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Garou

Garou

Titel: Garou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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wurde ruhig, setzte sich und guckte.
    Die Schafe guckten skeptisch zurück.
    Rebecca blies in die Hundepfeife. Die Schafe ächzten, sonst passierte nichts.
    »Er ist eigensinnig«, gab Malonchot zu.
    »Ich bin auch eigensinnig«, sagte Rebecca und blies wieder in die Pfeife. »Und sie...«, sie nickte zu den Schafen herüber, »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie eigensinnig die sind!«
    Endlich riss Vidocq seinen Blick von den Schafen los und trottete widerwillig zu Rebecca hinüber. Rebecca ging in die Hocke und streckte eine Hand aus. Vidocq beschnupperte sie. Rebecca lachte leise, dann verschwand ihre Hand inVidocqs dicken, weißen Zotteln. Auf einmal liefen ihr Tränen über die Wangen.
    Vidocq wedelte zögerlich mit dem Schwanz.
    »Er mag Sie«, sagte Malonchot.
    »Er frisst sicher eine ganze Menge«, sagte Rebecca.
    »Auch für dieses Problem gibt es eine Lösung«, sagte der Inspektor. »Ich habe die ganze Rückbank voller Hundefutter.«
    Die ganze Rückbank! Die Schafe guckten neidisch.
    »Was versprechen Sie sich davon?«, fragte Rebecca. »Ich meine, als Polizist?«
    »Irritation«, sagte Malonchot. »Ich möchte die Dinge in Bewegung sehen, verstehen, wo vorne und wo hinten ist, sozusagen. Wenn wirklich jemand Ihren Hund vergiftet hat, bedeutet das vielleicht, dass Hunde für den Täter ein Problem darstellen. Nun denn - schaffen wir ihm ein paar Probleme!«
    »Was ist, wenn sie ihn auch vergiften?«, fragte Rebecca.
    »Oh«, sagte Malonchot. »Der frisst nichts von Fremden. Er wird Ihr Futter nehmen, sobald er versteht, dass Sie zu den Schafen gehören. Das war's!«
    Vidocq blaffte wie zur Bestätigung. Kein aufgeregtes Hundebeilen, nur ein paar tiefe, fordernde Laute. Es klang verständiger als das Quaken der Europäer.
    »Ich möchte, dass Sie genau beobachten, was sich durch Vidocq verändert«, sagte Malonchot. »Wer sich für ihn interessiert. Wer Angst vor ihm hat. Wer ihn mag. Wer ihn nicht mag. Wen er nicht mag. Üblicherweise sieht die Polizei nur zu.« Malonchot schnaufte bitter. »Ich versuche, einzugreifen, Variablen zu verändern, für die Täter neue Situationen zu schaffen. In neuen Situationen machen wir leichter Fehler. Alle! Sogar ein hup garou, wenn Sie so wollen. Man könnte es invasive Kriminalistik nennen. Umstritten? Das will ich meinen!«
    Vidocq blaffte wieder.
    »Ich glaube, er will sie kennen lernen«, sagte Malonchot und öffnete das Weidetor.
    Vidocq schoss auf die Schafe zu, eine glückliche Kugel Schnee.
    »Ich hoffe, er treibt sie nicht zum Wahnsinn!«, hörten die Schafe Rebecca noch sagen, bevor sie Vidocq kennen lernten.
    Es dauerte eine Weile, bis die Schafe verstanden, dass sie rannten, alle zusammen, den Hang hinauf, am Waldrand entlang, auf das Schloss zu, zurück zu Rebecca, vorbei am Ziegenzaun, wo einige sehr interessierte Ziegen standen, und wieder auf den Wald zu. Schnee stob und Ohren flatterten. Vidocq war überall und nirgends.
    Hang, Waldrand, Schloss, Rebecca, Ziegenzaun, Hang.
    Waldrand, Schloss, Rebecca, Ziegenzaun.
    Am Ziegenzaun standen mittlerweile eine ganze Menge Ziegen.
    »Das ist Vidocq!«, blökte Heathcliff ihnen im Galopp zu. »Er treibt uns zum Wahnsinn!«
    Die Ziegen machten neidische Gesichter.
     
    Heide, Maude und Madouc standen am Waldrand und blickten den beiden Männern frustriert nach.
    »Es hat nicht geklappt«, seufzte Heide.
    »Die Ziege ist schuld«, murmelte Maude.
    Die beiden Männer gingen zweifellos auf ein Schloss zu - aber es war das falsche Schloss! Der Turm war auf der falschen Seite, die Fenster stimmten nicht, und Weide gab es erst recht keine.
    Maude prüfte die Luft. »Es riecht wie das richtige Schloss«, sagte sie.
    Auf einmal begann Madouc zu kichern. »Das Schloss ist richtig!«, meckerte sie. »Wir sind falsch! Wir müssen nur um das Schloss herum, und alles stimmt, Weide und Herde und Hirt! Wir sind da! Heureka! Heureka!«
    »Heu! Heu! Heu!« Auch Heide und Maude stimmten ein kleines Triumphgeblök an. Sie folgten Madouc über eine kahle weiße Fläche, dann an der Schlossmauer entlang und zwischen den Nebengebäuden des Schlosses hindurch, wie in alten Zeiten. Eine Tigerkatze erschreckte Heide. Heide erschreckte die Tigerkatze noch mehr.
    Plötzlich begann Maude nervös zu wittern.
    »Da hinten!«, blökte sie dann. »Ein Huhn!«
    »Wir sind zurück!«, blökte Heide begeistert. »Wisst ihr noch, als wir los sind? Wisst ihr noch? Es ist sehr lange ...«
    Eigentlich war es mehr ein halbes Huhn, aus dem der

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