Gaunts Geister - Band 1-3
Mal bewiesen. Ein Geist
unter Geistern und dabei bescheiden. Er prahlte nie, obwohl er mit Sicherheit
mehr Grund dazu hatte als die meisten.
Gaunt bot dem Mann seinen
Becher an.
»Nein, danke, Kommissar.« Mkoll
schaute auf seine Hände.
»Es ist kalt«, versicherte ihm
Gaunt.
»Das ist mir klar. Aber nein.
Ich verzichte lieber auf etwas, woran ich mich gewöhnen könnte.«
Gaunt zuckte die Achseln und
trank selbst noch einen Schluck.
»Also sind sie ausgerückt?«
»Noch nicht. Wir haben ein ...
Ich weiß nicht, was es ist, jedenfalls haben wir eine uralte Ruine entdeckt.«
Mkoll erhob sich und bezeichnete eine Stelle auf der Wandkarte. »Ungefähr hier,
soweit ich das sagen kann. Es könnte auch nichts von Bedeutung sein, aber ich
würde sie mir am Morgen gern noch mal genauer ansehen.«
»Eine feindliche Stellung?«
»Nein, Kommissar. Etwas — das
schon da war.«
»Sie haben recht: Ein Blick
darauf kann nicht schaden. Dann also morgen früh«, stimmte Gaunt zu.
»Wenn das alles ist,
Kommissar?«
»Wegtreten, Mkoll.«
»Ich werde nie ganz schlau aus
ihm«, sagte Gaunt zu Milo, nachdem Mkoll gegangen war. »Der stillste Mann, den
ich je gesehen habe.«
»Das ist das, was er tut, oder
nicht, Kommissar?«, sagte Milo.
»Was denn?«
» Still sein. «
DREI
Geräusch und Wut
Überall lag ein Schschsch in der Luft, als wollte ihn die ganze Welt zum Schweigen auffordern. Mkoll lag
bäuchlings in einem Wald voller Farne und versuchte trotz des ozeanischen
Rauschens, das sie erzeugten, wenn sie vom Wind bewegt wurden, zu lauschen.
Die Farne in diesem Teil von Ramillies
268-43, die auf der dünnen, aschehaltigen Erdkruste auf den langen vulkanischen
Hängen wuchsen, waren federleicht und faserig, scheckige Stängel so rau wie
Schilfrohr, die sich dreimal so hoch wie ein Mensch zu schwankenden, vielarmigen
Wedeln weiß wie Wassereis erhoben.
Sie erinnerten an die Nalwälder
zu Hause, als es noch ein Zuhause gegeben hatte, an die Nalwälder im Winter, wenn
er Holz fällen und auf die Jagd gegangen war. Reif hatte die immergrünen Nadeln
der seufzenden Bäume verkrustet, bis sie klimperten wie Windspiele.
Hier und jetzt gab es nur das
Seufzen, die Bewegung der trockenen Farne und den erstickenden Staub, der jede Pore
verstopfte und das weiche Gewebe tief im Hals aufraute. Das Sonnenlicht war
grell und stach aus einem durchscheinend blauen Himmel durch die fahle, dünne Luft.
Es verwandelte den Boden unter den Farnen in ein gestreiftes Netz — grelle
Sonnenflecken und scharfkantige dunkle Schatten.
Er kroch zwanzig Meter weit
vorwärts auf eine Lichtung mit dürrem Gestrüpp. Seine Unterschenkel waren mit
einer doppelten Lage Kettengewebe umwickelt als Schutz vor den Dornen. Er hatte
sein Lasergewehr an einem straff gezogenen Gurt eng an die Brust gedrückt, um
es vor dem Staub zu bewahren, aber etwa alle zehn Minuten überprüfte er die
beweglichen Teile und säuberte es von Staub, Farnfasern, Dornen, Kletten und
Zweigresten, die sich beständig sammelten.
Ein mehrfaches Knacken ließ ihn
sich umdrehen und erstarren, während seine glatten, trockenen Hände das Gewehr
anlegten.
Etwas bewegte sich links von
ihm durch das Dickicht, unter dessen Schritten ab und zu ein abgebrochener Dorn
knackte. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, bewegten sie sich mit extremer,
geübter Verstohlenheit, aber für Mkolls scharfe Ohren hörte es sich an wie ein
sorgloser Marsch.
Mkoll zückte sein Messer,
dessen lange silberne Klinge mit Asche eingerieben war, damit es nicht glänzte.
Er wich in ein Dornengestrüpp zurück und passte seinen Körper dem vielfach
geknickten Gewächs an. Zwei Schritte, einer. Er schwang heraus und zog sein
Messer erst im letzten Augenblick zurück.
Soldat Dewr schrie auf und
taumelte rückwärts, wobei er trockene Stängel durchbrach, als er zu Boden ging.
Einen Moment später saß Mkoll auf ihm, nagelte seine Arme am Boden fest und
drückte ihm die Klinge an den Hals.
»Heiliger Feth! Sie hätten mich
umbringen können!«, bellte Dewr erregt.
»Ja, das hätte ich«, flüsterte
Mkoll. Er ließ los, stieg von Dewr herunter und ließ den Mann aufstehen.
»Und auch alle anderen hier
draußen, bei dem Lärm, den Sie gemacht haben.«
»Ich ...« Dewr ging jäh zu
einem Flüstern über. »Sind wir allein?«
Mkoll antwortete nicht. Falls
noch etwas anderes hier draußen war, würde es wahrscheinlich Dewrs
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