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Garten des Lebens

Garten des Lebens

Titel: Garten des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Macomber
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nicht. Nicht einmal mit Joe … Ganz plötzlich kam Jake zu mir in diesem … diesem dummen Traum. Ich kann dir nicht einmal sagen, worum es in dem Traum ging. Doch seitdem bestimmt Jake beinahe ständig meine Gedanken, und er taucht jede Nacht in meinen Träumen auf.”
    Carolyn wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. “Er ist wahrscheinlich verheiratet, meinst du nicht?”
    Susannah nickte. “Ich weiß … es ist ein Spiel mit dem Feuer, aber ich möchte ihn wiedersehen.”
    “Um was zu tun?”
    Susannah runzelte die Stirn. “Das weiß ich noch nicht. Ihn fragen, warum er mir damals nicht mehr geschrieben hat. Ihn fragen, warum er weggezogen ist und mir nie erzählt hat, wohin. Ich muss dauernd daran denken, was geschehen wäre, wenn ich in jener Nacht mit ihm gegangen wäre.”
    Nichts Gutes, dachte Carolyn – aber höchstwahrscheinlich wusste Susannah das selbst.
    “Du hast nicht zufällig gehört, ob er in der Gegend lebt?”, fragte Susannah, und in ihren Augen blitzte ein Hoffnungsschimmer auf.
    Carolyn hatte nichts gehört. “Nein, aber ich kenne ja auch nicht jeden in der Stadt.”
    Susannah strich sich eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn. “Wie gesagt, ich habe Joe nichts davon erzählt. Ich fühle mich so schuldig, als hätte ich ihn betrogen, dabei habe ich doch gar nichts getan. Ich würde meine Ehe dafür nicht aufs Spiel setzen. Ich bin einfach nur neugierig, verstehst du?” Unsicher blickte sie Carolyn an.
    “Und du möchtest wissen, was aus Jake geworden ist.”
    Susannah nickte langsam. “Ja. Ich möchte, dass er glücklich ist, und ich will ihm sagen, dass auch ich glücklich bin. Ich bin nicht daran interessiert, eine Affäre mit ihm zu beginnen.” Sie lächelte. “Wie Erma Bombeck sagen würde: Dazu fehlt mir die passende Unterwäsche.”
    Carolyn lachte.
    “Ich kann nicht glauben, dass wir diese Unterhaltung führen. Ich muss zugeben, es macht Spaß, diese total verrückte Idee mit jemandem durchzuspielen.” Susannah hielt inne und blickte in die Ferne. “Alles, was ich mir wünsche, sind fünf Minuten mit Jake. Mir würde auch ein Telefonat reichen. Ist das so furchtbar?”
    “Nein.” Carolyn verstand Susannah. Doch obwohl sie es nicht sagte, glaubte sie, dass Joe recht hatte. Susannahs Unzufriedenheit, die sich in diesem plötzlichen Wunsch, ihren Highschool-Freund wiederzusehen, zeigte, hing irgendwie mit ihrem Vater zusammen und mit dessen Tod. Sie wusste, dass Susannahs Beziehung zu ihrem Vater nicht gut gewesen war. Dennoch war sein Tod ein großer Verlust in ihrem Leben – auch wenn sie es vielleicht nicht wahrhaben wollte.
    Wieder rührte Susannah mit dem Strohhalm in ihrem Glas herum und ließ die Eiswürfel klirren. “Du warst immer diejenige, mit der ich über alles reden konnte. Ohne dich hätte ich die letzten fünf Monate in Frankreich nie überstanden.”
    “Wir waren wirklich gute Freunde”, sagte Carolyn und fügte in Gedanken hinzu: Vielleicht könnten wir es wieder werden.
    Die Kellnerin kam an ihren Tisch, und sie bestellten neue Getränke. “Ich muss jetzt nach Hause zu Mom fahren”, sagte Susannah widerstrebend. “Aber eigentlich möchte ich noch nicht gehen. Mit dir zu reden hat mir geholfen. Ich fühle mich nicht mehr so schuldig und allein wie zuvor. Dafür danke ich dir.”
    “Weißt du schon, wie lange du in der Stadt bleiben wirst?”, fragte Carolyn. Sie hatte kaum Freunde und unternahm in der wenigen Freizeit, die sie sich gönnte, nur selten etwas. Das Sägewerk war ihr Leben, sie arbeitete fünfzig oder sechzig Stunden in der Woche. Ansonsten pflegte Carolyn ihren Garten, versorgte die Tiere, die sich auf ihr Grundstück wagten, und stickte ein bisschen. Das war eigentlich alles, was sie machte.
    “Ich werde zwei oder drei Wochen bleiben”, sagte Susannah. “Es hängt davon ab, wie ich mit Mutter vorankomme.”
    Die Kellnerin brachte die Getränke.
    Carolyn nahm ihr Glas. “Wenn du Zeit und Lust hast, komm doch mal im Sägewerk vorbei.” Es würde bestimmt Spaß machen, ihrer Freundin all die Verbesserungen zu zeigen, die Carolyn eingeführt hatte, auch wenn Susannah die Bedeutung der Veränderungen vielleicht nicht verstehen würde.
    Sie unterhielten sich noch ein Viertelstündchen, und Susannah testete ihr Französisch, das auch nach all den Jahren erstaunlich gut war. Ihre Freundin war zweisprachig aufgewachsen. Und in den letzten Wochen ihres Lebens hatte Carolyns Mutter ausschließlich Französisch

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