Garten des Lebens
sie.
“Hey, Mom, warte einen Moment, ich höre ihn in der Garage. Er hat sich mit ein paar seiner Zahnarztkollegen getroffen.” Brian legte den Hörer zur Seite.
Susannah konnte hören, wie ihr Sohn im Hintergrund etwas sagte, und einen Augenblick später meldete Joe sich.
“Hi”, sagte sie behutsam und spürte plötzlich, wie eine tiefe Liebe zu Joe sie durchströmte. Es war ein so überwältigendes Gefühl, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Die Zeit der Trennung zerrte an den Nerven – an seinen ebenso wie an ihren. “Mom ist gestürzt und hat sich die Hüfte gebrochen”, sagte sie ohne lange Vorrede.
“Wie geht es ihr?”, fragte Joe besorgt.
“Chrissie und ich sind im Krankenhaus. Mom wird noch operiert …”, Susannahs Stimme erstarb.
“Susannah?”
“Es kann sein, dass sie eine neue Hüfte braucht.” Sie unterdrückte ein Schluchzen und wartete einen Moment, bevor sie weitersprach. “Joe, sie hat sich den Kopf am Billardtisch gestoßen und war bewusstlos. Die Leute vom
Altamira
haben sich um alles gekümmert. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was hätte passieren können, wenn sie allein zu Hause gewesen wäre.” Diese Vorstellung war ihr seit ihrer Ankunft im Krankenhaus durch den Kopf gegangen.
“Möchtest du, dass ich nach Colville komme, um dir zu helfen?”, fragte er.
Susannah wusste, wie schwierig es für ihn war, kurzfristig freizunehmen. “Ich … ich denke, wir kommen zurecht. Genaueres kann ich wohl erst nach der Operation sagen.”
“Natürlich. Du weißt, dass ich mich leichter freimachen kann, wenn ich etwas Vorlauf habe, aber ich würde sofort alles stehen und liegen lassen, wenn du mich brauchst.”
Seine Entschlossenheit, sofort zu kommen, berührte Susannah. Sie wollte ihn gerne wissen lassen, wie sehr sie sein Angebot schätzte, wie sehr sie ihn schätzte, doch alles, was sie hervorbringen konnte, war ein einfaches: “Danke, mein Schatz.”
“Brauchst du irgendetwas? Kann ich irgendetwas tun?”
“Nein. Ich glaube nicht.” Ihre Sorgen bedrückten sie – Vivian, die Situation mit Jake, die Enthüllungen über Doug, der Konflikt mit Chrissie. Susannah war müde, so müde, sich für all das verantwortlich zu fühlen. Müde, Entscheidungen zu treffen – und Fehler zu machen.
Kurze Zeit später erschien der Arzt, der Vivian operiert hatte. Er trug noch immer seinen grünen OP-Kittel. Er erklärte, was er getan hatte und wie die Prognosen aussahen. Ihre Mutter würde einige Tage im Krankenhaus bleiben, um sich von der Operation zu erholen und anschließend in ein Pflegeheim kommen, damit sie die Betreuung bekam, die sie im Augenblick brauchte. Die Fortschritte würden nicht groß sein und der Heilungsprozess langwierig, doch Vivian hatte die Operation alles in allem gut überstanden.
Erleichtert, das zu hören, fuhren Susannah und Chrissie zum Haus zurück.
“Ich bin froh, dass du ins Krankenhaus gekommen bist”, sagte Susannah zu ihrer Tochter.
“Ich bin auch froh”, erwiderte Chrissie. “Als ich deine Nachricht las, wäre ich beinahe ausgeflippt. Troy hat mich, Gott sei Dank, zum Krankenhaus gebracht. Ich habe ihn gefragt, ob er mit mir kommt, aber er meinte, er könne den Krankenhausgeruch nicht ertragen.”
Susannah presste ihre Lippen zusammen, um sich einen passenden Kommentar zu verkneifen. Wenn Troy Chrissie wirklich liebte, hätte er dann nicht bei ihr sein wollen?
“Ich kann den Gedanken, dass Grandma Schmerzen hat, kaum ertragen”, fügte Chrissie hinzu. “Ich glaube, ich habe gar nicht gewusst, wie sehr ich sie liebe, bis ich erfahren habe, was ihr passiert ist.”
“Ich weiß.” Doch so schlimm es auch war, der Unfall hätte noch viel schlimmer ausgehen können.
Im Haus war es dunkel und still, als sie zurückkamen. Chrissie schaltete sofort das Flurlicht ein und beide lauschten mit angehaltenem Atem angespannt in die Stille hinein. Doch sie konnten kein verdächtiges Geräusch hören. Das einzig Außergewöhnliche war die Visitenkarte einer Immobilienfirma, die unter der Fliegengittertür steckte. Es war inzwischen die Dritte. Susannah war noch immer nicht so weit, das Haus zum Verkauf anzubieten. Sie warf die Karte in den Müll, so, wie sie es auch schon mit den anderen gemacht hatte.
Dann eilte sie in ihr Schlafzimmer und blickte sich sorgfältig um. Ihr wurde bewusst, dass sie nach einer weiteren Nachricht von Jake suchte. Er konnte nicht wissen, was sie von dem Treffen abgehalten hatte.
“Mom, Carolyn ist am
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