Garten des Lebens
betreutes Wohnen angesehen.”
“Ist Großmutter freiwillig mitgekommen?” Es hatte offensichtlich Fortschritte gegeben.
“Deine Großmutter hat sich freiwillig und mit Verstand angehört, was ich zu sagen hatte.”
“Das ist gut, stimmt's?”
“Sehr gut sogar. Die Situation ist nicht leicht für sie. Ich weiß nicht, was sie ihre Meinung hat ändern lassen – aber was immer es war, ich bin dankbar dafür.”
“Wo ist Grandma jetzt?”, fragte Chrissie.
“Sie hat sich ein wenig hingelegt, um alles noch einmal zu überdenken.”
Die Besichtigungen waren für Vivian anstrengend gewesen. Gleich nach ihrer Rückkehr hatte sie sich in ihr Zimmer zurückgezogen, um sich auszuruhen.
“Ich habe eine großartige Idee, die ich gern mit dir besprechen würde, okay?” Chrissie wollte nicht wie ein kleines Mädchen klingen, das Angst vor Zurückweisung hat, aber sie ahnte, dass ihre Mutter von der Idee nicht gerade begeistert sein würde.
“Sicher. Worum geht es?”
“Dad hat erwähnt, dass du Grandmas Haus vermieten oder sogar verkaufen willst.”
“Ja.” Ihre Mutter klang zurückhaltend und zögerlich. “Es ist eines der schönsten Häuser in der Stadt. Ich bin mir nicht sicher, ob es klug wäre, es zu vermieten, vor allem, weil wir nicht in der Nähe sind, um ein Auge auf das Haus zu haben.” Ihre Worte waren weniger an Chrissie gerichtet als vielmehr laut geäußerte Überlegungen, mit denen Susannah sich selbst über ihr weiteres Vorgehen klar werden wollte.
“Egal, wie die Entscheidung ausfällt, du musst alles einpacken, hab ich recht?”
“Das stimmt.”
“Also könntest du Hilfe gebrauchen.”
Ihre Mutter antwortete nicht sofort, wahrscheinlich ahnte sie, worauf ihre Tochter hinauswollte. Chrissie konnte also auch gleich zum Punkt kommen. “Kann ich nach Colville kommen?” Erneut zögerte ihre Mutter. Und das reichte aus, um Chrissies Wut zu entfachen.
“Du willst mich nicht bei dir haben, nicht wahr?”, fragte sie aufgebracht.
“Das ist es nicht.”
“Ich kann doch helfen.”
“Ja …”
“Dann erkläre mir, warum ich nicht kommen soll. Hier ist es so langweilig, und jeder, den ich kenne, hat entweder einen Job oder verbringt einen wundervollen Urlaub, während ich im Haus gefangen bin und Toiletten putze.” Das war nicht übertrieben. “Findest du nicht, dass es an der Zeit ist, eine Putzhilfe einzustellen?”
“Das hat dein Vater doch getan”, erwiderte ihre Mutter mit sanfter Stimme. “Dich!”
“Sehr witzig”, stieß Chrissie hervor. “
Sehr
witzig.”
“Dein Vater braucht dich zu Hause.”
“Nein, das stimmt nicht”, erwiderte Chrissie. “Niemand braucht mich hier. Dieser Sommer ist völlig für die Katz. Ich möchte bei dir und Grandma sein.” Sie spürte einen Kloß im Hals und versuchte zu verbergen, wie elend sie sich fühlte.
“Um was zu tun?”, fragte ihre Mutter.
Chrissie seufzte. “Das habe ich dir doch schon erzählt. Ich will helfen, die Sachen zu packen, und ich will Zeit mit Grandma verbringen.”
“Chrissie, das hier bedeutet auch Arbeit. Es muss alles durchgesehen und sortiert werden. Ich muss entscheiden, was wir behalten, was wir verkaufen und was wir weggeben, denn Grandma kann das nicht mehr alleine entscheiden. Und ich muss deiner Großmutter beim Umzug helfen.”
Ihre Mutter hörte sich mit einem Mal überfordert an. Wenn das so war, verstand Chrissie erst recht nicht, warum sie sie nicht bei sich haben wollte. “Aber ich kann dir doch bei allem helfen.”
“Mach dir keine falschen Vorstellungen, Chrissie. Das sind keine Ferien. Das ist harte Arbeit.”
Manchmal verletzte ihre Mutter sie, ohne dass es ihr bewusst war. “Ich
weiß
das. Ich kann helfen, Mom. Was glaubst du – dass ich den ganzen Tag fernsehe? Dies ist eine schwierige Zeit für dich und Grandma.”
“Das stimmt.” Die Stimme ihrer Mutter zitterte ein wenig. “Ich hatte keine Ahnung, wie schwer es werden würde.”
“Grandmas Umzug?”
“Ja …”
“Dann kann ich also kommen?” Der flehentliche Unterton in ihren Worten war wieder da, aber das war Chrissie egal. Sie glaubte, dass es ihr Recht war, bei ihrer Großmutter zu sein.
“Lass mich erst mit deinem Vater reden.”
Chrissie biss die Zähne zusammen. Sie wusste nicht, wie er reagieren würde. Es konnte sein, dass er darauf bestand, dass sie in Seattle blieb. Aber sie konnte es nicht – sie konnte das auf keinen Fall. Wenn sie sich den gesamten Sommer um ihren Bruder und ihren Vater
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