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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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mal vor, wie das für mich war. Als ich losgezogen war, hatte ich erwartet, entweder ein bewaffnetes Lager oder einen demoralisierten LIaufen von Flüchtlingen zu finden. Statt dessen lauf ich so einem großen strammen Kerl in die Arme, der mit einer siebenjährigen Tochter auf dem Schoß und einem zappeligen jüdischen Radikalen an seiner Seite seelenruhig plant, der amerikanischen Geschäftswelt Sahnetorten ins
    Gesicht zu schmeißen ... und du hattest solche Arschbacken ... also im Ernst, wie hätt ich da nicht zugreifen sollen?«
    »Mmmm.« Philo preßte sein Gesicht in ihr Haar. »Wie recht du hast.«
    »Also dann erzähl mir«, sagte Lexa, »und schnell, bevor die Wirkung der Rückenmassage verpufft, wie du dir vorstellst, daß du gegen eine Fregatte oder einen Zerstörer antreten könntest, ohne daß dein Hintern aus dem Wasser gebombt wird.«
    »Also«, sagte Philo und hob den Kopf, »erstens bin ich im Gegensatz zu Paul Watson selig kein Salonmärtyrer. Für eine gute Sache umgebracht oder zusammengeschlagen zu werden macht mich nicht sonderlich an, und eingesperrt mag ich auch nicht werden. Und für Morris gilt das Gesagte doppelt und dreifach. Nun hatten wir uns das schon immer gedacht, daß wir eines Tages in eine solche Lage kommen könnten, und schon damals in der Geisterstadt hatten wir uns hin und her überlegt, wie wir dann vorgehen würden. Eines Tages kam Morris in der Wüste die Inspiration ...«
    Lexa schloß die Augen. »Ich weiß nicht genau, ob ich's hören will«, sagte sie. »Erzähl.«
    Er erzählte. Der Plan war so unglaublich idiotisch, daß Lexa anfangs meinte, sich verhört zu haben. Philo wiederholte ihn; sie hatte sich nicht verhört.
    »Das kann doch nicht euer Ernst sein«, sagte Lexa.
    »Doch. Uberhaupt sollte ich am besten Morris anrufen, daß er sich ans Zusammenbauen macht...«
    »Wo hat er nur eine solche Schnapsidee her.?«
    »Aus dem zweiten Buch Mose, glaub ich. Exodus.«
    »Und du glaubst wirklich, daß das funktionieren könnte?«
    »Gegen ein allein operierendes Schiff, ja. Wenn sie ein U-Boot als Flankenschutz haben, könnten wir leicht Dresche kriegen, aber wenn man den Einsatz tödlicher Gewalt ausschließt, bleibt das unsere beste Chance. Aber wart, du hast deinen Part noch nicht gehört.«
    »Meinen Part? Spiel ich in diesem bekloppten Plan etwa mit?«
    »Klar«, sagte Philo. »Das heißt«, fügte er hinzu, »wenn die Leute bei Turner Broadcasting dir noch immer diesen Gefallen schulden...«
Mr. Rays Büchse
    Das Schiff hieß »Mitterrand Sierra«. Es war ein französischer U-Boot-Jäger der Robespierre-Klasse, ein Baby-Fregatten-Modell, das in den zehner Jahren zur Abwehr möglicher nordafrikanischer Aktivitäten im Mittelmeer in Auftrag gegeben worden war. Tatsächlich hatten die Nordafrikaner, die noch immer unter den Nachwirkungen ihrer Niederlage im Krieg von 07 litten, nicht die geringste Absicht gehabt, irgendwelche U-Boot-Angriffe auf die Riviera zu starten; so waren nur eine Handvoll Robespierres vom Stapel gelaufen, und die meisten von ihnen wurden schließlich denselben libyschen und algerischen Marinen verkauft, gegen die sie eigentlich Frankreich hätten verteidigen sollen. Wie Vanna Domingo es geschafft hatte, eine von ihnen in die Finger zu bekommen, war ein Staatsgeheimnis.
    Die »Mitterrand Sierra« war an einer Privatpier unweit von Atlantic City festgemacht; das Liegebecken war mit Aluminiumwellblech tonnenförmig überdacht worden, wodurch esjetztwie ein überfluteter Hangar aussah. Möwen flogen ein und aus und ließen sich auf den Stützverstrebungen nieder. Um Viertel vor neun setzte ein blauer Transporter das Humankontingent der Besatzung auf der Pier ab: Käptn Chance Baker, Troubadour Penzias, einen Maschinisten namens Chatterjee, zwei Navigatoren/Steuermänner namens Nsyime und Tagore und zwei Mu-nitionstummler namens Sayles und Sutter. Alle übrigen Aufgaben - kampfunspezifische Wartungs- und sonstige -tätigkeiten -würden von Automatischen Dienern wahrgenommen werden. Weißen Negern sozusagen: hellhäutigen Fischereigehilfsmodel-len, durchweg ausgestattet mit dem kernig kaukasischen Antlitz Nantucketter Seebären des neunzehnten Jahrhunderts.
    Penzias betrat als erster den Hangar; er trug einen mit Tarnmuster bemalten länglichen Metallkasten. Er blieb kurz stehen, um die Siebzig-Meter-Silhouette des U-Boot-Jägers zu mustern: Die Decksgeschütze der »Mitterrand Sierra« hatte man abmontiert, um die Küstenwache nicht unnötig zu

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