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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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sich gerade schlammbedeckt erhoben. Ortiz
starrte den hochgewachsenen, kräftigen Mann in dem langen, dunklen Mantel und
mit der Mütze eines imperialen Kommissars auf dem Haupt an. Sein Gesicht war
schmal, die Augen so dunkel wie das All.
    Er sah aus, als könnte er mit
bloßen Händen eine Welt zerreißen.
    »Ich darf Ihnen den Chef
vorstellen«, gluckste Corbec neben Ortiz. »Kommissar-Oberst Gaunt.«
    Ortiz nickte und wischte sich
das Gesicht ab.
    »Dann seid ihr also Gaunts
Geister.«
     
    Major Gilbear goss sich einen
Branntwein aus der Karaffe auf dem Teakholztischchen ein. »Wer zum Henker ist
dieser widerliche Barbarenabschaum?«, fragte er und nippte von dem bauchigen
Kristallschwenker.
    Hinter seinem Schreibtisch
legte General Noches Sturm seinen Stift nieder und lehnte sich zurück. »Ach,
bitte, bedienen Sie sich ruhig von meinem Branntwein, Gilbear«, murmelte er, obwohl
der Sarkasmus an seinem massigen Adjutanten vergeudet war.
    Gilbear setzte sich auf ein
Sofa neben der flackernden bernsteinfarbenen Anzeige des Kom-Geräts und starrte
seinen Kommandeur an. »Geister? So werden sie genannt, nicht wahr?«
    Sturm nickte und betrachtete
seinen ersten Adjutanten. Gilbear — Gizhaum Danver De Banzi Haight Gilbear, so
lautete sein voller Name — war der zweite Sohn der Haight Gilbears von
Solenhofen, dem Königshaus von Volpone. Er war fast zweieinhalb Meter groß und
auf eine überhebliche Art stark mit seinen massigen, stumpfen, nichts sagenden
Zügen und den trägen, verhangenen Augen der Aristokratie. Gilbear trug die
grau-goldene Uniform des 50. Königlich Volponer Regiments, der sogenannten
Blaublüter, die sich für das edelste Regiment in der Imperialen Armee hielten.
    Sturm lehnte sich zurück. »Sie
werden tatsächlich Geister genannt. Gaunts Geister. Und sie sind hier, weil ich
sie angefordert habe.«
    Gilbear zog geringschätzig eine
Augenbraue hoch.
    »Sie haben sie angefordert?«
    »Wir hatten fast sechs Wochen
Zeit, und wir können den Feind nicht aus Voltis vertreiben. Er beherrscht das gesamte
Gebiet westlich des Bokoretals. Kriegsmeister Macaroth ist nicht zufrieden.
Solange der Feind Voltemand hält, kontrolliert er eine Straße ins Herz der
Sabbatwelten. Sie sehen also, dass ich einen Ansatzpunkt brauche, einen Hebel.
Ich muss ein neues Element ins Spiel bringen, um das Patt aufzuheben.«
    »Diesen Pöbel?«, höhnte
Gilbear. »Ich habe sie beim Sammeln beobachtet, nachdem die Landungsboote sie
abgesetzt hatten. Behaarte, ungebildete Primitive mit Tätowierungen und
Nasenringen.«
    Sturm nahm eine Datentafel von
seinem Schreibtisch und hielt sie Gilbear hin. »Haben Sie General Hadraks
Berichte gelesen, nachdem sie Sloka Dunkelscherbe genommen haben? Er schreibt
Gaunts Pöbelhaufen den entscheidenden Vorstoß zu. Anscheinend sind sie bei
heimlichen Kommandounternehmen überragend.«
    Sturm stand auf und korrigierte
den Sitz seiner prächtigen Blaublüter-Stabsuniform. Das Arbeitszimmer war in gelbes
Sonnenlicht getaucht, das durch die mit Gardinen verhängten Türen des Wintergartens
fiel. Er legte die Hand auf den antiken Globus von Voltemand auf dem
Mahagonitischchen neben dem Schreibtisch und drehte ihn geistesabwesend,
während er hinaus auf das Gelände von Haus Vortimor starrte. Dieses Anwesen war
der Landsitz einer der ehrenwertesten Adelsfamilien Voltemands gewesen, ein
großes, graues, von malvenfarbenen Kletterpflanzen bedecktes Herrenhaus in
einer schmucken Parklandschaft dreißig Kilometer südlich von Voltis. Der ideale
Ort, um sein Hauptquartier darin einzurichten.
    Draußen auf dem Rasen führte
ein Elitetrupp der Blaublüter in voller Schlachtrüstung eine präzise
synchronisierte Übung mit Kettenschwertem durch. Metall blitzte und wirbelte
perfekt und sicher. Hinter ihnen führte ein Gang mit Gartenhäuschen und
Laubengängen zu einem Bootssee, der im Licht des Nachmittags ruhig und dunstig dalag.
Navigationslichter blinkten träge an den stacheligen Masten der
Kommunikationsvorrichtungen im Herbarium. Irgendwo im Stallbereich stolzierten
Pfauen herum und gurrten.
    Man käme nicht auf die Idee,
dass Krieg war, überlegte Sturm.
    Er fragte sich, wo die
einstigen Besitzer des Anwesens jetzt waren.
    War es ihnen gelungen, die Welt
vor dem ersten Angriff zu verlassen? Kauerten sie halb verhungert im Laderaum
eines Flüchtlingsschiffs, über Nacht auf dieselbe Stufe erniedrigt wie ihre
ehemaligen Vasallen? Oder waren sie in den Ruinen von Kosdorf oder auf der
brennenden

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