Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen
forschendes Schnuppern verriet mir, dass auf mich ein Latte mit Honig wartete, doch ich hatte noch nie erlebt, dass Sebastian etwas so Kleines für sich bestellt hatte. Ich glaubte, einen Hauch Kardamom zu riechen, was mich nur noch mehr verwirrte. Als ich dann noch sah, wie er einen Schluck trank und zufrieden lächelte, kannte meine Neugier kein Pardon mehr. »Was hast du da?«
»Das ist ein türkischer Mokka. Der junge Mann hinter der Theke hat mir gesagt, das sei eine Spezialität des Hauses. Ich habe keinen Mokka mehr getrunken, seit ich das letzte Mal in Konstantinopel war.«
Ich begann, ein Lied zu singen, das ich mal in der Schule gelernt hatte. »Istanbul ist Konstantinopel, Konstantinopel, Konstantinopel... aber das ist lange her.«
»Ja, ich schätze, es ist wirklich eine Weile her«, meinte er lächelnd.
»Hat sich das Warten gelohnt?«
Sebastians erfreutes Grinsen war für mich Antwort genug, doch bevor ich etwas anfügen konnte, verzog er das Gesicht zu einer finsteren Miene. Sein Blick war auf etwas hinter mir
gerichtet, dann knurrte er: »Er schon wieder!«
Ich drehte mich um und entdeckte James Dingsda, der so tat, als läse er den Sportteil der Pioneer Press. »Hey, das ist ja unser Stalker!«, rief ich fröhlich und winkte dem Mann zu, doch dann sprang Sebastian auf und eilte an mir vorbei.
Mit geballten Fäusten stellte er sich vor James Dingsda, packte ihn am Hemdkagen und zog ihn hoch, noch bevor James von seiner Zeitung aufblicken konnte.
»Warte!«, rief ich, aber Sebastian zerrte James vom Stuhl.
Im Coffeeshop entstand sofort Unruhe. Leute schnappten erschrocken nach Luft, das Personal hinter der Theke hatte ganz plötzlich superwichtige Dinge im rückwärtigen Raum zu
erledigen. Ein Barista rief Sebastian zu: »Ganz ruhig!«
Aber Sebastian stieß James mit Wucht gegen die Wand und zischte ihm zu: »Ich sollte dich für das umbringen, was meiner Frau zugestoßen ist. Entführung? Lösegeld? Geht es dir noch gut, Typ?«
James schien von Sebastians bedrohlichem Blick wie gebannt zu sein. Ich wusste, wie es ihm erging. Einem wütenden Vampir in die Augen zu sehen, das war kein Vergnügen. Allerdings hätte ich ja doch gedacht, dass jemand mit einem ganzen Arsenal an mittelalterlichen Waffen in einem Kofferraum besser vorbereitet sein sollte für ...
Zack!
Himmel! James hatte Sebastian soeben einen Holzpflock ins Herz getrieben!
TOD
A STROLOGISCHE Ü BEREINSTIMMUNG : S KORPION
Sebastian sah hinunter auf seinen Bauch, wo James noch immer das stumpfe Ende des Holzpflocks umfasst hielt, den er ihm unterhalb der Rippen in den Leib getrieben hatte, um das Herz zu treffen.
James schaute ebenfalls nach unten. Er schien zu erwarten, dass sich irgendetwas Dramatisches ereignete, als müsste sich Sebastian zum Beispiel in einen Ascheregen verwandeln, wie es bei Buffy immer der Fall gewesen war. Dann bemerkte er, dass Sebastians Fangzähne zum Vorschein gekommen waren, und zumindest entpuppte er sich als klug genug, auf diese Feststellung extrem nervös zu reagieren.
Vermutlich hatten diese Illuminati-Typen keinen Schimmer von echtem Vampirismus.
Sebastian legte eine Hand auf James’ Faust. »Du, mein Freund«, sprach er leise in einem bedrohlichen Tonfall, »hast einen ganz schrecklichen Fehler begangen.«
Mindestens ein Gast irgendwo neben mir begann zu schreien. Ich hatte nicht laut brüllen wollen, aber als Sebastian plötzlich die Hand seines Widersachers nach unten riss und der den Pflock aus seinem Bauch zog, da spritzte das Blut nur so umher.
Der Barista rief, jemand solle die Polizei rufen, doch mein einziger Wunsch war der, das Blut zu stoppen, das aus einem Riss in Sebastians T-Shirt strömte. Aber es hatte sich eine Menschenmenge um die beiden herum gebildet, und ich kam nicht mehr zu ihm.
Mir blieb nichts anderes übrig, als weiter stocksteif an unserem Tisch zu stehen und fassungslos dreinzuschauen.
Okay, dachte ich bei mir, das ist der Moment der Wahrheit. Stell dir selbst die Frage, was Athena jetzt machen würde. Sie war eine Kriegsgöttin, sie war stark und mächtig mit ihrem
Schild mit dem Medusenhaupt, das in der Lage war, Leute zu Stein erstarren zu lassen. Sie würde den Menschen schon zeigen, wer hier das Sagen hatte.
Ich atmete tief und gleichmäßig durch und schloss die Augen. Okay, Athena, sagte ich zu mir. Ich stehe dir zur Verfügung, jetzt fang damit an, Schmerzen auszuteilen!
Aber es geschah nichts, was wohl damit zu tun hatte, dass keine Frauen
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