Gaunts Geister - Band 1-3
der Feldkarte, sodass ein anderer Abschnitt des Karteneinsatzes gezeigt wurde.
»Der Anmarsch erfolgt auf
direktem Weg. Der Bokore ist breit und fließt langsam, vor allem um diese
Jahreszeit. Der größte Teil des Wegs ist mit Binsen und Wasserpflanzen
zugewachsen. Wir können unentdeckt am Fluss entlangmarschieren.«
»Haben Sie das auskundschaften
lassen?«, fragte Gaunt.
»Mein Spähtrupp ist vor einer
halben Stunde zurückgekehrt«, sagte Rawne glatt. »Die Blaublüter hatten es ein
paarmal versucht, aber sie tragen Rüstungen, und der Schlamm war eine zu große
Behinderung. Wir sind leichter — und wir sind gut.«
Gaunt nickte. »Corbec?«
Der massige Mann zog an seinem
Zigarillo. Seine freundlichen Augen zwinkerten, und das brachte Milo zum
Lachen. »Natürlich sind wir im Dunkeln unterwegs. Wir rücken in der nächsten
halben Stunde aus. Versetzte Trupps von je dreißig Mann, um unsere Spuren zu
verteilen.«
Gaunt tippte an einer anderen
Stelle auf den Kartenschirm. »Der primäre Angriffspunkt ist das alte
Schleusentor. Natürlich stark bewacht. Eine zweite Welle von Trupps unter
Sergeant Cluggan wird versuchen, die Mauer an den Kanalisationsaustritten im
Westen zu stürmen. Ich will nicht den Eindruck erwecken, als wäre einer dieser
Wege ein Spaziergang. Unser Ziel ist«, fuhr er fort, »in die Stadt zu gelangen
und sie zu öffnen. Wir operieren in Trupps. Jeder zehnte Mann nimmt so viel
Sprengstoff mit, wie er kann. Jeder Truppführer sollte dafür einen Mann mit Sprengstoff-erfahrung
auswählen. Wir geben diesen Spezialisten die nötige Deckung, die es ihnen
ermöglichen sollte, Sprengladungen anzubringen, die Abschnitte der Mauer oder
Tore zerstören. Irgendwas, das uns einen Zugang verschafft. Ich habe mit dem
Oberst der Blaublüter geredet. Er hat siebentausend Mann in motorisierten
Einheiten, die bereit sind, sofort vorzurücken und jede von uns gesprengte
Bresche auszunutzen. Sie hören auf Kanal achtzig mit. Das Zeichen für sie
lautet >Gewitterwolke<.«
Stille kehrte ein, Stille bis
auf das unablässige Donnern der Geschütze der Basilisken.
»Formieren und ausrücken«,
sagte Gaunt.
Ortiz stand draußen und redete
mit einigen seiner Offiziere, darunter auch Doranz. Sie sahen die Offiziere der
Geister aus dem Unterstand kommen und hörten, wie Befehle erteilt wurden.
Ortiz' und Gaunts Blicke trafen
sich. Es war zu laut für Worte, also ballte er die Faust und schlug sie zweimal
gegen sein Herz, eine alte Geste, um Glück zu wünschen.
Gaunt nickte.
»Unheimliche Männer«, sagte
Doranz.
»Der Feind tut mir fast ein
wenig leid.«
Ortiz sah ihn an.
»Das war natürlich ein Scherz«,
fügte Doranz hinzu, aber Ortiz war sich da nicht so sicher.
Um Mitternacht wateten sie
hüfttief durch das brackige schwarze Wasser des Schilfgürtels des Bokore, wobei
sie von ganzen Wolken von Stechfliegen belästigt wurden. Drei Stunden harter
Marsch durch das ölige seichte Wasser des alten Flusses lagen hinter ihnen, und
jetzt erhoben sich die steilen Mauern von Voltis vor ihrem Angesicht, die hoch
oben von Pech- und Kohlepfannen erleuchtet wurden. In ihrem Rücken spien die
Basilisken immer noch Tod in den Himmel, ein entfernter rollender Donner und
ein beständiges Aufzucken orangefarbener Blitze am Himmel.
Gaunt justierte sein
Nachtsichtgerät, das inmitten der Dunkelheit alle Objekte in Grüntönen zeigte, und
schwenkte es langsam herum. Das Schleusentor war dreißig Meter breit und
vierzig hoch, die Mündung einer breiten Rinne und eines angrenzenden Systems,
das Wasser in den Fluss zurückführte, nachdem es die Mühlen in der Stadt
angetrieben hatte. Gaunt wusste, dass irgendwo Schleusen geschlossen und der
Wasserstrom gestaut worden sein mussten, sodass die Rinne kein Wasser mehr
führte.
Mit Sandsäcken gesicherte
Feuerstellungen waren in den Schatten hinter der Brustwehr des Tors
auszumachen.
Er justierte sein
Kehlkopfmikrofon. »Corbec?«
Colm Corbec hörte seinen
Kommandanten in der Dunkelheit und bestätigte. Er watete durch das Schilf zu
Bragg, der hinter einer verrotteten Mole kauerte.
»Wenn Sie bereit sind ...«, lud
Corbec ihn ein.
Bragg grinste, und seine Zähne
glänzten im Sternenlicht. Er zog die Schutzhülle von einer der beiden massigen Waffen,
die er auf den Schultern von der Paviskreuzung bis hierher geschleppt hatte.
Das polierte Metall des
Raketenwerfers war mit Sumpfwald-schlamm eingeschmiert und so abgedunkelt
worden.
Bragg war ein unglaublich
schlechter
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