Gaunts Geister - Band 1-3
Wort. Die großen, bemalten Läufe ihrer
Geschütze richteten sich in den Nachthimmel, und dann begannen sie mit ihrem
Beschuss.
Brin Milo kauerte im Schatten
einer Sanitäts-Chimäre und hielt sich die Ohren zu. Er hatte zwei Gefechte aus
der Nähe erlebt: den Fall von Tanith Magna und die Erstürmung der Zitadelle auf
Dunkelscherbe, aber hier machte er zum ersten Mal Bekanntschaft mit der
ohrenbetäubenden Gewalt gepanzerter Artillerie.
Die Ketzok-Basilisken hatten
sich auf einer Breite von gut eineinhalb Kilometern entlang der Kammlinie
eingegraben. Sie steckten tief in der grauen Erde, die Läufe hoch in den Himmel
gerichtet, und spien den neun Kilometer entfernten Bergen im Westen jenseits
des Tals Tod und Verderben entgegen. Das Feuer war freigegeben, und der Beschuss
konnte, hatte Corbec ihm versichert, die ganze Nacht andauern. In jedem
Augenblick feuerte mindestens ein Geschütz und erhellte die Dunkelheit mit einem
grellen Mündungsblitz, während der Boden unter Knall und Rückschlag erbebte.
An der Kreuzung markierte ein
Stein-Obelisk das Zusammen-treffen der Metisstraße, die von Voltis durch das Tal
verlief, mit dem Weg durch den Sumpfwald, der weiter nach Osten führte. Die
Panzer der Schlangen waren in der Dämmerung eingetroffen, hatten die dort
lagernden Blaublüter verdrängt, welche die Kreuzung bis dahin gehalten hatten,
und sich entlang der Kammlinie mit Blick nach Westen postiert. Als sich die
ersten Sterne zeigten, begannen Ortiz' Männer mit ihrem Beschuss.
Milo hielt nach dem Kommissar
Ausschau, und als er Gaunt in Begleitung seiner Offiziere zu einem mit
Zeltplane abgedeckten Unterstand neben der Kommunikationsanlage gehen sah, lief
Milo zu ihnen.
»Mein Fernglas!«, übertönte
Gaunt den Lärm des Artilleriefeuers.
Milo holte das
messingbeschlagene Nachtsichtgerät des Kommissars aus seinem Rucksack, und
Gaunt trat auf die Brustwehr und spähte aus dem Unterstand.
Corbec stand dicht neben ihm.
Aus seinem Bart ragte eine dünne schwarze Röhre.
Gaunt sah sich um. »Was ist das
für ein Ding?«, fragte er.
Corbec nahm den Zigarillo aus
dem Mund und zeigte ihn stolz.
»Ein Zigarillo. Schmeckt nach
Lakritz. Ich habe eine Kiste vom Kommandanten meines Basilisks gewonnen und
glaube, dass ich langsam Geschmack an ihnen finde. — Sehen Sie irgendwas?«,
fügte er hinzu.
»Ich kann die Lichter von
Voltis erkennen. Hauptsächlich Wachfeuer und Schreinlichter. Nicht so
einladend.«
Gaunt klappte das
Nachtsichtgerät zu, sprang von der Brustwehr und gab es Milo zurück. Der Junge
hatte bereits eine Feldkarte erstellt, eine Glasplatte in einem Metallrahmen,
die wie eine Staffelei auf einem Dreibein aus Messing stand. Gaunt drehte an
dem Rändelrad an der Seite, und das Glas erhellte sich langsam unter bläulichem
Licht. Er fügte einen Keramikschieber ein, in den die hiesige Topografie eingraviert
war, und kippte den Schirm dann, um ihn den versammelten Männern zu zeigen:
Corbec, Rawne, Cluggan, Orcha und den anderen Offizieren.
»Das Bokoretal«, sagte Gaunt,
indem er mit der Spitze seines langen silbernen tanithischen Kampfmessers auf
das Glas tippte.
Wie zur Betonung feuerte der
Basilisk, der ihnen am nächsten war, und der gesamte Unterstand bebte. Die
Feldkarte wackelte, vom Dach rieselte Erde herab.
»Vier Kilometer breit, zwölf
lang, im Westen von steilen Hügeln flankiert, wo sich der Feind gut
eingerichtet hat. Am anderen Ende liegt Voltis, die alte Hauptstadt von Voltemand.
Dreißig Meter dicke Stadtmauern aus Basalt. Vor dreihundert Jahren als Festung
erbaut, als man sich auf diese Kunst verstand. Das aus dem Raum angreifende Chaos-Heer
hat sie am ersten Tag der Invasion erobert und zu ihrer Hauptfestung gemacht.
Das 50. Volpone hat sechs Wochen lang versucht, sie zu knacken, aber die Chaos
Marines, gegen die wir heute gekämpft haben, zeigen, womit sie es zu tun haben.
Heute Nacht sind wir an der Reihe.«
Er schaute auf, scheinbar ohne
das beständige Donnern draußen zur Kenntnis zu nehmen. »Major Rawne?«
Rawne trat vor. Fast schien es
ihm zu widerstreben, so nah bei Gaunt zu sein. Niemand wusste, was zwischen den
beiden vorgefallen war, als sie allein auf Dunkelscherbe gewesen waren, aber
alle hatten gesehen, dass Gaunt Rawne trotz schwerer eigener Verwundung auf den
Schultern aus der Gefahrenzone getragen hatte. So etwas musste Männer doch
zusammenschweißen und konnte unmöglich ihre Feindschaft vergrößern, oder etwa
doch?
Rawne verstellte ein Rädchen am
Rand
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