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Garou

Garou

Titel: Garou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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Widder.«
    Othello war ein Meister des Duells. Er wusste, was Mut war. Nicht das Gegenteil von Furcht jedenfalls. »Etwas Schlimmes ist mit seiner Herde passiert. Mit Farouche und Aube und Päquerette. Und ich denke, dass es hier passiert ist.«
    »Er mochte Aube«, sagte Mopple the Whale.
    »Ich glaube, das war ein... Schaf«, blökte Sir Ritchfield plötzlich.
    Die anderen seufzten. Ritchfield war wirklich nicht mehr der Jüngste.
     
    Die Schafe sahen sich an. In ihren Legenden war Jack-der-ungeschoren-Davongekommene eine heroische Figur, ein Schafsheld, der Schäfer an der Nase herumführte, ihrer Schere um Haaresbreite entkam und mit wild wehender Wolle in die Abenddämmerung trabte. Ein Held der Wollensstärke. Der Ungeschorene hingegen konnte ihnen noch nicht einmal erklären, wie man nicht in den Pferch ging.
    »Heuschuppen!«, sagte Othello, und die Schafe trabten stumm hinüber zum Stall.
    Nur Mopple stand weiter einfach so im Schnee herum, in einem seltenen Anfall von Appetitlosigkeit. Mopple hatte ein phänomenales Gedächtnis, so groß und dick wie er selbst. Was er sich einmal gemerkt hatte, vergaß er nie. Hick. Ob er wollte oder nicht. Nicht dass er glaubte, was die Ziege und das fremde Schaf erzählt hatten. Hick. Das nicht. Nur... es war alles auf die gleiche Art verrückt gewesen. Es hing zusammen wie zwei Pflanzen, die aus derselben Wurzel kamen. Irgendwo tief unten. Man konnte es schmecken. Hick. Und jetzt lag es ihm im Magen wie ... wie ... wie Blähgras. Lag herum und gärte. Und die Ziege hatte ihnen Wünsche erfüllt. Ganz so übel konnte sie da doch nicht sein. Und vielleicht hatte sie sogar noch ein bisschen Kraftfutter im Fell! Hick. Hick. Wenn es nur nicht die falschen Wünsche gewesen waren ... und dieser Schluckauf!
    Er hätte gerne mit Miss Maple darüber gesprochen. Nicht über den Schluckauf, aber über den Rest. Miss Maple war so klug, dass einem davon schwindelig werden konnte. Oder mit Othello? Am liebsten mit Zora. Mopple sprach gerne mit Zora über Dinge. Sie hatte Hörner und ein hübsches schwarzes Gesicht, und sie interessierte sich für Abgründe - und Wurzeln. Mopple beschloss, zu ihr hinüberzutraben, sobald er den idiotischen Schluckauf losgeworden war.
     
    Genau genommen gab es im Heuschuppen gar kein Heu, nur gelbes Stroh am Boden und - hoch über ihren Köpfen - ein Fenster ohne Scheiben, durch das Schneeflocken wehten, aber sie hatten früher in Irland in einem Heuschuppen geschlafen, und daran sollte Europa nicht so einfach etwas ändern.
    Der Schuppen stand mitten in der jungen Nacht, und im Schuppen standen die Schafe und atmeten. Zora drehte den Kopf zum Fenster und sah nach den Sternen. Sir Ritchfield hustete. Othellos Vorderhuf scharrte im Stroh. Maude witterte. Das Winterlamm schabte sich an einem Pfosten.
    Niemand schlief. Niemand hatte Lust, sich morgen vom Tierarzt über die Weide hetzen zu lassen. Die Nacht kam ihnen kälter vor ohne Cloud.
    »Vielleicht sollten wir uns doch verstecken?«, sagte Cordelia nachdenklich.
    Der Plan gefiel ihnen.
    »Aber wo?«, fragte Maude.
    »Hinter der alten Eiche!«, blökte Ramses aufgeregt.
    Die alte Eiche war der einzige nennenswerte Baum auf ihrer Weide, und sie lag praktisch, mit Fluchtmöglichkeiten in drei Richtungen und dem Ziegenzaun als Rückendeckung. Die Schafe trabten los, um es auszuprobieren. Doch egal, wie dicht sie sich aneinanderpressten: selbst in der Dunkelheit war der Stamm der alten Eiche kein besonders überzeugendes Versteck.
    »Wir könnten uns auf der alten Eiche verstecken!« Ramses ließ nicht locker.
    Die anderen verdrehten die Augen.
    Sie versuchten das Verstecken hinter dem Schrank - katastrophal! -, hinter dem Heuschuppen oben am Hang - besser! -, hinter dem Schäferwagen - na ja - und schließlich hinter der Futterkammer. Hinter der Futterkammer roch es gut, aber besonders versteckt kamen sie sich auch nicht vor. Das Problem war: jedes Mal, wenn sie nach einer Seite versteckt waren, waren sie nach drei Seiten nicht versteckt.
    Maude behauptete, die beste Art, sich zu verstecken, wäre, die Augen ganz fest zuzukneifen. Sie probierten auch das, aber egal, wie fest Maude die Augen zukniff- die anderen konnten sie ganz hervorragend sehen.
    »Ich hab's!«, blökte Mopple the Whale, der sich wieder zu den Schafen gesellt hatte. »Wir verstecken uns in der Futterkammer!«
    »Was ist, wenn Rebecca in die Futterkammer geht?«, fragte Lane. »Dann sitzen wir in der Falle!«
    »Sie wird nicht in die

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