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Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Titel: Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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stieg.
    »Lilly, das bringt doch alles nichts!«, rief Franca.
    Plötzlich schob Hinterhuber ein schmales, silbernes Briefchen in die Mitte des Schreibtischs. »Das haben wir bei Ihnen zu Hause gefunden. Das hier ist exakt so gefaltet wie die Pac , die wir versteckt bei Marios Leiche gefunden haben. Also?«
    »Dazu haben Sie kein Recht!« Mit wildem Blick war Lilly aufgesprungen. »Sie dürfen nicht einfach was mitnehmen. Dazu brauchen Sie einen Durchsuchungsbefehl!«
    Franca fühlte sich stark an Farinellis Verhalten erinnert, der ein verängstigter und scheuer Kater sein konnte und im nächsten Moment aggressiv und beißwütig, wenn er sich in die Enge gedrängt fühlte.
    »Bitte setzen Sie sich wieder.« Franca zwang sich, ruhig zu bleiben. Sie suchte Hinterhubers Blick, doch er hörte nicht auf, Lilly zu fixieren.
    Die junge Frau nahm wieder Platz und nestelte nervös einen Tabaksbeutel aus den Tiefen ihrer Zotteljacke. Mit zittrigen Fingern begann sie, sich eine Zigarette zu drehen.
    »Denken Sie bitte nochmal nach. Wo waren Sie vorgestern Nachmittag?«
    Lilly schob sich die Zigarette in den Mund und zündete sie an. »Zu Hause«, nuschelte sie. Rauch drang aus ihren Nasenlöchern. Sie fieselte ein paar Tabakkrümel von den Lippen.
    »Sie waren nicht zufällig im Schlossgarten unter der Brücke?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf und sog heftig an der Zigarette.
    »War es nicht so, dass du Stoff brauchtest, aber nicht genügend Geld hattest?«, fragte Hinterhuber, der unvermittelt zum Du übergegangen war.
    Sie öffnete den Mund, als ob sie etwas sagen wollte. Dann überlegte sie es sich wieder anders und presste die Lippen aufeinander. Die halb gerauchte Zigarette drückte sie in einem Aschenbecher aus, den Franca ihr hinstellte.
    »Und dann hast du dir überlegt, dass man auch auf andere Weise an die Pac kommen könnte«, fuhr Hinterhuber fort. »Und vielleicht auch an Marios Portemonnaie.«
    »Ich lasse mir von Ihnen nichts anhängen.« Lillys Augen blitzten. »Sie können sagen, was Sie wollen. Ich habe Mario vorgestern nicht getroffen. Weder im Schlossgarten noch anderswo.«
    »Und wann hast du das da von ihm bekommen?« Hinterhuber hielt das Stanniolbriefchen hoch.
    »Das gehört nicht mir.« Sie blieb hartnäckig bei ihrer Taktik. »Ich habe mit dieser Sache nichts zu tun.« Mit hektischen Bewegungen strich sie sich über die Beine. Ein Ring verfing sich in den groben Maschen ihrer Netzstrümpfe und zog einen Faden. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Du gehst, wenn es uns passt«, sagte Hinterhuber scharf.
    Franca sah ihn überrascht an. Wieder einmal wunderte sie sich, wo der Mann geblieben war, den so schnell nichts aus der Ruhe brachte.
    »Okay, Mädchen, jetzt reden wir mal Klartext«, fuhr er mit schneidender Stimme fort. »Du nennst uns jetzt ein paar Namen. Wem hat Mario noch Stoff geliefert? Außer dir und deinem Karim.« Er klopfte mit dem Bleistift auf den Schreibtisch. Tok tok tok. Ein nervtötendes Geräusch.
    »Wir haben Zeit«, sagte er leichthin, als Lilly weiter schwieg.
    »Ist das eine Drohung?« Sie grinste schief und kniff die Augen zusammen. Dann nuschelte sie etwas, das wie »Bullenschwein« klang. Gebannt sah Franca in Hinterhubers Richtung. Hoffentlich lässt er sich nicht provozieren, dachte sie. Hinterhuber ließ sich nichts anmerken.
    Das Schweigen dauerte. Tok tok tok. Der Bleistift schlug in regelmäßigen Abständen auf dem Schreibtisch auf. Langsam machte das Geräusch Franca nervös.
    Mit einem Ruck hob Lilly den Kopf. In ihren Augen blitzte etwas. »Verhaften Sie mich doch. Wir sind ja doch bloß Dreck in euren Augen. Geschmeiß, das man wegklatschen sollte. Sagen Sie’s doch. Los, sagen Sie’s.« Sie war aufgesprungen. Der Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, kippte polternd um.
    »Setz dich bitte wieder hin«, sagte Hinterhuber gefährlich ruhig.
    Ihr Blick flackerte. Sie bückte sich.
    Plötzlich hielt sie ein Messer in der Hand. Sie trat vor Hinterhuber. »Du hältst jetzt mal schön die Schnauze, du Bullenschwein«, fauchte sie. Wild fuchtelte sie mit dem Messer vor Hinterhubers Gesicht herum, der schützend die Hände hochhob.
    »Verdammt!«, schrie Hinterhuber auf. Blut trat auf seinen Handrücken.
    Franca sprang auf und drehte dem Mädchen blitzschnell die Hände auf den Rücken. Das Messer fiel zu Boden. Hinterhuber griff zum Telefon.
    Zwei Polizisten in Uniform stürmten herein. Wie eine Furie schlug das Mädchen um sich. Es kostete Franca alle Kraft, sie festzuhalten.

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