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Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen

Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen

Titel: Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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leuchtenden Lampe auf der Veranda beschienen.
    Hero eilte auf allen vieren voraus, aber ich setzte mühsam einen Fuß vor den anderen und konnte mit seinem Tempo nicht mithalten. Jedes Mal wenn ich glaubte, ich hätte ihn aus den Augen verloren, entdeckte ich ihn kurz darauf wieder, wie er es sich auf dem Weg zu einem der Häuser bequem gemacht hatte und dalag wie ein Prinz, der darauf wartete, dass sich jemand um seine Bedürfnisse kümmerte. Er schien zu erwarten, dass ich stehen blieb und seinen Bauch kraulte, also hielt ich kurz an und tat ihm den Gefallen.
    Ich horchte aufmerksam, ob von irgendwoher Laute zu hören waren, die von meinen Entführern stammten, doch es war alles ruhig. Jedenfalls so ruhig, wie es in einer Stadt sein
konnte. Nach der Geräuschkulisse zu urteilen, musste sich in der Nähe ein Highway befinden. Ein Wagen mit defektem Auspuff war dort lärmend unterwegs.
    Hohe Bäume säumten die Straße, ihre Äste warfen ein wirres Muster aus Schatten auf den Asphalt. Am Straßenrand parkte ein Wagen hinter dem anderen. Bei einigen Häusern waren die Vorhänge im Erdgeschoss nicht zugezogen, und ich konnte drinnen große Flachbildfernseher, Regale und Gemälde an den Wänden erkennen.
    Die Kälte betäubte ein wenig meinen Kopf, der sich dadurch nicht ganz so schwer anfühlte. Trotzdem drehte sich bei jedem Schritt die Welt unter meinen Füßen, sodass jeder, der mich beobachtete, denken musste, dass ich betrunken war und Mühe hatte, mich auf den Beinen zu halten. »Ich weiß nicht«, sagte ich zu Hero, während ich vor ihm kauerte. »Aber ich glaube nicht, dass ich noch viel weiter gehen kann. Ich hoffe, du führst mich zum nächsten Krankenhaus.«
    Er leckte seine Pfote ab und sah an mir vorbei auf die Straße.
    Ich drehte mich noch gerade rechtzeitig um, um im Schein der Straßenlampe das Schwarz und Weiß eines Streifenwagens zu bemerken, dessen Fahrer langsamer wurde und mich aufmerksam betrachtete. Ich winkte ihn zu mir - oder besser gesagt: sie -, denn als das Fenster geöffnet und mir die Frage »Alles in Ordnung, Ma’am?« zugerufen wurde, erkannte ich, dass es sich um eine Polizistin handelte.
    Hastig schüttelte ich den Kopf, woraufhin sich alles noch schlimmer vor meinen Augen zu drehen begann. »Ich glaube, ich werde ohnmächtig«, brachte ich noch heraus, ehe ich meine Worte in die Tat umsetzte.
    Es ist eine traurige Tatsache, dass es in meinem Leben schon etliche Momente gegeben hat, in denen ich ohnmächtig war.
    Wenn Lilith mich übernahm, war ich regelrecht ausgeschaltet. Aber wenn das passierte, dann nahm ich überhaupt nichts wahr. Aus meiner Sicht spielte sich das jedes Mal so ab, als wäre zwischen dem Beginn und dem Ende meiner Ohnmacht nicht mal eine Sekunde verstrichen.
    Umso beunruhigender war es für mich, dass ich diesmal träumte. Zumindest nahm ich an, dass es sich um einen Traum handelte, weil es so völlig unwirklich auf mich wirkte.
    Um mich herum befand sich ein griechischer Tempel, der mich an den Parthenon in Athen erinnerte, nur dass hier nichts alt und verfallen war, sondern wie eben erst errichtet aussah. Strahlend weiße Marmorsäulen umgaben den Saal, in dem ich mich befand. Orangenblüten und Meersalz waren das Aroma einer Brise, die durch mein Haar fuhr und an meiner schlichten Toga zupfte. Aus irgendeinem Grund trug ich weder Unterwäsche noch Schuhe. Wow. Das letzte Mal, dass ich so gekleidet gewesen war, musste bei irgendeinem heidnischen Ritual gewesen sein.
    Als ich mich umdrehte, entdeckte ich eine riesige Statue der Athena, die mit ihrem Schild und Speer etwas Majestätisches ausstrahlte. Locken lugten unter ihrem mit einem Federkamm geschmückten Helm hervor, ihr Gesicht war aus glattem, poliertem Marmor, den man in einem olivfarbenen Fleischton angemalt hatte. Athena schaute starr über alles hinweg, die Pupillen waren von einem perfekten Sturmgrau. Es sah eigenartig aus, doch dann erinnerte ich mich an
meinen Geschichtsprofessor auf dem College, der uns erklärt hatte, dass die Griechen und Römer ihre Marmorstatuen größtenteils in grellen Farben bemalt hatten.
    Eine Stimme in meinem Kopf sagte: »Die Ältesten verlangen Opfer.«
    Ich hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte. War sie die Göttin, die auf meine drängenden Gebete dort unten im Keller reagiert hatte? Sollte ich davon ausgehen, dass Athena die Katze zu mir geschickt hatte? Und dass ihretwegen auch die Polizistin aufgetaucht war, um mich zu retten? Zugegeben, irgendwer hatte

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