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Garou

Garou

Titel: Garou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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verwandelt. Und das bedeutet, dass jemand, der den Garou gesehen hat, den Menschen wiedererkennen kann! Aber niemand hat den Garou gesehen ...«
    Das schweigsamste Schaf der Herde schnaubte. Maple spürte so etwas wie einen sanften Widerspruch.
    »Du hast Recht«, sagte sie. »Einer schon!«
    Sie blickte hinüber zu den Ginsterbüschen, wo der Ungeschorene stand und sich sonnte.
     
    »Und dann haben wir geerbt. Und dann sind wir nach Europa gefahren. Nur dass mit Europa etwas nicht gestimmt hat. Dann habe ich die Landkarte gefressen, und jetzt sind wir hier!« Mopple the Whale guckte stolz zu den Ziegen hinüber. Er hatte beschlossen, ein wenig Konversation zu treiben, um sich von den vielen offenen Türen abzulenken - und von der Frage, was hinter ihnen so alles lauern konnte. Um das hübsche weiße Haus herum gab es eine Menge weniger hübscher Schuppen und Hütten und Ställe, und die Ziegen trabten nun zwischen ihnen herum und witterten prüfend in jede Tür.
    »Aber jetzt wollen wir wieder weg. Mit dem Auto. Wegen dem Wolf. Zora ist das Auto suchen gegangen, und dann ...«
    Die drei Ziegen sahen ihn ein wenig mitleidig an.
    »Wer glaubt denn heute noch an Wölfe?« Die Ziegen machten aufgeklärte Gesichter.
    »Wölfe sind eine Erfindung der Hirten«, erklärte Amaltee.
    »Damit sie uns besser unterdrücken können«, meckerte Circe.
    »Ziegen sind nämlich gar nicht leicht zu unterdrücken.«
    Die drei Ziegen reckten rebellisch die Hälse.
    »Kassandra wiederum behauptet, dass Hirten eine Erfindung der Wölfe sind«, wandte Kalliope ein.
    »Was weiß schon Kassandra!«, meckerten Circe und Amaltee.
    Die drei Ziegen trabten weiter, in einen geflüsterten Disput um Hirten und Wölfe vertieft. Mopple hinterher.
    Sie kamen an einer halbgeöffneten Stahltür vorbei. Drinnen war es hell und roch seltsam, nach Milch und Säure und ein bisschen nach Ziegen.
    »Guck mal!«, sagte Circe. »Das ist interessant!«
    Mopple wollte nicht gucken, aber natürlich guckte er doch. Drinnen stand Eric und hantierte mit Ziegenkäse, tunkte ihn in Flüssigkeit und hob ihn dann wieder heraus. Die Ziegenkäse glänzten in einem kalten, weißen Licht wie Monde.
    »Ziegenkäse«, sagte Amaltee mit einer Mischung aus Spott und Stolz.
    Mopple hatte keine Augen für den Ziegenkäse. »Der Hund!«, hauchte er.
    Und was für ein Hund! Mopple hatte noch nie so einen Hund gesehen. So groß. So grau. So langbeinig und zottig. Der Hund döste zufrieden, gar nicht so weit von der Tür, und seine Füße hetzten im Traum Kreaturen durch den Schnee - weiße, rundliche Widder, vermutete Mopple.
    »Er kann uns nicht wittern«, flüsterte Amaltee. »Dazu stinkt es dort drin viel zu sehr nach Käse.«
    »Früher gab es viele von ihnen«, tuschelte Circe. »Ein ganzes Rudel. Damit die Patienten nicht wegliefen!«
    »Oh«, sagte Mopple wieder. »Oh.«
     

14
     
    »Schneller!«, blökte Zora.
    »Ich kann nicht mehr!«, stöhnte Heide.
    Maude sagte gar nichts, aber sie blieb kaum noch zum Wittern stehen. Daran konnte man sehen, wie müde sie war.
    Und Madouc war - wie durch ein Wunder - schon seit einiger Zeit nicht mehr gehopst.
    Sie waren der Nase des Turmschildes gefolgt, immer die Straße entlang, bis Madouc behauptet hatte, in der Ferne zwischen den Bäumen etwas zu sehen - vielleicht das Schloss, aber bestimmt ein Gebäude, und Maude hatte behauptet, Ziegen zu riechen. Zora und Heide hatten nichts gesehen und gerochen, trotzdem hatten sie alle gemeinsam beschlossen, die Sache zu erkunden.
    Doch dann war das Gebäude auf einmal wieder verschwunden gewesen, Maude hatte nichts mehr gerochen, und ein heftiger Schneeschauer hatte all ihre Spuren verwischt. Seither ging es kreuz und quer durch den Wald, und mittlerweile waren sie sogar zu müde, um sich zu fürchten.
    »Spuren!«, meckerte Madouc plötzlich aufgeregt.
    Tatsächlich! Dort vorne war jemand durch den Wald gegangen. Mehrere klare Spuren zogen sich vor ihnen durch den Schnee, einen Hang hinauf.
    Maude beroch die Spuren sorgfältig. Endlich gab es wieder etwas zu wittern!
    »Eine Ziege!«, sagte sie. »Und drei Schafe! Schafe ...« Sie sog tief die Luft ein. »Schafe unserer Herde!«
    Heide blökte triumphierend. Wenn noch mehr Herdenmitglieder im Wald unterwegs waren, konnte man sich bald zu einer großen Herde zusammenschließen, und dann würde alles halb so schlimm sein!
    »Wer?«, blökte Heide aufgeregt. Sie hoffte sehr, dass Othello bei den Schafen war - oder notfalls Sir

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