Gatling Girl
Arzt!
Sally Escobar stöhnte leise auf, als der Man n sie auf den Arm hob. »Die Gatling«, flüsterte sie mit schmerzverzerrter Stimme. »Santiago hat die Gatling.«
Was sie damit meinte, darüber woll te Michael nachdenken, wenn er sie zu einem Arzt geschafft hatte und wusste, dass sie die Verletzung überleben würde.
Es war möglich, dass inzwischen noch mehr Banditen aufgetaucht waren, des halb nahm er den Revolver in die Hand, um notfalls unter Sallys Körper hervor feuern zu können.
Doch das war nicht nötig, wie er im nächsten Moment sah. Die ersten Leu te kamen wieder aus ihren Häuser, um nachzuschauen, wer den Kampf gewonnen hatte.
Als sie Michael mit der verletzten Frau auf dem Arm sahen, raunten sie leise, und einige von ihnen bekreuzigten sich auch.
»Wo kann ich hier einen gottverdammten Knochenflicker finden?«, fragte Michael den erstbesten, der ihm über den Weg lief, und der war angesichts der blutüberströmten Frau so erschrocken, dass er kein Wort rausbrachte und stattdessen nur mit dem Arm die Straße entlang deutete.
»Den Doc finden Sie vier Häuser wei ter, an der Einmündung zur Second Street!«, rief da eine Frau, und nachdem Michael sich bedankt hatte, gab es für ihn kein Halten mehr. Die Frau auf seinem Arm hatte ihm bisher mehr Ärger als Geld eingebracht, aber irgendwie war sie ihm ans Herz gewachsen, und sterben lassen wollte er sie erst recht nicht.
Also nahm er die Beine in die Hand und lief, so schnell es mit seiner Last ging, die Main Street entlang in Rich tung Arztpraxis.
***
»Commandante, Luis, Julio und Esteban sind tot!«, berichtete der Junge in der Army-Uniform atemlos, als er, oh ne anzuklopfen, in Santiagos Zimmer gestürmt kam. Das Bild, das er da zu sehen bekam, ließ ihm die Hose eng werden.
Der Rebellenchef hatte sich zur Ab lenkung gerade eines der Girls aus dem Saloon kommen lassen. Eine dralle, blonde Schönheit mit den größten Brüsten, die der Junge je zu Gesicht gekommen hatte. Santiago lag auf ihr, hatte den Kopf zwischen diese runden Prachtstücke geschoben und war gerade dabei, es ihr anständig zu besorgen. Er stieß das mit gespreizten Schenkeln daliegende Mädchen so kräftig, dass das gesamte Bett wackelte. Und jeden Moment wäre es ihm gekommen... Doch angesichts des jungen Mannes, den er erst beim zweiten Hinsehen wahrnahm, verging ihm die Lust schlagartig. Er stieg von dem Girl herunter, steckte ihr einen Zehner zu und knurrte: »Verschwinde!« Dann wandte er sich mit puterrotem Kopf dem Jungen zu, wartete aber noch, bis das Mädchen ihr hauchdünnes Hemdchen aufgesammelt hatte und mit hüpfendem Po aus dem Raum verschwand.
Ein Jammer war das, und Carlos nahm sich vor, sich die Kleine noch mal vor zunehmen, bevor sie von hier losritten, aber jetzt verdarb ihm die Nachricht des jungen Burschen, der Andrew hieß, die Laune erst mal gewaltig.
»Was sagst du da?«, fragte er, wäh rend er versuchte, sein noch immer straffes Gemächt in seine Hose einzusortieren.
»Sie sind alle drei tot: Luis, Julio und Esteban. Haben sich eine Schießerei mit der Frau, die sie suchen, geliefert - und mit dem Kerl, der bei ihr war.«
»Und was ist mit den beiden?«
»Die Leute sagen, dass es die Frau ziemlich schwer erwischt hat, aber der Mann ist noch am Leben. Er hat sie zum Doc geschafft.«
»Verfluchte Scheiße«, murmelte Santiago daraufhin und setzte diesen Worten noch einen Fluch in seiner Muttersprache hinzu. Doch im nächsten Moment kam er zu der Einsicht, dass dies vielleicht doch gar nicht so schlecht war, wie er es sich gedacht hatte. Wenn die Frau starb, würde sie ihr Wissen mit in Grab nehmen. Und der Mann allein wäre dann auch nicht mehr das größte Problem.
»Andrew, du wirst schauen, was aus der Frau wird. Und dich um den Mann kümmern. Wenn du ihn auf der Straße siehst, schnappst du ihn dir und jagst ihm eine Kugel in den Rücken. Versu che aber vorher, rauszukriegen, was er weiß und was er und die Frau vorhatten. Gelingt dir das, trittst du an die Stelle von Julio und wirst mein neuer Adjutant.«
»Wirklich?« Die Wangen des jun gen Burschen, der gerade mal zwanzig war und erst seit einem halben Jahr in der Bande, glühten plötzlich vor Eifer. Als Nichtmexikaner hatte er es manchmal mit dem Spott seiner mexikanischen Kumpane zu tun, aber dann konnte er ihnen zeigen, was für ein Kerl er war.
»Ich gebe dir mein Wort. Press den Mann aus, bevor du ihn umlegst, und erzähl mir dann, was er wusste, dann wirst du mein neuer
Weitere Kostenlose Bücher