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Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen

Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen

Titel: Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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noch die Straße hinter mir erkennen. Aber was ich brauchte, war ohnehin nur ein ruhiges Fleckchen, um mich für ein paar Augenblicke hinzusetzen. Ein umgestürzter Baum entpuppte sich als perfekt dafür geeignet.
    Ich zwängte mich zwischen den noch verbliebenen Ästen hindurch und machte es mir auf dem Baumstamm gemütlich. Der Mississippi war hier fast vollständig mit einer Eisdecke
überzogen, nur eine Stelle in der Flussmitte war noch frei. Eine Krähe flog laut schimpfend über mich hinweg, ein Schwarm wütender Spatzen verfolgte sie.
    Auf mich wirkte das wie ein Zeichen, eine natürliche Metapher für mein Leben, in dem ich ebenfalls verfolgt und gejagt wurde. Also bereitete ich mich darauf vor, den Zauber umzukehren. Ich schloss die Augen und atmete tief durch, bis ich spürte, wie ich mich  entspannte. Mit einer Hand zeichnete ich einen Kreis um mich herum. Die Elemente musste ich nicht rufen, da ich allseits von ihnen umgeben war. Ich atmete die Luft tief ein, die Sonne wärmte mit ihrem sanften Feuer mein Gesicht, Wasser durchdrang meine Jeans, da der Schnee unter meinem Hintern zu schmelzen begann, und unter meinen Füßen fühlte ich die Erde.
    Mein vorangegangener Zauber war eine Art Meditation über das gewesen, was ich wollte. Ich hatte eine Kerze angezündet und mir Flitterwochen ohne irgendwelche Zwischenfälle vorgestellt. Da das alles mental abgelaufen war, würde ich den Zauber vielleicht am besten rückgängig machen, indem ich meine Absicht nun in den Schnee schrieb und die Schrift dann verwischte.
    Mit dem Zeigefinger schrieb ich ein normales Leben in die weiße, kalte Masse, was angesichts des lockeren Schnees nicht sonderlich leserlich war, aber ich wusste ja, was es heißen sollte, und nur darauf kam es an.
    Dann nahm ich mir einen Moment Zeit, um darüber zu meditieren, was in meinem Leben Normalität bedeutete.
    Doch vielleicht war »meditieren« etwas übertrieben ausgedrückt, da ich dazu neigte, mich auf ein Objekt zu konzentrieren - in diesem Fall auf den fast vollständig zugefrorenen Mississippi - und dann meine Gedanken eine Weile um das Thema kreisen zu lassen. Die Begegnung mit Larkin hatte Erinnerungen an ein Leben vor Lilith geweckt. Bei der strahlenden Göttin, es war schon ein trauriger Tag, wenn ich die völlige Zerstörung eines Hotelzimmers als Erfolg bezeichnete, nur weil es dabei keine Toten gegeben hatte.
    Athena schien mir einen friedlicheren Schutz zu bieten. Ich wünschte, ich könnte sie eintauschen. Aber vielleicht gab es ja tatsächlich einen Weg, die Mutter der Dämonen durch die
Göttin der Weisheit zu ersetzen.
    Es würde bestimmt nichts ausmachen, wenn ich etwas klüger wäre. Was lockere Sprüche anging, war ich unschlagbar, doch überlegte Entscheidungen in Sachen Magie oder Menschen waren offenbar nicht mein Ding.
    Von oben hörte ich ein seltsames Geräusch, eine Art Heulen. Ich sah zum Himmel und entdeckte eine Schnee-Eule auf einem kahlen Ast, die ihr Federkleid putzte. Als sie meinen Blick bemerkte, zwinkerte sie mir gemächlich zu, dann erhob sie sich lautlos in die Lüfte.
    Liliths Vogel war eine Eule, aber war die nicht auch Athenas Symbol? Wie eigenartig, dass sich die beiden diesen Vogel teilten!
    Ich schaute wieder auf die Schrift im Schnee, der in der Sonne zu schmelzen begann, und versuchte, mich mehr auf die Absicht meines Zaubers zu konzentrieren. Dann sagte ich laut und auch ein wenig wehmütig: »Normal ist für mich alles Chaotische. Besten Dank, aber davon brauche ich nicht noch mehr.«
    Dann verrieb ich die Inschrift von rechts nach links.
    »So möge es sein«, murmelte ich. Lilith rührte sich, als wollte SIE IHRE Kraft zu dem Zauber beisteuern. Gleichzeitig spürte ich, wie für einen Moment eine andere Präsenz über mich kam. Ein Schatten fiel auf mich, der die Form einer Kriegerin zu haben schien, einer Frau mit stählernen Muskeln, einem Schild und einer Toga, wie Russell Crowe sie in Gladiator getragen hatte.
    Ich suchte nach der Quelle dieses Schattens, aber das war nur eine Wolke gewesen, die sich vor die Sonne geschoben hatte. Mein Magen verkrampfte sich auffällig, und dann ließ mich eine plötzliche Schwindelattacke fast vom Baumstamm rutschen.
    Im nächsten Moment war das Gefühl auch schon wieder vorüber. Hatte ich die Macht beschworen, die dem Zauber ein Ende setzen würde? Irgendetwas war auf jeden Fall geschehen, und ich konnte nur hoffen, dass es das war, was ich benötigte. Ein besonderer Zauber war es nicht

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