ihre gut definierten Arme betonte und ein Gecko-Tattoo ans Tageslicht brachte.
„Ja“, sagte sie lächelnd. „Ich freue mich auf deine Hochzeit. Ich liebe Hochzeiten.“
„Tatsächlich?“
„Wahrscheinlich wird sie sogar Tränen vergießen“, meinte Griffin und legte einen Arm um ihre schmalen Schultern. Griffin hatte das gute Aussehen eines nordischen Gottes: Langes, leicht zerzaustes blondes Haar rahmte sein Gesicht ein, seinen kantigen Kiefer überzogen feine Bartstoppeln. „Ich vermutlich auch“, ergänzte er und tat so, als wischte er sich über die Augen.
„Ihr seid mir zwei“, sagte ich kopfschüttelnd.
Beide mussten sie lachen. „Aber ich liebe tatsächlich Hochzeiten“, beteuerte Xylia mit einem verlegenen Lächeln, das ihren Nasenstecker funkeln ließ. „Ich schätze, sogar in mir steckt ein klein bisschen Tradition.“
Ich nickte, weil ich sie gut verstehen
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