Garten des Lebens
Geschirr klirrte. “Zum letzten Mal, Susannah, ich werde mein Zuhause nicht verlassen. Es überrascht mich, dass du überhaupt einen derartigen Vorschlag machst.”
“Mutter …”
Ohne ein weiteres Wort stand Vivian auf, stellte das Geschirr in die Spüle und verschwand ärgerlich murmelnd durch den Flur in ihr Schlafzimmer.
Susannah stützte die Ellbogen auf den Tisch und verbarg müde ihren Kopf in den Händen. Sie schloss ihre Augen und sandte ein Stoßgebet zum Himmel. Bis jetzt war sie noch keinen Schritt weitergekommen. Aber sie hatte ja vorausgesehen, dass es nicht einfach sein würde, ihre Mutter zu überzeugen.
Nachdem Vivian sich angezogen hatte, kam sie zurück in die Küche. Ohne Susannah eines Blickes zu würdigen, ergriff sie einen Korb und ihre Gartenschere. Der Garten stand in voller Blüte. Iris und Rosen gehörten zu Susannahs Lieblingsblumen, und sie wuchsen üppig am weißen Palisadenzaun entlang. Der Flieder war frisch beschnitten und wohlgeformt, und sein süßer Duft wehte durch das offene Fenster herein.
Angesichts des geschwächten Zustands ihrer Mutter war Susannah ehrlich erstaunt, wie gut der Garten gepflegt war, auch wenn der Zaun katastrophal aussah. Die Farbe blätterte ab, und ein ganzes Stück neigte sich bedrohlich gen Erde. Ihr Vater hätte niemals zugelassen, dass der Zaun auch nur einen Tag in diesem Zustand blieb. Er war ein Pedant gewesen – zu Hause wie im Gerichtssaal.
“Ich dachte, ich mache mal den Kühlschrank sauber”, sagte Susannah, um ein Friedensangebot zu machen.
Vivian hielt die Schultern gerade, während sie die Gartenhandschuhe überstreifte. “Wenn du willst, bitte schön.”
“Mom.” Susannah machte einen Schritt auf sie zu. “Wir müssen reden.”
“Nicht über einen Umzug. Das Thema ist abgehakt.”
“Ich muss doch sichergehen, dass es dir gut geht und alles in Ordnung ist.”
“Ich verstehe nicht, warum du dir auf einmal so viele Gedanken machst. Außerdem geht es mir von Tag zu Tag besser.” Die Hintertür flog laut ins Schloss, als Vivian das Haus verließ.
Susannah seufzte. Sie wollte um keinen Preis, dass diese Diskussion in einem Kampf endete.
Sie benötigte eine Dreiviertelstunde, um den Kühlschrank zu säubern. Die Plastikbehälter mit den verdorbenen Lebensmitteln warf sie fort – manche Speisen waren nicht einmal mehr zu erkennen. Anderes identifizierte Susannah als alten Thunfisch, grünstichigen Hüttenkäse und verfaultes Obst und Gemüse. Ihre Mutter hatte offenbar jeden übrig gebliebenen Bissen aufgehoben. Damit der Müll nicht die Luft in der Küche verpestete, wickelte Susannah alles in Plastiktüten ein und brachte es nach draußen zum Mülleimer, der neben der Garage stand.
Als sie zum Haus zurückkehrte, fiel Susannah auf, dass die Regale auf der hinteren Veranda mit allerlei unnützem Zeug vollgestellt waren. Ihre Mutter schien wirklich alles aufzubewahren, was ihr in die Finger kam: Alle Kunststoffbehälter, alle Aluminiumschalen, die sie in den letzten sechs Monaten gekauft hatte, waren hier sorgfältig aufeinandergestapelt – nicht, um recycelt zu werden, sondern um irgendwann wieder Verwendung zu finden. Als Kind der Großen Depression hatte Vivian gelernt, sorgfältig und sparsam mit allem umzugehen, aber so schlimm war es noch nie gewesen. Sogar leere Toilettenpapierrollen waren peinlich genau ins Regal sortiert worden.
“Mom, was willst du mit all diesem Zeug anfangen?”, fragte Susannah.
Ihre Mutter, die mit einem Schlauch in der Hand im Garten stand, warf einen Blick über ihre Schulter und zuckte mit den Achseln. “Ich bewahre es auf.”
“Wofür?”
“Das weiß ich noch nicht”, erwiderte sie und hielt inne. “Ich habe in deinem Haus nie in deinen Sachen herumgeschnüffelt.”
“Ich schnüffele nicht herum. Es steht doch alles offen sichtbar herum.”
“Frage ich dich, was du aufhebst und was nicht?”
Susannah musste zugeben, dass sie das nicht tat. Sie ging zurück in die Küche und wischte die Arbeitsflächen ab. Eigentlich wollte sie nicht, dass die Atmosphäre zwischen ihr und ihrer Mutter während ihres Besuches weiterhin so kühl und angespannt blieb, aber sie konnte das Unvermeidbare nicht länger aufschieben.
“Hast du Lust, mit mir zum Supermarkt zu fahren, Mom?”, fragte sie, als Vivian ins Haus kam.
Vivian stellte eine langstielige Rose in eine Vase und platzierte sie mitten auf dem Tisch. “Mein Salat wächst und gedeiht”, sagte sie zufrieden. “Meine Kräuter
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