Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Titel: Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
Vom Netzwerk:
waren beeindruckend.
    »Hübsch hier«, sagte Franca, während sie an einem freien Tisch Platz nahmen.
    Das Café war mit hellen, modernen Möbeln ausgestattet. An den Wänden hingen Bilder. Im Hintergrund gab eine Kaffeemaschine zischende Töne von sich. Die Bedienung fragte freundlich nach ihren Wünschen.
    Hinterhuber bestellte Tee und ein komplettes Frühstück. Darauf hätte Franca ebenfalls Appetit gehabt, doch ihrer Figur zuliebe verzichtete sie und beschränkte sich auf einen Cappuccino.
    »Bediene dich, wenn du was magst.« Hinterhuber zeigte auf Brötchen, Butter und Marmelade. Er hatte nur wenig davon angerührt.
    »Wieso, bist du schon satt?«
    »Die Augen waren wieder mal größer als der Magen.« Er bedachte sie mit einem schiefen Lächeln. »Irgendwie hab ich keinen Appetit.«
    »Sind dir diese Junkies derart auf den Magen geschlagen?«, fragte sie und nahm sich ein halbes Croissant, das sie mit Butter und Honig bestrich.
    Er winkte ab und schwieg. Dann fixierte er sie. »Fragst du dich nicht auch manchmal, wozu wir uns eigentlich abrackern? Jeden Tag wühlen wir im Dreck, und alles, was dabei herauskommt, sind solche Figuren, die sich volldröhnen, die ihre Wohnung verkommen lassen und nur noch Mist im Kopf haben. Es ist doch zum Kotzen.«
    Er stützte seinen Kopf in die Hände.
    Franca hob ihre Tasse und trank einen Schluck. »Klar hab ich auch manchmal einen Durchhänger«, gestand sie und leckte mit der Zunge den Milchschaum ab. »Aber dann kommen auch wieder andere Zeiten. So ist das Leben, auf und ab. Hoch und runter. Müsstest du doch inzwischen kennen. Bist doch keine zwanzig mehr.«
    Hinterhubers Blick ruhte auf ihr. »Manchmal beneide ich dich«, sagte er.
    Franca lachte auf. »Warum? Weil ich solche weltbewegenden Erkenntnisse habe?«
    Er hob die Brauen. »Du hast keinen, der dir die Hölle heißmacht, wenn du mal wieder Überstunden geschoben hast. Du hast keinen, der dich ankeift, weil du ein falsches Wort sagst und nicht geduldig und freundlich bist. Und du hast keinen, der dir mit Sauergurkenmiene vorwirft, dass du dich nie an der Hausarbeit beteiligst, keinen Müll runterträgst und keine Einkäufe erledigst.«
    »Ach Gott«, sagte sie und seufzte. »Dafür muss ich all das selber machen. Und ich hab auch keinen, der mich begrüßt, wenn ich nach Hause komme, außer meinem Kater. Und der ist ebenfalls äußerst sensibel und kann mir sehr deutlich seinen Unmut zeigen.«
    Er senkte den Blick und starrte auf den Tisch. Ging nicht auf ihre Bemerkungen ein.
    »Ist es wirklich so unerträglich bei dir zu Hause?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Es wird immer schlimmer. Ich hab mir schon überlegt, auszuziehen. Vielleicht auch nur probehalber. So geht das einfach nicht weiter.«
    »Und warum tust du es nicht? Manchmal trägt so was wirklich zur Entspannung bei.«
    Er sah hoch. Ein gequälter Blick. »Ingrid ist schwanger. Eigentlich haben wir uns auf das Kind gefreut. Aber jetzt …« Ein schnelles Blinzeln hinter der Brille. Sein Kiefer wirkte verkrampft.
    »Ach«, sagte Franca überrascht. »Herzlichen Glückwunsch!« Dann lachte sie. »Aber das erklärt doch alles. Das sind die Hormone. Ingrid will beschützt werden. Sie will, dass du dich um deine Brut kümmerst. Deine Frau signalisiert dir doch nur, dass sie dich braucht.«
    »Kann man das nicht auch anders signalisieren als mit ständigem Gemeckere? Je mehr sie in mich dringt, umso mehr drängt es mich, wegzulaufen. Das müsste sie doch am besten wissen.«
    »Schwangere Frauen sind eine besondere Spezies, die besonders behandelt werden will. Bring ihr einen großen Strauß Rosen mit, rede mit ihr, nimm sie in den Arm, zeig ihr, dass sie dir wichtig ist, das wird sie besänftigen.«
    »Hab ich alles schon probiert«, sagte er. »Sie meint dann nur, ich sei nett, weil ich ein schlechtes Gewissen habe.«
    »Tja, da musst du dann jetzt durch«, meinte Franca. »Und darauf hoffen, dass wieder bessere Zeiten kommen.«

21
    Sie stand am Fenster, sah über die Dächer bis zum nahen Horizont. Auf dem Hügelkamm graste ein Pferd. Im grauen Himmel darüber beobachtete sie einen großen Vogel. Ein Habicht vielleicht. Oder ein Bussard? Vielleicht war es gar kein Raubvogel, sondern nur eine große Saatkrähe. Dunkel hoben sich die Schwingen des Vogels vom eintönigen Grau des Himmels ab. Seine Gestalt wurde kleiner und kleiner, je weiter er sich von ihr wegbewegte.
    Sie hatte das durchsichtige, weiße Kleid ihrer Mutter übergestreift. Die weiten

Weitere Kostenlose Bücher