Gaunts Geister 5 - Die Feuer Von Tanith
und Kleidertaschen
voll gestellt.
»Hier
durch«, sagte der Adjutant.
Gaunt
passierte einen Nebenraum, der abgesehen von einem riesigen Ormulu-Kamin und
einem Schreibpult, das von einer schwebenden Lichtkugel erleuchtet wurde, leer
war.
Der
Taktiker, Biota, arbeitete an dem Schreibpult.
Holo-Schaubilder
und Tabellen versperrten den Blick auf ihn. Er sah nicht auf.
Zwei
Urdeshi in voller Ausrüstung eilten vorbei. Sie hielten nur kurz inne, um zu
salutieren.
Der
Adjutant blieb vor zwei hohen Türen aus gordischem Holz stehen. Er klopfte kurz
und lauschte auf seinen Ohrhörer.
»Kommissar-Oberst
Gaunt«, sagte der Adjutant in sein Sprechgerät. Eine Pause. »Ja, Herr
Marschall.«
Der
Adjutant öffnete die Türen und führte Gaunt hinein.
Die
Bibliothek war das genaue Gegenteil. Die große gewölbte Decke, drei Etagen
hoch, überdachte einen ausgedehnten, von Regalen gesäumten Raum mit
schmiedeeisernen Wendeltreppen und Laufstegen, die leichten Zugang zu den
oberen Regalen boten.
Aber
die Regale waren leer.
Die
einzigen vorhandenen Bücher lagen auf einem Stapel Armeekisten mitten auf dem
Parkettfußboden.
Gaunt
nahm die Mütze ab und trat ein. Lampen leuchteten an Wandhalterungen, und
autonome Lichtkugeln kreisten und umschwebten ihn wie Glühwürmchen. Am Ende des
Raums, unter den großen Fenstern, stand ein erst kürzlich aufgestellter Taktiktisch.
Seine Stromkabel waren in Bodensteckdosen eingestöpselt. Ein halbes Dutzend
Bibliothekssessel standen darum herum.
Eine
geöffnete Flasche Rotwein und mehrere Gläser, eines davon halb voll, standen
auf einem Tablett auf einem Beistelltisch.
Von
Van Voytz war nichts zu sehen.
Gaunt
sah sich um.
»Eine
Tragödie, nicht wahr?«, sagte Van Voytz, unsichtbar.
»Herr
Marschall?«
»Dieses
Haus hat Luftwaffenmarschall Fazalur gehört, dem Vater unseres Freundes Major
Fazalur. Ein hervorragender Soldat, hochdekoriert, einer der Helden des
Planeten. Und ein noch hervorragenderer Büchersammler.«
Van
Voytz tauchte plötzlich unter dem großen Taktiktisch auf.
Nur
sein Kopf und die Schultern. Er grinste Gaunt an und verschwand dann wieder.
»Jetzt
ist er natürlich tot. Ich habe seine Leiche am Strand gefunden. Jedenfalls den
größten Teil.« Van Voytz' Stimme wurde durch den Tisch ein wenig gedämpft.
»Er
besaß eine äußerst erstaunliche Sammlung von Büchern, Karten, Datentafeln und
Erstausgaben. Eine Fülle von Wissen und ein wirklicher Schatz. Den leeren
Regalen können Sie entnehmen, wie groß seine Sammlung war.«
»Umfangreich«,
sagte Gaunt.
»Sie
haben alles verbrannt. Der Blutpakt. Haben alle Tafeln und Bücher genommen, sie
in den Wald hinter dem Anwesen gebracht, mit Prometheum übergossen und sie dann
angezündet. Da draußen ist immer noch ein großer Aschekreis. Asche,
geschmolzenes Plastik, Metallbrocken. Die Stelle ist immer noch heiß und
qualmt.«
»Ein
Verbrechen, Herr Marschall.«
Van
Voytz tauchte wieder auf.
»Ganz
recht, ein Verbrechen, Gaunt!« Er griff nach dem Weinglas, trank einen Schluck
und verschwand dann wieder.
Gaunt
ging zu dem Bücherstapel und nahm eines in die Hand.
» Die
Sphären der Sehnsucht ... Ravenors bedeutendstes Werk. Feth, das ist eine
Erstausgabe!«
»Sie
haben Ravenor gelesen, Gaunt?«
»Einer
meiner Lieblingsautoren. Dann haben sie also ein paar Dinge übersehen? Allein
dieses Buch ist unbezahlbar.«
»Es
gehört mir. Ich konnte es nicht ertragen, dass der Raum so leer aussieht, also
habe ich einen Teil meiner eigenen Bücher aus Hessenville herbringen lassen.«
Kopfschüttelnd
legte Gaunt das Buch vorsichtig wieder zurück.
Er
konnte sich die Art von Macht nicht vorstellen, die dem Imperialen Munitorium
befehlen konnte, die private Büchersammlung einer Person in ein Kriegsgebiet
bringen zu lassen. Bei näherer Betrachtung konnte er sich auch nicht die Art
von Macht vorstellen, die einen in die Lage versetzte, eine Erstausgabe von Die
Sphären der Sehnsucht zu besitzen.
Er
betrachtete einige der anderen Bücher. Das Leben der Sabbat als Foliant. Die Betrachtungen Solons , ungelesen. Garbo Mojaros Das Läuten der
Äonen . Eine makellose Ausgabe des Liber Doctrina Historicas . Die
vollständigen Sermone Thors in einer Kassette. Das Durchbrechen der
Finsternis von Sejanus. Eine frühe Ausgabe der Tactica Imperium im
Quartformat mit allen Folien und Tafeln. Eine Sonderausgabe von Slaydos Traktat
auf Balhaut auf der ursprünglichen Datentafel.
»Mögen
Sie Bücher, Gaunt?«
»Ich
mag diese
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