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Gatling Girl

Gatling Girl

Titel: Gatling Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Benson
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zu. Und darüber staunte Michael Hopkins nicht schlecht. »Was wollen Sie denn da?«, fragte er und schaute sie verständnislos an.
    »Das, was man halt in einem Tele grafenamt macht - ein Telegramm aufgeben.«
    »Aber Sie haben doch keinen mühen Cent; wie wollen Sie das bezahlen? Und warum wollen Sie überhaupt so einen Wisch aufgeben?«
    »Das ist meine Sache. Und was das Geld betrifft, habe ich immer etwas in einem meiner Kleider eingenäht.« Sie klopfte auf die Satteltasche, in der ihr rotes Kleid steckte. Zusammen mit den Strumpfbändern und dem Korsett, das sie unterwegs ausgezogen hatte, war das das Einzige, was von ihrer Habe übrig geblieben war. Der Rest stand in Big Spring, und wenn es die Banditen nicht in die Finger bekommen hatten, hatten es sich Damen des Hauses unter den Nagel gerissen.
    »Sie stecken wirklich voller Überra schungen, Lady«, musste Michael daraufhin zugeben. »Allerdings könnten wir das Geld für was anderes besser gebrauchen als für Ihr Telegramm.«
    »Das Telegramm ist wichtiger, als Sie denken. Aber das erkläre ich Ihnen bes ser erst, wenn alles vorbei ist.« Mit diesen Worten machte Sally vor dem Telegrafenamt Halt und stieg aus dem Sattel. Es dauerte eine Weile, bis sie das Geld in dem Kleid ausgemacht hatte, aber schließlich wurde sie fündig. Sie zog ihre Dolchnadel aus dem Haar, schlitzte die Naht auf und wenig später lagen fünf eingerollte Zehn-Dollar-Noten in ihren Händen. Mit denen verschwand sie im Telegrafenoffice.
    Michael Hopkins blieb draußen ste hen, zog einen seiner letzten Glimmstängel aus der Brusttasche und fand nach einigem Herumkramen auch noch ein halbwegs brauchbares Streichholz, mit dem er die Zigarette anzündete. Sally beobachtete ihn kurz aus dem Fenster des Telegrafenamtes, dann kam auch schon der Clerk aus dem Hinterzimmer hervor,
    »Was kann ich für Sie tun, ahm, Miss?« Er musterte die junge Frau von Kopf bis Fuß und kam anscheinend auch zu keinem anderen Ergebnis, als die Passanten von Little Rock. Doch seine argwöhnische Miene änderte sich, als Sally antwortete: »Ein Telegramm aufgeben« und dabei einen der Zehn-Dollar-Scheine auf den Tisch legte. »Ich hoffe, das reicht.«
    »Aber natürlich reicht das. Wohin soll das Telegramm gehen?«
    »Nach Washington. Ans Innenministerium.«
    Da bekam der Clerk aber große Au gen! Einen Moment starrte er Sally an, als hätte sie ihm eine saftige Ohrfeige verpasst. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, oder was?«, grummelte er, nachdem er sich vom ersten Schrecken erholt hatte.
    »Nein, Sir, es ist mein voller Ernst. Ich will, dass Sie ein Telegramm nach Washington ans Innenministerium auf geben. Und ich würde Ihnen raten, es schnell zu tun, sonst müssen Sie mit Konsequenzen von ganz oben rechnen. Ich glaube nicht, dass es Innenminister Seward gern hören würde, wenn Sie eine Regierungsagentin in Ausübung ihrer Pflicht behindert haben.«
    Das zog! Dem Clerk klappte die Kinn lade runter, und als hätte ihn eine Wespe gestochen, eilte er zu seinem Platz. »Und was soll ich durchgeben?«
    »Santiago in Big Spring gesichtet Stopp Bewegt sich in Richtung Corpus Christi Stopp Fraglicher Gegenstand wird mitgeführt Stopp Lager in der Nä he von Nuevo Laredo vermutet Stopp Erwarte weitere Instruktionen Stopp Gezeichnet Escobar.«
    Während Sally sprach, ließ der Clerk den Ticker laufen, und es dauerte auch nicht lange, bis die Antwort kam. Die weiteren Instruktionen für Sally laute ten, die Bande zu verfolgen und den Behörden in Corpus Christi Bescheid zu geben und dann Carlos Santiago zu verhaften. Diese Nachricht kam natürlich verschlüsselt, was den Clerk wiederum sehr erstaunte, doch er übergab Sally die Zeilen ohne einen Kommentar, aber mit einem liebenswürdigen Lächeln.
    »Haben Sie vielen Dank«
    Sie wollte gerade das Telegrafenamt verlassen, als plötzlich ein lautes Krachen ertönte. Die Fensterscheibe barst in tausend Stücke, und im nächsten Moment hörte die junge Frau weitere Schüsse. Was das bedeutete, konnte sie sich schon denken: Niemand anderes als Santiagos Leute mussten sie entdeckt haben. Entweder, der Rebellenchef war hier in der Stadt, oder er hatte einen weiteren Suchtrupp auf ihre Spur geschickt...
    Doch zu näheren Überlegungen kam sie nicht. Auch das Fenster in der Tür musste im nächsten Moment dran glau ben. Haarscharf zischte die Kugel an ihrem Kopf vorbei und verlor sich irgendwo im Raum.
    Augenblicklich warf sich der Clerk zu Boden, und Sally folgte seinem

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