Garten des Lebens
Telefon”, rief Chrissie aus der Küche.
Susannah hatte nicht einmal mitbekommen, dass es überhaupt geläutet hatte.
“Ich weiß, dass ihr gerade erst nach Hause gekommen seid”, sagte Carolyn entschuldigend, als Susannah sich meldete. “Wie geht es deiner Mutter?”
“Sie wird wieder ganz gesund werden. Die Operation hat sie gut überstanden und erholt sich gerade von der Narkose. Das Krankenhaus wird anrufen, falls sich ihr Zustand ändern sollte.”
“Ich bin froh, das zu hören.” Als Susannah sich bei Carolyn bedankte, sagte die: “Ich weiß, dass es mich eigentlich nichts angeht, aber auf meinem Nachhauseweg habe ich Troy Nance gesehen. Er ist im
Roadside Inn
, und er ist nicht allein, wenn du verstehst, was ich meine.”
“Wirklich?”
“Das war vor etwa einer Stunde, also kann ich nicht versprechen, ob er noch da ist.”
Susannah blickte ihre Tochter an und schaute dann zur Uhr an der Mikrowelle. “Ich verstehe.”
Chrissie bemerkte sofort, dass sich die Unterhaltung um sie drehte.
“Was hat Carolyn dir gesagt?”, stieß sie in dem Moment hervor, in dem Susannah den Hörer auflegte.
“Hättest du Lust zu einem kleinen Ausflug?”, fragte Susannah, statt zu antworten. Sie würde nicht sagen, was Carolyn ihr erzählt hatte, wenn es nicht unbedingt nötig war.
“Ein Ausflug, um diese Zeit?” Skeptisch blickte Chrissie ihre Mutter an.
“So spät ist es nun auch wieder nicht.”
“Du kannst mich nicht hinters Licht führen, Mom. Es hat irgendetwas mit Troy zu tun, hab ich recht?”
“Wie kommst du darauf?” Sie nahm ihre Handtasche und die Autoschlüssel und ging, ohne auf Chrissie zu warten, zur Tür hinaus.
Es schien einen Moment lang, als wollte Chrissie tatsächlich zu Hause bleiben, doch dann kam sie aus dem Haus gestürmt und stapfte zum Auto – im Gesicht den trotzigen Ausdruck einer Achtjährigen.
“Es wird dir nicht gelingen”, murmelte sie, als sie neben Susannah ins Auto stieg.
“Was?” Susannah steckte den Schlüssel ins Zündloch und startete den Motor.
“Ich werde nach Colville ziehen und mit Troy zusammenwohnen, um mich um Grandma zu kümmern. Und nichts, was du sagst oder tust, kann mich davon abbringen.”
“Ich habe überhaupt nichts gesagt”, erwiderte Susannah.
“Ja, genau.” Chrissie starrte aus dem Beifahrerfenster auf die dunkle Straße.
Schweigend fuhren sie zum
Roadside Inn.
Susannah hätte vor Erleichterung beinahe in die Hände geklatscht, als sie Troys Truck auf dem Parkplatz entdeckte.
“Was soll das beweisen?”, fragte Chrissie, als Susannah ihren Wagen neben Troys Truck stellte.
“Nichts. Ich habe nur Lust auf einen Drink. Wie ist es mit dir?”
“Oh, bitte …”
“Fein, dann geh doch schon einmal vor. Ich komme gleich nach.” Susannah lehnte sich zurück und tat so, als wäre sie vollkommen entspannt.
“Was soll ich deiner Meinung nach da drin vorfinden?”
Betont unschuldig zog Susannah die Schultern hoch. “Ich weiß nicht. Wieso sagst du es mir nicht?”
“Es gibt nichts zu sehen, also lass uns nach Hause fahren. Troy und ich haben uns heute Nachmittag lange unterhalten, nachdem du wieder versucht hast, ihn madig zu machen. Er mag es nicht, wenn seine Freundin eifersüchtig ist. Er sagt, dass ich seine Freundin bin, und wenn ich ihm nicht glauben würde, dann könne ich gehen.”
Susannah seufzte gespielt gelangweilt. “Dann kannst du ja nachsehen”, sagte sie und deutete auf die Kneipe.
Ohne ein weiteres Wort sprang Chrissie aus dem Wagen und schlug die Tür ins Schloss.
Susannah zuckte zusammen. Der Zorn ihrer Tochter machte ihr Angst. Doch alles, was sie im Augenblick tun konnte, war zu warten – und zu hoffen, dass Chrissie endlich erkannte, was so offensichtlich war.
Fünf quälende Minuten später wurde die Kneipentür geöffnet. Heraus traten Troy und Chrissie. Sie kamen Arm in Arm auf Susannahs Wagen zu.
Troy machte die Beifahrertür auf und beugte sich vor. “Sie haben ein echtes Problem, Mrs. Nelson”, sagte er und schüttelte traurig den Kopf. “Warum sind Sie so paranoid? Chrissie ist die Einzige für mich.” Er sah sie herausfordernd an. “Stimmt's?” Er wandte sich um und schenkte Chrissie ein Lächeln.
“Ja”, wiederholte sie. “Meine Mutter wird uns nicht auseinanderbringen. Das lasse ich nicht zu.”
Großartig, einfach großartig. Susannah hatte alles auf eine Karte gesetzt und verloren. In Chrissies Augen war sie rachsüchtig – rachsüchtig, unzumutbar und, wie Troy sagte,
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