Gaunts Geister 5 - Die Feuer Von Tanith

während es langsam über die verdreckten Dachplatten der Sekundärkuppel
kroch. Sie waren bereits gute dreihundert Meter an der Landezone vorbei. Als
Domor nach hinten schaute, sah er die Wellen tanithischer Boote hereinkommen
und die ungezählten Männer, die sich in ein zuckendes Lichtgewitter abseilten.
In Domors Kom überschlugen sich die Meldungen landender Truppen. Er er kannte
Stimmen, verschlüsselte Einsatzbefehle, Rufzeichen. Aber es klang alles so, als
käme es von Männern, die irgendwo in der Ferne verschwanden, wie eine Feier,
die er zu früh verließ. Die Krümmung der Kuppel verstümmelte die Sendungen.
    Sie
hatten das Ziel verfehlt. Sie hatten ihre Gelegenheit gehabt und sie verpasst.
Es gab kein Zurück, keine Rückkehr durch die eigenen Linien. Sie waren über das
Ziel hinausgeschossen und flogen über die Stadtkuppel.
    Unter
den gegebenen Umständen hatten die allgemeinen Befehle Gültigkeit, und die
waren klar: abbrechen und auf der Linie 1:03:04 des Kompasses zum
Basisluftschiff zurückkehren. Das war's, Jungs.
    Netter
Versuch, aber nein, danke. Fahrt nach Hause und mehr Glück beim nächsten Mal.
    Aber
ein Abbruch war nicht möglich. Domor reckte den Hals und starrte nach draußen.
Sie hatten eindeutig eine beschädigte Treibstoffleitung, und die brannte. Und
dem Schwanken des alten, schweren Landungsboots nach zu urteilen, hatte der
Pilot einen Gutteil seiner Kontrolle über die Fluglage verloren.
    Sie
würden es niemals zurück zum Luftschiff schaffen. Nicht in einer Million
Jahren.
    Selbst
wenn es eine Möglichkeit gab — und Domor war verdammt sicher, dass es keine gab
—, würden sie bei einer Umkehr in dieser Höhe und in diesem Schneckentempo wie
eine dicke, fette Zielscheibe direkt über die Luftabwehrgeschütze der Kuppel
gleiten.
    Sie
waren so gut wie tot.
     
    Varl
duckte sich. Steinbrocken und Plaststahlsplitter von dem Torbogen über seinem
Kopf spritzten in alle Richtungen. Weiter den Korridor entlang war jemand
stolzer Besitzer einer schweren Autokanone.
    Sie
hatten den äußersten Verteidigungsring durchbrochen und eine der Hauptschleusen
gesichert, die vom Balkon der Sekundärkuppel nach innen führte. Sein Trupp war
als Erster nach innen durchgebrochen, obwohl der Kom-Verkehr darauf schließen
ließ, dass Rawne ein Stück weiter die Kuppelrundung entlang ebenfalls gut
vorankam.
    Die
Schleuse, durch die sie eingedrungen waren, führte in eine ausgedehnte Halle,
die mit polierten Quadersteinen ausgekleidet und mit kantigen Ziersäulen
geschmückt war. Der Boden war mit Ziegelscherben und Staub sowie den Leichen
der Feinde übersät.
    Varl
wusste, dass er es mit den Soldaten des berüchtigten Blutpakts zu tun hatte. Er
hatte in den Einsatzbesprechungen besonders gut aufgepasst. Der Blutpakt
bestand nicht aus entflammten Fanatikern. Es handelte sich um Berufssoldaten,
die sich dem Chaos verschrieben hatten. Allein der zähe, gut organisierte
Widerstand verriet ihm, dass er es mit ausgebildeten Kriegern zu tun hatte.
    Sie
verteidigten die Eingangshalle wie aus dem Lehrbuch: Leichte Geschütze sperrten
den Hauptdurchgang, indem sie die Schleuse mit gezielten, sparsamen Feuerstößen
eindeckten.
    Varl
lief zur nächsten Säule und erlebte zu seiner Bestürzung, wie das Feindfeuer
ein beachtliches Stück von der Steinfassade wegsprengte.
    Steinsplitter
flogen in alle Richtungen. Er machte sich so klein wie möglich.
    »Brostin!«,
rief er über Kom. Der Flammenwerfer hatte sie überhaupt erst durch die Schleuse
gebracht. Wenn sie Brostin weiter vorn in dem Korridor postieren konnten,
nahmen sie vielleicht auch den nächsten Abschnitt.
    Laserstrahlen
und Kugeln flogen an ihm vorbei. Varl sah Brostin drei Säulen weiter in
halbwegs guter Deckung.
    Er
lugte um die Säule herum und bekam einen Treffer in die Schulter, der ihn
zurückschleuderte. Er zog sich eiligst wieder in Deckung zurück und klopfte den
Schwelbrand rings um das Loch in seiner Uniform aus. Seine künstliche
Metallschulter hatte den Schuss schadlos überstanden.
    »Neun,
sechs!«
    »Sechs,
neun!«, antwortete Kolea.
    »Wo
seid ihr, neun?« Zur Hölle mit diesen Gasmasken!
    Varl
konnte nicht das Geringste sehen.
    »Hinter
euch, auf der anderen Seite«, erwiderte Kolea. Varl drehte sich um und sah den
massigen Verghastit mit zwei Männern aus seinem Trupp rechts von ihm hinter
einer Säule kauern.
    Autokanonenschüsse
jagten durch den Korridor und sorgten für noch mehr Staub und umherfliegende
Splitter. Trotz seiner