Garten des Lebens
durchströmte Susannah. “Ich bin in etwa einer Stunde bei dir.” Susannah hatte Lust, vor Freude zu tanzen, als sie den Hörer einhängte.
Hastig aß sie eine Scheibe Toast und fuhr dann ins
Altamira
, um ihre Mutter zu besuchen. Vivian war müde und lustlos. Sie erzählte Susannah von ihrem Gespräch mit George, der sie offensichtlich mitten in der Nacht besucht hatte. Es kostete Susannah viel Geduld, denn ihre Mutter wiederholte die Unterhaltung mit ihrem toten Ehemann Wort für Wort. Als Susannah schließlich ging, schien ihre Mutter dankbar zu sein, sich noch einmal hinlegen zu können.
Auf ihrem Weg aus dem Heim vereinbarte Susannah einen Termin mit einer Schwester, denn sie hatte das Bedürfnis, mit jemandem über die geistige Verfassung ihrer Mutter zu sprechen.
Vom
Altamira
aus fuhr Susannah direkt zum Sägewerk. Sie wollte den Wagen auf dem Besucherparkplatz vor dem Büro neben Carolyns Truck abstellen. Als sie in die Parklücke fuhr, sah sie im Rückspiegel einen arg ramponierten Pick-up vorbeifahren. Das
musste
dieser Gärtner sein. Susannah versuchte vergeblich, einen Blick auf ihn zu erhaschen.
Carolyn wartete bereits in ihrem Büro auf sie.
“Wer war der Mann, der da gerade weggefahren ist?”, fragte Susannah möglichst beiläufig. “In dem kaputten blauen Truck?”
“Das war Dave”, erwiderte ihre Freundin und sah sich etwas befangen um.
“Gab es einen besonderen Grund, warum er hier war?” Sie war auf jedes noch so kleine Detail gespannt. “Du hast mir doch gesagt, er würde heute nicht hier arbeiten.”
“Er kam, um sich nach Grady zu erkundigen. Das ist der Mann, der letzte Woche einen Herzinfarkt hatte.” Sie hielt inne und atmete tief durch. “Ich werde mich heute Nachmittag mit Dave treffen, um über ein paar Vorschläge für meine neuen Blumenbeete zu sprechen.” Carolyn wirkte verkrampft, unsicher, so als bedauere sie, überhaupt über ihre Pläne erzählt zu haben. Sie stand von ihrem Schreibtisch auf und schloss die Tür.
“Du bist echt an ihm interessiert, stimmt's?”, fragte Susannah.
Carolyn zögerte. “Ist das so offensichtlich?”
“Nicht wirklich, aber ich kenne dich.”
Sie atmete hörbar aus. “Nenn mich einen Feigling, aber ich habe mich gegen die neuen Beete entschieden. Ich … glaube nicht, dass ich das durchziehen kann.”
Susannah hatte gehofft, dass die Verliebtheit ihrer Freundin helfen würde, Schüchternheit und Angst zu überwinden.
Carolyn setzte sich an den Computer. Um von dem für sie so unangenehmen Thema abzulenken, sagte sie: “Wie schon gesagt, ich hatte heute Morgen ein bisschen Zeit und bin ins Internet gegangen. Und ich habe sechs weitere Jake Presleys gefunden.” Den Blick konzentriert auf den Computermonitor gerichtet, griff sie nach der Maus, um die Namen auszudrucken. Das brummende Geräusch des Druckers durchbrach die Stille.
“Sechs!” Susannah fühlte sich trotz der Sorgen, die sie sich um Chrissie machte, auf einmal aufgeregt und glücklich.
Carolyn lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und betrachtete Susannah. Sie kniff leicht die Augen zusammen. “Und? Wie geht es dir so heute Morgen?”
Susannah zuckte nur schweigend mit den Schultern.
Carolyn bedeutete Susannah, sich zu setzen.
“Als wir in Frankreich waren”, begann sie, “wusste ich immer, ob es dir gut geht oder nicht. Und jetzt hast du wieder diesen bestimmten Ausdruck in den Augen, den ich überall erkennen würde.”
Susannah sah keinen Grund, warum sie verschweigen sollte, was an diesem Morgen vorgefallen war. “Chrissie und ich haben uns heute Morgen gestritten”, gab sie zu. “Sie verbringt den Tag mit Troy. Er fährt nach Spokane, und sie fährt natürlich mit.”
“Sie sind schon wieder zusammen?” Carolyn straffte die Schultern, und ihr Blick verfinsterte sich.
“Das ist nicht alles. Bevor ich hierherkam, war ich bei Vivian.” Sie dachte an das befremdliche Gespräch mit ihrer Mutter. “Mom ist überzeugt davon, dass sie in der letzten Nacht mit Dad gesprochen hat. Offensichtlich hatte er eine wichtige Nachricht für mich. Sie behauptete, dass er mich von Herzen geliebt hat. Mom sagte, dass Dad mir nie hatte wehtun wollen. Er wollte mir erklären, dass er Jake nur fortgeschickt hat, weil er mich liebte und es das Beste für mich war.” Es war Susannah nicht möglich, den Sarkasmus in ihrer Stimme zu verbergen.
“Frag deine Mutter, ob er mal nach meinen Eltern sehen kann”, witzelte Carolyn.
“Sehr komisch.”
“Wie du
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