Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen
knurren.
»Courtney hat das Haus mit der Feuerstelle im Garten, richtig?«, fragte ich, nachdem ich mein Gedächtnis bemüht hatte.
»Ja, genau«, sagte er und stand auf. Er nannte mir die genaue Adresse und fügte noch an: »Wenn du kommst, dann zieh dir was Warmes an. Du kannst ruhig deinen Ehemann mitbringen ... falls er auf so was steht. Und selbst wenn nicht, ich wette, alle würden ihn gern kennenlernen.«
»Okay.« Ich winkte Larkin nach, als er zur Tür ging. »War schön, dich mal wiederzusehen.«
Er blieb stehen und sah mich lange wortlos an, als überlegte er, ob das von mir sarkastisch gemeint war oder nicht.
»Ganz ehrlich«, sagte ich, weil ich das Gefühl hatte, das klarstellen zu müssen.
Larkin sah zu Boden. »Kennst du noch den Spruch, der hier üblich ist? Fröhlich kennengelernt, fröhlich auseinandergegangen und fröhlich wiedergesehen.«
Das war eine seltsame Schlussbemerkung, mit der er mich an meinem Tisch zurückließ. Üblicherweise sagte man so was, nachdem man in einer Gruppe Magie gewirkt hatte. Ich wusste nur, ich und Larkin waren nicht gerade »fröhlich auseinandergegangen«. Es war eher das Gegenteil gewesen.
Die Kuhglocken an der Tür läuteten, als Larkin das Seward Café verließ. Kalter Wind wehte ins Innere des Cafés und strich über mich.
Ich dachte so lange über Larkin nach, bis ich mich ernsthaft depressiv fühlte und mir vom langen Sitzen der Hintern wehtat. Außerdem war der Umkehrzauber schon lange überfällig. Ich musste einen Ort finden, an dem ich mich ungestört meiner Magie widmen konnte; hier im Café war es dafür viel zu voll. Ich hätte ins Hotel zurückkehren können, wäre Lilith nicht auf die Idee gekommen, unser Zimmer zu zertrümmern. Aber so kalt, wie es draußen noch war, konnte ich getrost davon ausgehen, dass sich da irgendwo ein ruhiges Fleckchen finden würde.
Tatsächlich gab es entlang der River Road einige abgeschiedene Stellen, die für meine Zwecke genau richtig waren. Zwar hätte ich die sechs oder sieben Blocks vom Seward Café bis
zum Mississippi ohne Weiteres zu Fuß zurücklegen können, aber ich nahm trotzdem den Wagen. Sollte jemand vom Konsulat anrufen, würde ich viel schneller reagieren können.
Die Franklin Avenue mit ihrer sonderbaren Ansammlung von Kunstgalerien, Supermärkten und heruntergekommenen Wohnhäusern führte geradewegs zum Fluss hinunter. Ich folgte einer Weile der kurvenreichen Straße und hielt dabei Ausschau nach einer passenden Stelle. Obwohl es unter null Grad war, waren zahlreiche Jogger und Radfahrer unterwegs. Aus meiner Zeit, als ich noch hier gelebt hatte, wusste ich, dass umso mehr Leute unterwegs sein würden, je näher ich der Lake Street und dem Viertel Longfellow kam. Ich wendete und fuhr zurück in Richtung Franklin und zum am Westufer gelegenen Campus der Universität.
Die Straße verlief hier näher am Fluss entlang, zu meiner Linken erhob sich eine steile Sandsteinklippe, die mir die Sicht auf die Stadt nahm. Kahle, knorrige Bäume klammerten sich krampfhaft am Hang fest, einige wuchsen sogar in der Horizontalen, was der Gegend einen wilderen und magischen Charakter verlieh.
Kaum hatte ich die Franklin Avenue hinter mir gelassen, wurde es auf der River Road immer ruhiger, fast so, als hätte ich eine unsichtbare Grenze zwischen zwei Welten überfahren ... oder vielleicht waren es auch die Elfen, die diesen Abschnitt des Flussufers bewachten.
Jetzt kam ich der Sache schon näher, das hier war genau das, wonach ich gesucht hatte.
Das einzige Problem bestand darin, dass die Straße durch die natürlichen Grenzen, die durch Felsklippe und Flusslauf vorgegeben wurden, so eng wurde, dass es kaum eine Gelegenheit gab, den Wagen abzustellen.
Als ich endlich einen Platz fand, war der mit dem Hinweis auf eine Parkerlaubnis versehen, die ich natürlich nicht besaß. Aber es war niemand sonst dort, der den Platz für sich beanspruchte, also kümmerte ich mich nicht darum.
Ich ließ den Wagen stehen, überquerte die Straße und zog mich in das Waldstück zurück. Zwar musste ich mich genau genommen nicht unter freiem Himmel befinden, um den Zauber zu wirken, doch es fiel mir stets leichter, in die richtige Stimmung zu kommen, wenn ich von der Natur umgeben war. Die Felswand glich hier mehr einem Hügel, und ich stieg die rutschige und stellenweise vereiste Schräge hinauf, indem ich mich an Bäumen und Büschen festhielt. Die Flora war hier sehr dürftig, und nach etlichen Metern konnte ich immer
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