Garten des Lebens
ihr. Es war eine schockierende Einsicht, und obwohl Susannah das Verhalten ihres Vaters nun besser verstand – ganz egal, ob es richtig oder falsch war –, begriff sie auch, welchen Fehler er begangen hatte. George Leary hatte Jake nie die Chance gegeben, sich zu beweisen. Er hatte nur die Fehler gesehen und entschieden, dass Jake nicht der Richtige für seine heiß geliebte Tochter war, ob sie ihn nun liebte oder nicht. Und alles, was er sagte oder tat, hatte Susannah nur noch mehr in Jakes Arme getrieben.
Susannah wollte diese Fehler nicht wiederholen.
Sie schluckte ihren Stolz hinunter, ging durch den Flur zu Chrissies Zimmer und klopfte vorsichtig an die Tür.
“Wer ist da?”, fragte ihre Tochter. Als ob es jemand außer ihrer Mutter hätte sein können …
Susannah verdrehte die Augen. “Mom.”
Chrissie riss die Tür auf, ließ aber die Hand auf dem Türknauf, um klarzustellen, dass sie die Tür sofort zuschlagen würde, sollte ihre Mutter etwas Falsches sagen. “Was willst du mir jetzt sagen? Dass ich zu jung bin, um zu wissen, was ich will?”
“Nein”, sagte Susannah. “Du hast recht – ich habe Troy keine Chance gegeben.”
Chrissie kniff die Augen zusammen, als befürchte sie, dass ihre Mutter sie in eine Falle locken wolle.
“Ich werde mein Bestes tun, damit er sich willkommen fühlt, wenn ich ihn das nächste Mal sehe.”
“Das wirst du tun?” Chrissie klang noch immer skeptisch, war jedoch schon sichtlich beruhigt. “Er ist wirklich ein ganz toller Kerl, Mom.”
“Wenn du ihn liebst, muss er das ja sein.”
“Ich liebe ihn. Troy ist wundervoll. Er kennt jeden in der Stadt und alle kennen ihn. Wir können nirgends hingehen, ohne dass Leute zu ihm kommen und ein paar Worte mit ihm wechseln.”
Ihre Tochter war verrückt nach diesem Kerl, weil er stadtbekannt war? Susannahs Bedürfnis, sich einfach umzudrehen und wegzugehen, um dieser absurden Unterhaltung zu entgehen, war beinahe überwältigend. Der Grund, warum jeder in der Gegend Troys Freund sein wollte, war, dass er ein
Drogendealer
war! Sie nahm an, dass diese sogenannten “Freunde” etwas von Troys Waren kaufen wollten. Wieder einmal konnte Susannah kaum glauben, dass ihre Tochter so naiv war. Sie war enttäuscht.
“Würdest du ihn heute gern zum Abendessen einladen? Wir könnten Pizza bestellen und uns ein bisschen unterhalten.” Wenn Chrissie bemerkte, dass Susannah sich wirklich Mühe gab, würde sie irgendwann vielleicht selbst die Wahrheit über Troy Nance erkennen.
Chrissie strahlte. “Ich werde ihn fragen, aber, Mom, du musst wissen, dass Troy nicht der Typ ist, der gern am Tisch sitzt und sich unterhält.” Sie schenkte ihr ein zaghaftes Lächeln. “Aber ich werde ihn fragen.”
“Wenn er nicht will, bin ich nicht beleidigt. Ich will nur, dass er merkt, dass ich mich bemühe.” Die Wahrheit war, dass Susannah erleichtert wäre, wenn er absagen würde. Sie wusste nicht, ob sie einen ganzen Abend lang ihren Mund würde halten können.
“Danke, Mom.”
Susannah nickte. “Gern geschehen”, erwiderte sie so freundlich, wie sie konnte.
“Wie geht es Grandma heute Morgen?”
Susannah erzählte, was die Schwester ihr gesagt hatte.
“Ich denke daran, zum Krankenhaus zu fahren, um sie zu besuchen”, sagte Chrissie.
Susannah wäre gern mitgekommen, doch die Sicherheitsfirma, die Joe beauftragt hatte, würde zwischen acht und zwölf Uhr kommen, um eine Alarmanlage einzubauen. “Sag ihr, dass ich heute Nachmittag komme, okay?”
“Okay.”
“Nach der Visite wissen sie meistens mehr”, sagte Susannah und konnte ihre Besorgnis nicht verbergen.
“Ich kann bei ihr bleiben, bis die Visite vorbei ist, und dir dann Bescheid geben”, entgegnete Chrissie.
Susannah bemerkte, dass auch ihre Tochter sich Mühe gab, und sie war ihr dankbar dafür. “Das wäre toll. Danke, mein Schatz.”
Kurz darauf brach Chrissie im Auto ihrer Mutter zum Krankenhaus auf. Susannah ging in die Küche zurück, trank ihren Kaffee aus und gab sich selbst ein “sehr gut” für ihre Bemühungen. Hätte George Leary auch nur halb so viel Einsatz und Willen gezeigt, hätte ihrer beider Leben ganz anders aussehen können.
Chrissie war gerade zehn oder fünfzehn Minuten fort, als es an der Haustür klingelte. Susannah hatte damit begonnen, Töpfe und Pfannen in der Küche einzupacken. Sie unterbrach ihre Arbeit und erhob sich. Offenbar waren die Leute, die die Alarmanlage einbauen sollten, ein bisschen früher da.
Aber es war
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