G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Bombardement geendet hatte und das Land von alliierten Streitkräften besetzt worden war, hatte Fouad einen der ausländischen Soldaten in stockendem Englisch gefragt, warum es denn notwendig gewesen sei, seinen Häuserblock mit lasergelenkten Raketen zu demolieren. Man erklärte ihm, mit den Leuten, die sein Land regierten, sei nicht vernünftig zu reden gewesen, und das habe es leider unmöglich gemacht, mit ihnen auf eine zivilisiertere Weise zu verfahren. Fouad schrieb sich das hinter die Ohren, und als er später nach den Vereinigten Staaten auswanderte, beschloß er, als Antidot gegen seine Träume -nächtliche Schreckensvisionen von explodierenden Fahrstuhlschächten und massiven Mauern, die wie Briefpapier zerfetzt
    wurden - formale Logik zu studieren. Um seine Person und seinen Verstand vor künftigen Kriegen zu schützen, war er zu einem Meister der rationalen Auseinandersetzung geworden, aber aus den Äußerungen seines neuen Bosses hatte er den Eindruck gewonnen, daß Whitey etwas anderes hören wollte als die offensichtliche Antwort auf seine Frage. Also tat Fouad etwas, was er sich antrainiert hatte, niemals zu tun: Er log.
    »Gantpaste«, sagte er. »Gantpaste ist die beste, weil sie von uns ist.«
    »Oh, nein nein nein ... Ihre Loyalität ist rührend, aber ich will die wirkliche Antwort.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.«
    »Na schön.« Fouad atmete tief durch. »Keine davon ist die beste. Sie sind alle gleich.«
    Whitey schüttelte den Kopf. »Falsch«, sagte er. »Oder zur Hälfte falsch.«
    »Sie sind nicht alle gleich?«
    »Doch, der Teil stimmt.«
    »Sie sind alle gleich?«
    »Genau.«
    »Dann kann keine von ihnen die beste sein ...«
    »Falsch.«
    Fouad hörte den Pfiff von Luft-Boden-Raketen. Er ballte die Fäuste unter dem Tisch und konzentrierte sich. »Da sind sechs Sachen, und sie sind alle gleich. Aber wie kann dann eine besser sein...?«
    »Keine davon ist besser«, sagte Whitey zu ihm. »Sie sind identisch. Aber welche ist die beste ? ... Nun, nun.« Whitey sah, daß Fouad angefangen hatte zu zittern, und streckte eine tröstende Hand aus. Er war zwar Werbefachmann, aber auch ein mitfühlender Mensch, und er hatte schon früher Araber ausgebildet. »Ist schon gut, hören Sie, die Hauptsache in diesem Geschäft ist, nie Angst haben, sich zu irren oder mit einer blödsinnigen Idee rauszuplatzen ... Jesus, Sie sollten mich mal bei Direktoriumssitzungen hören!«
    »Aber Aristoteles sagt -«
    »Vergessen Sie Aristoteles«, sagte Whitey so sanft wie möglich.
    »Aristoteles ist nur für Forschung und Entwicklung zuständig. Das hier ist Marketingstrategie.«
    »Welchen Philosophen hätte ich lesen sollen, um die Geheimnisse der Marketingstrategie zu verstehen?«
    »Münchhausen.«
    »Munk-iiaw-en?«
    »Münchhausen. Baron von Münchhausen.«
    »Mister Caspian«, sagte Fouad, »ich muß Ihnen eine Frage stellen ...«
    »Ja?«
    »War dieser Baron Münchhausen ein Soldat?«
    »Das war er. Er war der beste Soldat, der je gelebt hat.«
    »War er Bomberpilot?«
    »Er war Kanonenkugelpilot«, sagte Whitey. Er gab Fouad einen zweiten liebevollen Klaps und wandte sich zu Bartholo-mew Frum. »Was ist mit Ihnen, Bart? Was meinen Sie, welche die beste Zahnpasta ist?«
    »Das ist einfach«, sagte Bart. »Alle sind die besten.«
    Whitey nickte ermutigend. »Reden Sie weiter.«
    »Sie sind alle gleich«, fuhr Bartholomew fort, »also ist Crest die beste, Gleem ist unübertroffen, Gantpast ist die Nummer eins, unabhängige Tests bestätigen, daß keine Zahnpasta besser gegen Karies schützt als Colgate, nichts weißere Zähne oder einen frischeren Atem verleiht als Close-up, und No-Name ist genausogut wie jedes teurere Markenprodukt.«
    Whitey war beeindruckt. »Sie haben Ihre Hausaufgaben wirklich gemacht.«
    »Ich versteh kein Wort«, sagte Fouad.
    »Das werden Sie schon noch«, versprach Whitey. »Dazu sind Schulungskurse ja da. Ich werde jede Ihrer Frage beantworten.«
    »Ich hätte eine Frage, Mr. Caspian«, sagte Bartholomew.
    »Schießen Sie los.«
    »Selbstverständlich bin ich ein überzeugter Anhänger der jüdisch-christlichen Arbeitsethik und bin gewillt, ja brenne darauf, mein Bestes zu geben, um hier bei Gant Industries voranzukommen ...«
    »Freut mich zu hören.«
    »Ja, Sir, aber ich habe mich gerade gefragt... was für zusätzliche Aufstiegschancen böten sich wohl demjenigen, der Ihnen sagen könnte, wo Philo Dufresne sein Unterseeboot versteckt hält?«
Im Cortex aufgeschnappt
    An dem