G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff

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Finger ans Glas der Lampe, wie jemand, der einen Goldfisch auf sich aufmerksam zu machen versucht. »Hallo, da drin!«
    »Hallo, da draußen«, erwiderte Ayn, knallrot im Gesicht. »Erlauben Sie mir zu sagen, daß ich von Ihren Leistungen zutiefst beeindruckt bin, Mr. Gant. Sie haben einen bemerkenswerten Verstand.«
    »Oh, danke schön. Ich habe alle Ihre Bücher gesehen. Und in meinem neuen Superwolkenkratzer steht sogar ein Standbild von Atlas, der die Welt abwirft.«
    »Nein, wirklich?«
    »Meine Chefarchitektin für das New-Babel-Projekt, Lonny Matsushida, ist einer Ihrer größten Fans. Der eivige Quell hat sie überhaupt erst dazu inspiriert, ins Geschäftsleben einzusteigen. Sie besteht darauf, Ihnen in jedem Gebäude, das sie entwirft, auf irgendeine Weise ihre Ehrerbietung zu erweisen.«
    »Sie müssen uns miteinander bekannt machen! Ich -«
    »He, eine magische Schachtel!« Während er sich wieder aufrichtete, hatte Gant das Plastikkästchen erspäht, mit dem der Steinerne Mönch herumhantierte. »Wir bauen die Dinger nämlich.«
    »Wirklich?« sagte Joan. »Seit wann?«
    »Die Typen, die bei der Konstruktion der holographischen Lernmaschine mitgeholfen haben, die du gestern in meinem Büro gesehen hast, stellen auch alle möglichen Spielereien und Geschenkartikel her. Ich hab sie aufgekauft.« Er trat an den Tisch und sagte zum Steinernen Mönch: »Sie haben's fast. Hier, versuchen Sie mal das ...« Er streckte die Hand aus und verschob ein einziges Plättchen; in der Schachtel klickte etwas, und der Deckel hob sich an. »Ganz einfach, wenn man den Trick weiß.«
    »Ich werd verrückt«, sagte Kite.
    »Ich muß los, Joan«, sagte Gant. Er küßte seine Exfrau auf die Wange, wobei er darauf achtete, sich nicht an der Glut ihrer Zigarette zu verbrennen. »Ruf mich heut abend an, ja?«
    »Was machst du denn heute, daß du's so eilig hast?«
    »Typische klammheimliche kapitalistische Ausbeutersachen.« Er zwinkerte. »Keine Sorge, du erfährst es schon durch CNN.«
    »Wirklich?«
    »Kannst Gift drauf nehmen. Bis dann, Ms. Edmonds, Ms. Rand. Joan.«
    Er ging. »Und?« sagte Lexa.
    »Er ist ein Genie«, verkündete Ayn Rand. »Wenn auch etwas sprunghaft.«
    »Sieht so aus, als hätten wir mehrere Spuren«, fügte Kite hinzu, als sie den Deckel der magischen Schachtel aufgeklappt hatte.
    »Dann zähl mal auf.«
    Kite holte die Dinge, die sich in der Schachtel befanden, eins nach dem anderen heraus und beschrieb sie jeweils kurz: »Zunächst einmal wär da eine blaue Leinenserviette mit der eingestickten Zahl 33 ... Eine Videokassette mit dem Aufdruck >Betamax< und ebenfalls der Zahl 33 ... Ein grüner Luftballon, hergestellt anläßlich des zehnten Jahrestags der Eröffnung von Euro-Disney in Paris ... Und schließlich ... hmm. Das ist interessant. So'n Ding hab ich seit einer ganzen Weile nicht mehr gesehen.« Sie hielt eine Kassette hoch, wie sie Joan noch nicht vorgekommen war. Ebenso wie die Serviette und die Videokassette trug sie die Zahl 33. Auf einem zweiten Etikett stand: Soundtrack.
    »Was ist es ?« fragte Lexa.
    »Eine Achtspurkassette«, sagte Kite, »wenn ich mich nicht irre. Ein Tonträgersystem, das früher für Autoradiorecorder verwendet wurde. Das könnte Probleme aufwerfen. Die Dinger werden seit fast einem halben Jahrhundert nicht mehr hergestellt. Ich bezweifle, daß selbst ein Antiquitätenhändler das nötige Abspielgerät noch führt. Möglicherweise müssen wir damit in ein Technikmuseum.«
    »Ich kenn jemanden, der euch wahrscheinlich so ein Abspielgerät auftreiben könnte.«
    »Nicht nötig«, sagte Joan. »Ich kenn jemanden, der noch ein Achtspurgerät hat. Und einen Videorecorder, auf dem Betamaxkassetten laufen.« »Wer ist es?« »Jerry Gant.« »Harrys Vater? Der Lehrer? «
    »Harrys Vater«, bestätigte Joan. Sie drückte ihre Zigarette aus. »Der Geschichtslehrer.«
    »Hmm«, sagte Kite, »Allmählich wird die Sache spannend.«

13
    Bald wird das FBI eine Liste der 1000 Meistgesuchten haben. Man wird unsere Helden wie wilde Tiere im Dschungel jagen.
    Abbie Hoffman, Steal This Book
39° 17' N 72° 00' W
    E s ist ein Grab«, sagte Philo.
    »Potentiell, ja«, pflichtete Lexa ihm bei. »Ich hab's im Seeatlas nachgeschlagen: Diese Koordinaten bezeichnen ein Stück Ozean über dem Hudson Canyon. Das Wasser ist mehr als anderthalb Kilometer tief. Es ist auch eine Zone mit einer besonders hohen Dichte von maritimen Mutanten, was bedeutet, daß sie für die Handelsmarine gesperrt