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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Exhibitionisten traumatisch ausgewirkt geriet Toshiro schon in Stress, wenn er nur in einem kleinen Auto sitzen mußte, geschweige denn, wenn sein Kopf dabei in einem Sweatshirt steckte, und so ging das Anziehen nicht ohne viel Gezappel ab. Lexas Tochter Rabi wich einem zustechenden Ellbogen aus und beugte sich vom Rücksitz aus nach vorn. »Ist Janis Joplin an der Seuche gestorben?« fragte sie.
    »Das war lange vorher«, sagte Betsy. »Janis hat sich in den sechziger Jahren ein bißchen zu gut amüsiert.«
    »Nein«, sagte Lexa. »Janis hat sich in den sechziger Jahren nicht annähernd gut genug amüsiert. Das war's, was sie umgebracht hat.«
    Toshiro fand endlich den Halsausschnitt des Sweatshirts und steckte den Kopf hindurch. »Ihr habt beide unrecht«, sagte er. »Sie ist überhaupt nicht gestorben. Sie und John Harrison haben heimlich geheiratet und sind nach Südfrankreich gezogen.«
    »Er hieß Jim Morrison, du Kulturbanause«, sagte Betsy, »und jeder, der nicht gestern von einem Laster gefallen ist, weiß, daß «rums Leben kam, als die USA 91 Bagdad bombardierten.«
    Der Minisender, den Special Agent Ernest G, Vogelsang unter die Stoßstange des Käfers gesteckt hatte, lag jetzt auf dem Armaturenbrett und funkte sein gleichbleibendes Peilsignal, während Lexa ihre nicht zu schwer nachzuvollziehende Fluchtbahn durch die Straßen des West Village zog. Betsy hatte die blaue Ply-mouth-Limousine (amtliches Kennzeichen QR-2942, zugelassen auf die Sektion für un-un-amerikanische Umtriebe des Federal Bureau of Investigation und nach Betsys bescheidener Meinung »eine beschissene Automarke«), die sie in nicht zu diskretem Abstand verfolgte, schon längst ausgemacht. Als sie auf den Broadway in nördliche Richtung einbog, fragte Lexa: »Wie nah ist er dran, Betsy?«
    »Drei Wagenlängen. Zwischen ihm und uns sind ein Taxi und ein Möbelwagen.«
    »Gut. Kurbel mein Fenster runter.«
    Sie blieben an einer roten Ampel stehen. Lexa streckte den Arm raus und pappte den Peilsender an die Seite des Taxis, das sich neben ihr eingeordnet hatte. Als es grün wurde, bog Lexa nach rechts ab. Der blaue Plymouth fuhr geradeaus weiter, dem Taxi hinterher.
    »Jesses!« sagte Betsy. »Kriegen neuerdings auch Blinde Fahrerlaubnis und Waffenschein?«
    »Wo fährt das Taxi hin?« fragte Lexa. »>Checker Transports Wagen Nummer 5186.«
    »Moment... laut Checker-Zentrale ist es unterwegs zum Newark International Airport.«
    »Gut«, sagte Lexa. »Sonst noch jemand, der sich für uns interessiert?«
    »Nö. Ich sag's dir schon, wenn ich was seh.«
    Lexa bog noch zweimal rechts ab und fuhr dann geradeaus auf die Hafenanlagen der West Side zu. An einer abgelegenen Stelle des Kais führte eine einfache Holzrampe ins Wasser hinunter; der Hudson brannte seit Einbruch der Dunkelheit nicht mehr, aber entlang des Ufers war die Luft noch immer qualmig und durchsetzt mit Rußteilchen, die im Strahl des Scheinwerfers herumwirbelten. Lexa brachte den Wagen zum Stehen und hupte einmal.
    »Da ist sie«, sagte Toshiro, als Seraphina aus der Dunkelheit auftauchte und auf das Auto zugerannt kam. Betsy öffnete ihre Beifahrertür, und Seraphina quetschte sich mit einem kurzen Hallo an alle neben ihre Halbschwester auf den Rücksitz.
    »Hi«, sagte Rabi und fingerte an der Kapuzen-Dschellaba herum, in die sich Seraphina für den Ausflug zum Hafen vermummt hatte. »Hast du diese Woche was Tolles angestellt?«
    Lexa betrachtete die beiden im Rückspiegel. »Sie hat die Mona Lisa geklaut«, sagte sie.
    »Starke Sache«, sagte Betsy. »He, hab ich euch eigentlich schon mal erzählt, wie Grace Slick und ich auf Tricia Nixons Hochzeit Acid in die Bowle gerührt haben?«
    »Was ist die Mona Lisa?« wollte Rabi wissen, und die an Lexas Allwissenheit gewöhnte, aber dennoch überraschte Seraphina fragte: »Wie hast du denn rausgekriegt, daß ich es war?«
    »Ich mußte sofort an dich denken«, sagte Lexa. »Außerdem enthält der nichtveröffentlichte Teil des Polizeiberichts unter anderem die Aussage eines Museumswächters, der Stein und Bein schwört, er habe einen sprechenden Biber vom Tatort fliehen sehen. Das hat ihm einen Urintest eingebracht.«
    »Aha.« »Und was hast du nun mit dem Bild gemacht? Ist es noch ganz?«
    »Vorläufig ja«, sagte Seraphina. »Ich hab's im alten Apollo Theatre aufgehängt, in Harlem. Du weißt schon, das, was sie abreißen wollen, um da das Parkhaus für den New Babel hinzustellen. Hängt voll sichtbar im Foyer, also braucht

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