Gaunts Geister - Band 1-3
Laut zu unterdrücken.
Der Schmerz war scharf, dann matt. Sein Bein wurde taub. Mkoll wälzte sich von
ihm herunter. Dewr zeigte schwach auf sein Bein, aber der Sergeant schien es zu
ignorieren. Er änderte etwas an der Einstellung seines Sprechgeräts am Kragen,
dann bückte er sich und schaltete Dewrs Gerät aus.
Erst dann widmete er sich der
Wunde. Er zückte sein Messer, trennte den Stoff über Dewrs Schienbein auf und durchschnitt
die Riemen, die das Kettengewebe an Ort und Stelle hielten. Die Nadel war durch
mehrere Kettenglieder gedrungen und hatte andere durchtrennt. Mkoll drehte das
Messer um und schob Dewr das Heft in den Mund. Instinktiv biss Dewr zu, und
Mkoll riss die Nadel heraus.
Es floss sehr wenig Blut. Das
war schlecht. Das Blut gerann schnell und wurde gelblich, und die klebrigen
Saftreste des Stachels ließen Gift vermuten. Aber die Nadel hatte lediglich
Fleisch durchbohrt, was wiederum gut war. Die Aufprallwucht hätte das
Schienbein zerschmettern können.
Dewr biss noch eine Weile fest
auf das Heft. Als die Schmerzen nachließen, erschlafften seine Kiefermuskeln, und
das Messer glitt an seiner Wange herab zu Boden. Mkoll erhob sich. Er würde
Rafels Feldverbände holen und die Wunde verbinden. Rafel brauchte sie jetzt
nicht mehr. Er drehte sich um. Sein Fuß zertrat einen Dom auf dem Boden. Ein
Augenblick der Achtlosigkeit, ausgelöst durch seine Sorge um Dewr. Eine Knolle
erbebte bei dem Knacken und spie eine Nadel. Sie durchschlug den Schaft von
Mkolls Lasergewehr, und die Spitze blieb einen Fingerbreit vor seinem Bauch
stecken.
Seine Starre fiel von ihm ab,
und er atmete wieder und zog den Stachel heraus. Mkoll ging zu Rafel und löste
seinen Beutel mit den Feldverbänden, den eine Nadel an seine Hüfte genagelt
hatte. Er kehrte zu Dewr zurück und verband die Wunde.
Dewr schwirrte der Kopf. Es war
ein beschwingtes, leichtes Gefühl, als ebbten seine Sorgen ab. In Bein und
Hüfte stach es ein wenig, doch selbst das war irgendwie angenehm.
Mkoll sah den leeren Blick in
Dewrs Augen treten. Er nahm ein weiteres Stück Verband und stopfte es ihm
unsanft in den Mund, dann klebte er den Knebel mit Fixierband fest. Ein Mann im
Delirium konnte Laute von sich geben, ohne es zu merken.
Er wollte sich Dewr auf die
Schulter wuchten, als ein weiteres Geräusch ertönte. Ein Reißen und Krachen,
weit entfernt zunächst, das von dem davon ausgelösten unablässigen hohlen
Speien der Knollen begleitet wurde. Etwas kam, etwas, das von Rafels letztem
Schrei angelockt wurde. Etwas Gigantisches.
Als es auf die Lichtung barst,
schossen alle Kakteen rings um sie spontan ihre Nadeln in einem Blitzangriff aus
Giftstacheln ab. Die Salve prasselte gegen den Metallpanzer und die Beine.
Mkoll warf sich auf Dewr, und sie lagen stumm und lautlos auf dem Boden,
während der Pfeilhagel über sie hinwegfegte.
Der Chaos-Cybot kam auf seinen
großen hydraulischen Füßen seufzend und zischend zum Stehen. Ein Gestank nach
Hitze und ein Pochen elektromagnetischer Kraft lag in der Luft, bei dem sich
Mkolls Nackenhaare sträubten. Der Cybot war vier Meter groß, breiter als drei
Männer und schwarz versengt, als sei er durch die Hölle und wieder zurück
marschiert. Alle Spuren von Farbe und Insignien waren verbrannt, stellenweise
bis auf das blanke Metall.
Eine bösartige Ausstrahlung
sickerte aus dem Cybot und vergiftete die Atmosphäre. Eine so große Maschine
war an sich schon beängstigend genug, aber mit dieser Ausstrahlung ... Mkoll
spürte, wie ihm die Galle hochkam, und schluckte krampfhaft. Dewr schien
bewusstlos zu sein.
Der Cybot trat einen Schritt
vorwärts, beinahe zaghaft und ein wenig geziert, obwohl der große Stahlhuf die
Erde erschütterte, als er niedersauste und eine weitere Stachelsalve auslöste.
Der Körper rotierte, als suche er etwas, und er machte noch einen Schritt.
Wieder das Prasseln
abprallender Stacheln.
Er war blind. Mkoll konnte das
mit einem Blick erkennen. Die Wunden der Adeptus Astartes über dem Visier waren
tief und beängstigend. Seine optischen Einheiten waren durch eine gewaltige
Kraft weggesprengt worden. Mkoll wusste, dass der Halbkreis aus verbranntem
Metall, den Dewr gefunden hatte, aus der Umrandung einer Augenhöhle des Cybot
stammte. Er stolperte bereits seit Tagen durch die Farnwälder und jagte allein
nach Geräusch.
Noch ein Schritt. Wieder das
Zischen von Kolben und ein Knurren. Wieder das Stampfen eines Hufs und ein
Regen von Stacheln. Der Cybot war jetzt nur noch
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