Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
Vom Netzwerk:
Rücklauf- oder Pausentaste manuell synchron zu kriegen ist eine elende Pfriemelei.«
    Zuerst sahen sie sich das noch unvertonte Video an, das der Cray auf dem Monitor ausgab, während er ihn gleichzeitig abspeicherte. Zwei Männer saßen in einem eleganten Speiseraum an einem Tisch und sprachen mit einem Kellner, dessen blauer
    Smoking das »Klub-33«-Logo trug. Einer der Männer, der Mondgesichtige, links vom Kellner, war ein alter Bekannter.
    »John Hoover«, sagte Joan.
    »John Edgar Hoover«, ergänzte Jerry.
    Kite nickte. »Natürlich. Ich wußte doch, daß ich ihn schon mal gesehen hatte.«
    »Moment mal«, sagte Joan. »/. Edgar Hoover? Der alte Direktor vom FBI?«
    »Der Ober-G-man«, bestätigte Jerry.
    »Aber der Mann da auf dem Bildschirm ist John Hoover, der Disney-Techniker, der den Automatischen Diener erfunden hat.«
    »Nein«, sagte Jerry. »Ich kenne den John Hoover, den du meinst; ich hab ihn einmal bei Gant Industries getroffen, noch bevor du und Harry geheiratet habt. Er sah J. Edgar Floover nicht im entferntesten ähnlich.«
    »Aber wir haben John Hoover gestern kennengelernt, und er sah aus wie J. Edgar Hoover. Wie dieser Hoover da jedenfalls.«
    »Jemand muß euch einen Streich gespielt haben, Joan. Ich glaub nicht mal, daß John Hoover noch am Leben ist. Er war schon sehr alt, als ich ihn kennengelernt hab, und gesundheitlich ziemlich angeschlagen. Er müßte ja dann jetzt Ende neunzig sein.«
    »Nur zur Sicherheit«, sagte Joan, »J. Edgar Hoover ist auch tot, stimmt's?«
    »O ja«, sagte Jerry.
    »Mausetot«, fügte Kite hinzu.
    Auf dem Monitor klappten die zwei Männer ihre Speisekarten zu und reichten sie dem Kellner; der Bildschirm verdunkelte sich und wurde schwarz. Dann Schnitt und Nahaufnahme eines Leihscheins mit Feldern zum Eintragen von Buchtitel, Verfasser und Katalognummer. Die Spitze eines Mechanischen Bleistifts kam ins Bild und schrieb in die Zeile für die Katalognummer: NYPL/171.303 607 949 6. Nach ungefähr fünf Sekunden verdunkelte sich wieder der Bildschirm, dann kam nur noch Flimmern.
    »Der war kurz«, sagte Jerry Gant. »Sehen wir uns das mal mit Ton an.«
    Er tippte Befehle in die Tastatur, mit denen er die Stimm-erkennungsfunktion des Cray aufrief. Die Videosequenz lief ein zweitesmal ab, diesmal untermalt von einer verschwommenen, unverständlichen Geräuschkulisse; die versteckten Mikrophone des »Klub 33« schienen im Eimer zu sein.
    »Wer ist der Mann, der mit Hoover zusammensitzt?« fragte Kite. Der Betreffende war schlanker als Hoover, trug einen makellosen grauen Anzug und hatte eine Narbe an der Nasenwurzel. »Der ist doch auch berühmt, oder?«
    »Das istRoy Cohn«, erklärte ihr Jerry. »Der Großinquisitor. Juristischer Chefberater von Joe McCarthys Ständigem Untersuchungsausschuß. Komisch, daß die beiden im >Klub 33< essen. Nicht, daß es ihnen irgendwelche Probleme bereitet hätte, sich einen Gastausweis zu besorgen, aber...«
    »Kannte einer von beiden Disney persönlich?« fragte Joan.
    »Hoover, glaub ich, ja. Walt war ein großer Rechter vor dem Herrn, und er hielt viel davon, seine >örtliche FBI-Dienststelle zu unterstützen^«
    »Verstehen Sie, was die sagen?« fragte Kite.
    »Nein«, sagte Jerry. »Ich versuch das mal in Ordnung zu bringen ...« Er stoppte mit einem Tastendruck die Wiedergabe und tippte: Start Un-BabeiA8T-Soundtrack\Entzerren.
    »Was istUn-Babel?« fragte Joan.
    »Ziemlich genau das, wonach es klingt. Es entwirrt Stimmengewirr. Entfernt Rauschen und andere Hintergrundgeräusche, reduziert weitestmöglich den Hall und stellt wenn nötig fundierte Vermutungen darüber an, welche Wörter am besten zum Lautbestand der Aufnahme passen. Ich benutz es, um rückwärts aufgenommene Botschaften auf alten Rock-'n'-Roll-Alben zu dekodieren.«
    Entzerrung abgeschlossen , meldete der Cray auf seinem Monitor. Mehrfache Lösung (A /B).
    »Hmm«, sagte Jerry. »Das passiert manchmal, wenn die Aufnahme besonders schlecht ist.«
    Er tippte: Start Betavideo M/Un-Babel Entzerrung A.
    »Unser Haus steht zu Ihrer kulinarischen Verfügung« erklärte der blaubesmokingte Kellner. Die Herren wirkten unentschlossen, also redete der Kellner weiter, während Cohn und Hoover beide gleichzeitig zu sprechen anfingen: »Was ich heute emp-fehl -« »Wenns recht -« sagte Roy.
    »Ich -« sagte Hoover.
    »- ums -«
    »- gönn mir -«
    Ein verlegenes Schweigen. Der Kellner sah etwas betreten aus, Cohn und Hoover verärgert.
    »Nach Ihnen«, sagte Hoover mit

Weitere Kostenlose Bücher