Gaunts Geister 5 - Die Feuer Von Tanith
unten,
fünfundzwanzig. Dreißig.
Fünfunddreißig.
Der
Antrieb des Landungsboots fiel vollständig aus. Während sich Domor an das
gewölbte Dach unter seinem Bauch klammerte, hörte er den Piloten schreien. Er
schaute zurück. Das Landungsboot fiel einfach herunter, auf das Dach, und
zerquetschte ein halbes Dutzend sich gerade abseilender Männer.
Dann
rutschte es ab.
3
Ein
entsetzliches Kreischen von Metall auf Metall ertönte. An den plötzlich schlaff
werdenden Seilen hingen immer noch mindestens zwanzig Männer und bildeten ein
hilfloses Gewirr, das vom abrutschenden Boot mit in die Tiefe gerissen wurde.
Domor, Nehn und Milo rappelten sich auf und sahen zu, wie das brennende
Landungsboot langsam und kreischend an der Wölbung der Kuppel herunterrutschte
und Gardisten hinter sich herzog.
Der
Pilot schrie immer noch.
»Schneidet
die Seile durch! Schneidet die verdammten Seile durch!«, brüllte Domor.
Bonin
durchschnitt das Seil mit seinem tanithischen Messer und fiel auf die Kuppel.
Er überschlug sich, dann gelang es ihm, sich an einer vereisten Dachstrebe festzuhalten.
Acht von Hallers Männern konnten sich ebenfalls von den Seilen losschneiden.
Ezlan verlor sein Messer, schaffte es jedoch, sich aus seinem Koppel zu winden.
Als
Dremmonds Klinge das Absprungseil durchschnitt, schlug es wie eine Peitsche aus
seinem Arretierhaken, weil es unter zu großer Spannung stand. Der Schlag
schleuderte ihn auf das Dach und hinterließ eine lange, tiefe Schramme über dem
Kragen.
Sechs
weitere von Hallers Männern und neun von Domors schafften es, sich von den
Seilen loszuschneiden und an irgendeinen Halt auf dem Dach zu klammern.
Dann
rutschte das Landungsboot über die Kante des Kuppeldachs und riss kreischende
Männer, aufgereiht wie Perlen, mit in die Tiefe.
Stille.
Milo
kam unsicher auf die Beine. Plötzlich war es sehr dunkel und kalt. Das
zerschrammte Dach unter seinen Füßen war reifglatt.
Licht
spendeten lediglich ein paar brennende Trümmer, die über das Kuppeldach
verteilt waren, und der Widerschein der Schlacht am Himmel, von der sie sich
nun gelöst hatten. Trotz der Gestalten, die sich überall rings um ihn erhoben,
fühlte er sich unglaublich einsam. Im Prinzip waren sie bei Nacht auf einem
Berggipfel gestrandet.
»Abzählen!«,
stammelte Domor über Kom.
Einer
nach dem anderen und ohne jede Ordnung nannten die Überlebenden ihre Rufzeichen.
Fünfzehn Männer aus Domors Trupp hatten überlebt. Haller hatte vierzehn. Die
Soldaten sammelten sich auf einer Art Dachterrasse hinter einem Kom-Mast, der
aus der Kuppel ragte wie ein verrosteter Dorn. Alle waren unsicher auf den
Beinen, und es gab einige nervenaufreibende Ausrutscher.
Ezlan
und Bonin stießen mit einer verletzten Pilotin zur Gruppe.
Sie
hieß Jagdea. Ihr Jäger war abgeschossen worden, und sie war mit dem
Schleudersitz abgesprungen und auf dem Kuppeldach gelandet. Sie war diejenige,
die das Signalfeuer angezündet und ihnen damit ein Richtzeichen gegeben hatte.
Ihr
Arm war gebrochen und sie stand unter Schock, also hörte sie die gemurmelten
Dankesbezeugungen der Gardisten kaum.
Milo
fuhr herum, als er einen dumpfen Schlag hörte. Dremmond, verwundet und durch
seinen Flammenwerfer behindert, hatte sich erhoben, um gleich darauf auf dem
glatten Dach den Halt zu verlieren. Er hatte sich hart auf den Hosenboden
gesetzt und rutschte jetzt langsam, aber unaufhaltsam die Kuppelwölbung hinunter.
»Feth!
Ach, Feth!«, blubberte er. Seine
behandschuhten Hände suchten auf dem glatten Metall und Plaststahl krampfhaft
nach einem Halt. »Ach, Feth, Feth!«
Milo
reagierte. Demmond war bereits an zwei anderen Soldaten vorbeigerutscht, die
entweder zu überrascht waren, um sich zu bewegen, oder sich ihrer eigenen
prekären Situation nur allzu bewusst. Dremmonds Arretierhaken und seine
Prometheumtanks rutschten kreischend über das Metall der Kuppel.
Milo
rutschte zu ihm nach unten. Er hörte mehrere Stimmen, die ihm hinterherriefen.
Seine Füße glitten unter ihm weg. Er landete auf dem Rücken und rutschte jetzt
selbst unkontrolliert nach unten.
Nicht
mehr in der Lage, seine Rutschpartie aufzuhalten, prallte er gegen Dremmond,
der sich an ihm festhielt. Gemeinsam rutschten sie immer schneller abwärts.
Die
Dachkante war entsetzlich nah. Milo konnte bereits die geschwärzten Riefen und
Furchen an der Stelle sehen, wo das Landungsboot Minuten zuvor über die Kante
geschrammt war.
Ein
jäher Ruck beendete ihre Rutschpartie.
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