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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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man, um's zu finden, nichts anderes zu tun, als mal eben kurz reinzuspazieren.«
    »Und wenn niemand nostalgische Anwandlungen kriegt, bye-bye Rembrandt«, bemerkte Toshiro. »Hart, aber gerecht, wie?« Er lachte. »Ist schon ne taffe Familie, die ich mir da eingehandelt habe.«
    »Wie bist du nach Harlem gekommen?« fragte Lexa.
    »Och, ich hab mir ne Limousine geborgt.«
    »Mit CC-Nummernschild?«
    »Ja. Woher weißt -«
    »Der Wagenpark vom Konsulat der Afrikanischen Freihandelszone hat mal wieder einen Diebstahl gemeldet.«
    »Stark!« sagte Betsy.
    »Bloß tu mir nen Gefallen und erzähl deinem Vater heut abend nichts davon«, sagte Lexa. »Ich hätte ihn gern in relaxter Stimmung.«
    »Jedenfalls so relaxt, wie das bei Philo überhaupt drin ist«, sagte Betsy.
    Lexa schaltete in den ersten Gang und fuhr die Rampe hinunter; Betsy schaltete ihre Scheinwerfer auf Standlicht, damit niemand die benutzten Kondome zu sehen brauchte, die auf der Oberfläche des Flusses dahintrieben. Toshiro schauderte, als der Käfer ins dunkle Wasser eintauchte, und sagte: » Den Teil hasse ich.«
    »Keine Sorge«, sagte Betsy. »Ich bin ein Volkswagen.«
Männerbindung
    In die Felswand, die sich über dem U-Boot-Dock wölbte, war ein teutonischer Raubvogel eingemeißelt, aber das Hakenkreuz, das er ehemals in den Fängen hielt, hatte Morris mittels einer koscheren Salami weggesprengt. Desgleichen war ein vergilbtes
    Transparent mit der deutschsprachigen Aufschrift » U-Boate Wilkommen Hier « mit Laser runtergebrannt worden, und ein Stapel mit der SS-Rune bestempelter Kisten und Stahlfässer hatte bei zahlreichen Schlagsahneschießübungen als Zielscheibe gedient. Das einzige Nazi-Artefakt, das in der Piratenbucht unbeschädigt geblieben war - wenn es sich denn dabei überhaupt um ein solches handelte war ein Diorama, das in einem Glaskasten auf einem Tisch stand. Das Diorama stellte die Insel Manhattan dar, wie sie in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ausgesehen hatte, und verzeichnete in allen Flüssen strategische Ziele für U-Boote und Zielhöhenwinkel für die Bordgeschütze. Ein Schildchen erklärte in mangelhaftem Deutsch: Plan zu terrorisieren verräterische Weisse amerikanische Unternehmer; bitte benutzen.
    Die »Yabba-Dabba-Doo« saß im schmalen Hafenbecken wie die Wurst in der Pelle; die Vertäuung war nicht viel mehr als eine reine Formalität, da das Boot überhaupt keinen Platz zum Abtreiben gehabt hätte. Philo stand auf dem Turm und gab Osman Anweisungen durch, um sicherzugehen, daß der Steuermann den Bug nicht auf die U-förmige Pier setzte, wo momentan Betsy Ross parkte. Der VW hatte eine eigene Einfahrt in die Piratenbucht - kleiner und schneller zu durchqueren als die U-Boot-Schleuse. Lexa stieg aus dem Auto und warf Philo eine Kußhand zu.
    »Hi!« rief er zu ihr hinunter. »Wie haben wir heute im TV ausgesehen?«
    »Sehr umweltfreundlich«, sagte Lexa. »Edward Abbey wäre stolz auf euch gewesen. Aber ich bin immer noch der Meinung, Norma sollte im Vorspann eine Nahaufnahme deines Hinterns bringen. Knallenge Jeans mit dem Dufresne-Logo links und rechts auf den Taschen, das wär genau das richtige, um ein paär neue Fans zu gewinnen.«
    »Na ja, also ... wir versuchen hier eigentlich, ein familientaugliches Piratenschiff zu betreiben, Lex.«
    »Verdammt, ich gehör zur Familie. Und ich fänd's wahnsinnig gut, deinen Hintern auf einer Million Bildschirme zu sehen.«
    »Aha... alle Maschinen stopp, Osman.« Eine blecherne Stimme antwortete aus dem Lautsprecher: »Istanbul!«
    Die »Yabba-Dabba-Doo« ruhte an ihrem Liegeplatz. Philo kletterte vom Turm herunter und fuhr eine Laufplanke aus. Toshiro und Rabi zwängten sich lächelnd und hallo rufend aus dem Volkswagen, während sich Seraphina damit begnügte, ihrem Vater flüchtig zuzuwinken, um dann ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Flugdeck zu richten. Sie hielt nach Neundundzwanzig-Wörter Ausschau, nach dem sie sich seit einiger Zeit leidenschaftlich verzehrte. (»Ich kann's gar nicht erklären«, hatte sie Lexa anvertraut, »es ist so, als wär er ein kleines rundes Eisbonbon, das ich mir unbedingt einverleiben möchte. Sind solche Gefühle einer Lady würdig?« Lexa hatte ihr versichert, sie seien's.) Aber Neunundzwanzig-Wörter-für-Schnee war unter Deck, wo er Marshall Ali half, einen Matchsack für den Landurlaub zu packen. Das würde noch eine Weile dauern.
    Lexa ging Philo bis ans Ende der Laufplanke entgegen; sie küßten sich. Toshiro ließ

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