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Garten des Lebens

Garten des Lebens

Titel: Garten des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Macomber
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kümmern müsste, würde sie verrückt werden. Doch das war nicht der springende Punkt. Ihre Großmutter brauchte sie, und auch ihre Mutter brauchte sie – sie musste bei ihnen sein. Nein, die Entscheidung war gefallen. Chrissie würde nach Colville fahren – ob sie nun durfte oder nicht.

9. KAPITEL
    D as Haus war seltsam still, als Susannah es sich vor dem Fernseher bequem machte. Nach vier langen Tagen war der Umzug so gut wie geschafft. Ihre Mutter würde heute ihre erste Nacht im
Altamira
verbringen.
    Der Tag hatte sich wie ein ganzer Monat angefühlt. Die Umzugshelfer waren morgens gegen acht Uhr gekommen, um alles in den Lastwagen zu verladen, was einen neuen Platz in dem siebenunddreißig Quadratmeter kleinen Apartment finden sollte.
    Das Team vom
Altamira
hatte alles sehr gut vorbereitet. Die notwendigen Formulare waren unterschrieben und weitergeleitet, Dr. Bethels Instruktionen schriftlich hinterlegt und das Finanzielle geregelt worden. Nachdem ihre Mutter dem Umzug zugestimmt hatte, nahm alles reibungslos seinen auf. Tatsächlich hatten sie Glück, dass überhaupt ein Apartment zur Verfügung stand. Für Susannah war dies ein Zeichen dafür gewesen, dass sie den richtigen Weg beschritten.
    Mittlerweile war es schon nach zehn Uhr und dunkel geworden. Susannah hätte eigentlich müde genug sein müssen, um ins Bett zu fallen, aber die Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen, ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Im Haus herrschte ein heilloses Durcheinander. Schubladen und Schränke standen offen. Der Fußboden war übersät mit Erinnerungsstücken aus dem Leben ihrer Mutter – und mit Gegenständen aus Susannahs Kindheit. Ihre widerstreitenden Gefühle drohten sie zu übermannen. Und das von Minute zu Minute mehr.
    Eigentlich hätte Susannah ihre Familie anrufen und dann ins Bett gehen sollen, aber sie wusste, dass sie keinen Schlaf finden würde. Und zum Fernsehen fehlte ihr die Lust. Also stand sie auf und wanderte ziellos von Zimmer zu Zimmer. Einige Sachen wollte sie sich noch einmal genauer ansehen, um entscheiden zu können, ob sie weggegeben werden sollten oder nicht. Der Rest musste zusammengepackt werden. Im Augenblick jedoch hatte sie dafür keine Kraft. Ihr Herz schmerzte bei dem Anblick. Noch nie hatte sich Susannah so allein gefühlt.
    Die ganze Situation war quälend. Sie wusste, dass die Entscheidung für alle Beteiligten das Beste war – aber warum fühlte es sich dann so falsch an?
    Das Telefon klingelte. Susannah warf ihm einen unwilligen Blick zu. Sie war sich nicht sicher, ob sie die Kraft hatte, an den Apparat zu gehen. Für ihren Vater war eine Rufnummernerkennung eine unnötige Ausgabe gewesen, und so konnte sie nur mutmaßen, wer mitten in der Nacht noch anrief. Möglicherweise war es ihre Tochter, aber Susannah fühlte sich im Moment nicht in der Lage, Chrissies Flehen und ihre Klagen zu ertragen. Sie drehte sich um und entschloss sich, nicht ranzugehen. Doch unvermittelt änderte sie ihre Meinung und nahm den Hörer ab.
    “Hallo.” Sie bemühte sich, so normal wie möglich zu klingen.
    “Hi, hier ist Carolyn. Es tut mir leid, dass ich so spät noch störe …”
    “Carolyn.” Susannah war erleichtert.
    “Wie lief der Umzug?”
    Susannah lehnte sich gegen die Küchenwand und wand das lange Telefonkabel um den Unterarm. Ihr Vater hatte auch nichts von schnurlosen Telefonen gehalten. “Ziemlich gut – bis auf die Tatsache, dass Mutter es schon jetzt hasst. Sie hat zwar gute Miene zum bösen Spiel gemacht, aber ich konnte sehen, wie unglücklich sie war.”
    “Ich habe ein paar Mal versucht, euch zu erreichen, und habe mir schon Sorgen gemacht, weil sich niemand meldete.”
    “Ich bin bei Mom geblieben, bis sie ins Bett gegangen ist.” Susannah starrte aus dem Küchenfenster in die Dunkelheit und versuchte die Gefühle zu verstehen, die sie innerlich aufwühlten. “Ich konnte nicht gehen. Mom wirkte so klein und verzweifelt – so, als sei ihr Leben vorbei.” Tränen traten ihr in die Augen. “Ich habe geahnt, dass der Umzug schwierig für sie werden würde, aber ich habe nicht gewusst, wie schwierig es für
mich
sein würde.” Es gelang ihr nicht, das Schluchzen zu unterdrücken, das in ihr aufstieg, und sie schämte sich deswegen. Susannah war keine Frau, die bei jeder Gelegenheit in Tränen ausbrach – und hier stand sie nun, ein emotionales Nervenbündel.
    “Kann ich irgendetwas für dich tun?”, fragte Carolyn.
    Susannah war dankbar für das Mitgefühl ihrer

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