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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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eine altruistische Ethik, die Mittelmäßigkeit über Fähigkeit stellte und Selbstaufopferung über Selbstachtung. Sie veranstalteten außerdem wirklich entsetzliche Dinnerparties, auf denen niemand auch nur vorgab, sich zu amüsieren.
    Gegen diese Monster traten, in der guten Ecke, die rationalen Individualisten an, die »Männer des Geistes«: Hank Rearden, Eigentümer der besten Stahlwerke des Landes und Erfinder des Rearden-Metalls, einer revolutionären neuen Legierung; Francisco Domingo Carlos Andres Sebastián d'Anconia, der extravagante Erbe der Kupferbarondynastie der d'Anconias; Dagny Taggard, die hinreißend schöne geschäftsführende Direktorin der Taggard Transcontinental Railroad; der Selfmademan und ÖlmagnatEllisWyatt; der Superbankier Midas Mulligan; der unternehmerfreundliche Jurist Judge Narragansett und rund zwanzig weitere Gestalten, allesamt leicht erkennbar an ihren heroischen Namen, ihren fein gemeißelten Gesichtszügen und ihrem athletisch-vollkommenen Körperbau. Während die Kollektivisten zu nichts taugten, waren die Individualisten in allem, was sie anpackten, gut - ja, hervorragend. Die meisten von ihnen besaßen ein eigenes Unternehmen, nachdem sie sich ohne jede ■ fremde Hilfe oder Vergünstigung von Null emporgearbeitet hatten; selbst diejenigen unter ihnen, deren Väter bereits Industriekapitäne gewesen waren, genossen keinerlei Privilegien, sondern mußten sich jeden Penny, den sie geerbt hatten, sauer verdienen. Die Waren und Dienstleistungen, die sie auf den Markt brachten, waren das Beste - das heißt, das qualitativ Hochwertigste, Sicherste, Sinne und Verstand Ansprechendste und im wörtlichen Sinne Preis-Werteste -, was sie überhaupt anzubieten vermochten. Die Individualisten produzierten so schöne und gute Dinge allerdings nicht etwa aus einem fehlgeleiteten altruistischen Interesse an den »Bedürfnissen der Gesellschaft« heraus. Ganz im Gegenteil: Sie waren im höchsten Grade eigennützige Leute, und sie wußten, daß sie, wenn sie auf einem rationalen Markt - einem Markt, auf dem die Konkurrenz kein Erbarmen und die Verbraucher keine Nachsicht kannten -Erfolg haben wollten, keine andere Wahl hatten, als das Beste zu bieten. Ansonsten verlangten sie die höchsten Preise und zahlten die niedrigsten Löhne, mit denen sie überhaupt durchkamen, wobei natürlich beide Größen von der unbestechlichen Logik des Marktes, also völlig gerecht, festgelegt wurden. Als Verfechter des absoluten Laissez-faire-Kapitalismus lehnten sie jede staatliche Unterstützung ab und verwarfen jegliche ökonomisch begründete Anwendung materieller Gewalt - und über ihre Lippen kam niemals, niemals eine Lüge.
    Leider machte gerade diese charakterliche Reinheit die Individualisten zu leichten Opfern der Kollektivisten. Als bis ins Mark vernünftige Männer waren sie außerstande, die Gedankengänge irrationaler Geister zu durchschauen, und ihr Selbstvertrauen machte sie blind gegen die Gefahr, die solche Geister darstellten. Wenn ihre strebsamen Bemühungen mit Hohn und Gleichgültigkeit beantwortet wurden, wenn ihr produktiver Eigennutz als »schamlose Habgier« verurteilt wurde, wenn sie von einer Regierung, die »im Interesse des allgemeinen Wohls handelte«, besteuert, reglementiert und ausgeplündert wurden ... taten sie nichts. Sosehr diese Ungerechtigkeit, deren Ursache sie nicht zu ergründen vermochten, sie auch verletzte und verwirrte, sie arbeiteten einfach weiter und akzeptierten jede unverdiente Bürde, die ihnen aufgelastet, jedes Hindernis, das vor ihnen aufgerichtet wurde, um sie in ihrem Fortschritt zu hemmen.
    Einige wenige rebellierten. Ein blonder, blauäugiger rationalistischer Philosoph namens Ragnar Danneskjöld packte seinen Aristoteles ein und stach in See, um fortan das Leben eines Freibeuters zu führen; er zog mit seinem supermodernen Piratenschiff kreuz und quer durch den Atlantik und fing »Wohlfahrtsschiffe« auf ihrem Weg zu den europäischen und afrikanischen Völksrepubliken ab. Ellis Wyatt reagierte auf die Einführung der Mehrwertsteuer damit, daß er seine Ölquellen in Brand setzte und verschwand. Der Kupferbaron Francisco d'Anconia gab vor, mit den kollektivistischen Bonzen kooperieren zu wollen, und verwickelte sie dann in ein betrügerisches Bergwerksprojekt, bei dem sie ihr gesamtes gestohlenes Vermögen einbüßten.
    Aber der größte Kämpe des Individualismus war ein geheimnisvoller Mann namens John Galt. Während seiner Zeit als Ingenieur bei

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