Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen
seiner Mom?
Dummerweise konnte ich mich kaum noch an Details unserer gemeinsamen Nacht erinnern. Hatte ich ihn mit zu mir genommen? Oder ... o nein, Göttin, sag nicht, dass wir es im Haus seiner Mutter getrieben haben!
Hero stieß mein Bein an, um mich daran zu erinnern, dass ich mich sputen musste. Das war auch besser so, denn die Vorstellung, ich könnte mich mit Larkin vergnügt haben, während seine Mom im Nebenzimmer schlief, ließ mir wieder den Inhalt meines Magens hochkommen.
Durch einen Türbogen ging es in ein großes Esszimmer mit einem eingebauten Büffet, auf dem Hartholzboden lag ein teurer Perserteppich. Während ich mich durch das gleichermaßen ausladende Wohnzimmer mit seinen bequemen Sofas bewegte, strichen meine Finger über die staubfreien Oberflächen.
»Ich glaube, an so etwas müsste ich mich erinnern«, sagte ich zu Hero, der den Kopf schräg legte, als glaubte er mir kein Wort. Stattdessen wartete er an einem Garderobenständer auf mich, an dem mehrere Parkas hingen. Zu meiner großen Erleichterung stieß ich dort auch auf eine Hose, die mir ganz gut passte, auch wenn die Beine ein Stück zu lang waren. Schwieriger war es, in den Stiefeln zu gehen, die ich dort entdeckte, aber selbst wenn ich mir ein paar Blasen laufen sollte, war das immer noch erträglich, solange ich aus diesem Haus entkommen konnte und draußen nicht nach ein paar Metern erfror.
Das Schlimmste war das Gefühl, dass ich Dinge an mich nahm, die eigentlich der Dame des Hauses gehörten, also vermutlich Larkins Mom. Das gefiel mir ganz und gar nicht.
»Und ich dachte, du lebst hier auf einer Müllhalde«, sagte ich zu Hero, ging in die Hocke und kraulte ihn hinter dem Ohr. Er stieß seinen Kopf fröhlich gegen meine Finger. »Ich hatte gehofft, ich könnte mich erkenntlich zeigen und dich ebenfalls retten. Aber ich glaube, du hast es hier gut, wie?«
Hero setzte sich hin und betrachtete mich auf diese für Katzen so typische rätselhafte Weise. Ob er meine Meinung teilte, konnte ich nicht sagen.
»Na ja, falls du jemals nach Madison kommst, dann mache ich dich mit Barney bekannt. Du wirst sie mögen. Sie ist eine Mäusejägerin, sie hat ein flauschiges Fell und ist richtig fett. Ganz anders als du, du großer, gut aussehender Kerl.« Ich tätschelte ein letztes Mal seinen Kopf, dann stützte ich mich auf der Armlehne eines Stuhls ab und stand vorsichtig auf. Mein Kopf pochte bei der Anstrengung wieder stärker, was mich daran erinnerte, dass ich von hier verschwinden musste.
O Mann, wie viel hatte mir Larkin bloß von dem Zeugs verabreicht?
Ich legte mir einen Schal um und setzte eine lila Pudelmütze mit dem Minnesota-Vikings-Logo darauf auf, die in einem Korb gleich neben der Garderobe gelegen hatte, dann ging ich zur Haustür. Kaum hatte ich die einen Spaltbreit aufgezogen, huschte Hero nach draußen.
»Bist du ein Freigänger?«, fragte ich ihn.
Hero schien sich nichts aus der dicken Schneedecke zu machen, die auf dem nicht geräumten Weg lag, also musste er wohl daran gewöhnt sein, das Haus zu verlassen. Bevor Barney bei Sebastian auf dem Hof zur Scheunenkatze geworden war, hatte sie sich hin und wieder auch draußen aufgehalten. Sobald ihre Pfoten dabei aber auf Schnee geraten waren, hatte sie unaufhörlich versucht, die Kälte abzuschütteln, die wie eine klebrige Masse an ihr haftete.
»Na, kommst du mit mir?«
Die Katze schlenderte mit hoch erhobenem Schwanz den Fußweg entlang, woraufhin ich ihr einfach folgte.
Ich hatte keine Ahnung, wo ich mich befand.
Der Himmel war pechschwarz, aber trotz der Lichter der Stadt konnte ich dicht unter dem Mond einen hellen Stern funkeln sehen. Die Positionslichter eines Flugzeugs zogen über die nächtliche Stadt hinweg. Irgendwo in der Nähe dröhnte ein Autoradio, das sich allmählich entfernte.
Das hier musste ein Viertel in der Stadtmitte von Minnesota sein, denn das Haus, aus dem ich geflohen war, war ein zweistöckiges viktorianisches Gebäude, das sowie das benachbarte Haus einen frischen Anstrich gut hätte gebrauchen können. An den Fensterläden hingen noch Reste der abgeblätterten, vormals kräftigen Farbe, auf den Dächern fehlten hier und da Dachziegel. Die verschneiten Gärten waren klein und drängten sich dicht an dicht. Mit einer Hand strich ich über den industriell gefertigten Maschendraht rund um ein weiteres viktorianisches Haus, das sich in einem geringfügig besseren Zustand befand. Eine Flagge in Regenbogenfarben wurde von der gelblich
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