G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke
Einwanderin war?«
»Nein, eingereist ist sie auf legalem Weg. Als Besucherin - die dann eine Möglichkeit gefunden hat, zu bleiben und Erfolg zu haben.«
»Hmm. Und wie lange hat sie dazu gebraucht, Erfolg zu haben? Ist sie beim Drehbuchschreiben geblieben, oder hat sie damit aufgehört und mit Romanen angefangen, oder -«
»Sie hat's mit beidem versucht, jahrelang. Aber der eigentliche Durchbruch kam erst, als Der ewige Quell erschien und durch Mundpropaganda zum - später auch verfilmten - Bestseller wurde, und das war erst Anfang der vierziger Jahre. Während des größten Teils der Depression standen sie und Frank finanziell auf äußerst wackligen Beinen, und beruflich mußte sie einen Haufen Enttäuschungen einstecken: Ihr erstes Originaldrehbuch wurde zwar angenommen, aber nie produziert, und ihr erster richtiger Roman, We the Living, wurde nach einer vernichtenden Kritik der New York Times sofort aus dem Sortiment genommen.«
»Warum wurd's denn verrissen?«
»Zu politisch unkorrekt«, sagte Archie. »We the Living handelt von einer Frau, die in Sowjetrußland um das Leben ihres Geliebten kämpft. Der Rezensent der Times bezeichnete das Buch als übelste antisowjetische Propaganda, meinte, Rand habe den edlen Charakter des sozialistischen Experiments mit Schmutz beworfen.«
»Das hat ein Times-Rezensent geschrieben?«
»Ganz recht. Ne Menge Leute vergessen das wegen dem ganzen Aufstand um den McCarthyismus, aber in diesem Land hat es zu einem bestimmten Zeitpunkt eine durchaus ernstzunehmende kommunistische Bewegung gegeben. In den dreißiger Jahren konntest du in Hollywood wegen «wiikommunisti-scher Umtriebe auf die schwarze Liste kommen, und Rand hatte eine Weile Probleme damit, Arbeit zu bekommen, weil sie sich zu offen über die realen Aspekte des >edlen Experiments< äußerte. Und just während all die amerikanischen Marxisten in fest geschlossenen Reihen für den Sieg der Komintern eintraten, arbeitete Roosevelt im Rahmen des New Deal daran, Landwirtschaft, Banken und andere Industriezweige in stärkerem Maße unter die Kontrolle der Bundesregierung zu bringen. Was verglichen mit Stalins Massenmord an den Kulaken eine Kleinigkeit gewesen sein mag, aber trotzdem kannst du dir wohl vorstellen, wie das aus Rands Perspektive ausgesehen haben muß.«
Joan nickte. »Daher also Atlas wirft die Welt ab.«
»Hat wahrscheinlich ne ganze Menge damit zu tun, sicher«, sagte Archie. »Wenn dir ihre Verteidigung des Kapitalismus also irgendwie spinnert vorkommt, mußt du ihr zugute halten, daß sie ihre Gründe hatte.«
»Naja, die hatten die Bolschewiken auch«, sagte Joan, »aber daß sie Gründe hatten, bedeutete nicht, daß sie auch recht hatten. Wenn die Diktatur des Proletariats auch nicht so gut funktioniert hat, ein Pantheon von olympischen Industriellen würd's genausowenig bringen.«
»Ja, na ja ... also wenn ich mich für eins von beiden entscheiden müßte, wüßt ich schon, was ich wählen würde.«
»Wenn du dich für eins von beiden entscheiden müßtest, Archie, dann würdest du keins von beiden wählen. Du würdest Marx und Rand sagen, die möchten sich beide einsalzen lassen, und dein eigenes Manifest schreiben - und das gleiche würd ich tun.«
Archie grinste. »Natürlich«, sagte er, »würde meins das wahre Manifest sein.«
»Aber natürlich«, sagte Joan. »Zumindest in den Punkten, in denen es mit meinem übereinstimmen würde.« Sie blickte noch einmal auf das Umschlagfoto. »Weißt du, es ist wirklich zu schade, daß sie tot ist...«
»Was soll's, Joan«, sagte Archie, »wenn dir wirklich was dran liegt, sie kennenzulernen, bleibt ja immer noch das Jenseits.«
»Jenseits? Aber Rand war Atheistin, nicht?«
»Du glaubst doch auch nicht an Gott, oder? Ungeachtet deines religiösen Vokabulars.«
»Ich glaube nicht an den Papst«, sagte Joan. »Bei Gott bin ich mir da nicht ganz so sicher.«
»Also, als ich das letztemal in meinem Katechismus nachgeschlagen hab«, sagte Archie, »kamen Atheisten und Unentschiedene beide an denselben Ort. Es sei denn, Gott ist doch son pflaumenweicher Menschenfreund, der absolut jeden in den Himmel reinläßt. So oder so müßtet du und Rand mehr als genug Zeit haben, euch kennenzulernen. Und wer weiß, Joan -vielleicht würdest du da, wo du hinkommst, nicht mal ein Feuerzeug brauchen.«
2023: Kriegsgeschichten und ein Anruf von Lexa
Ayn Rand sagte: »Sie haben keinen rechten Arm.«
Kite saß zusammen mit dem Steinernen Mönch am
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